Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband). Andreas Brandhorst. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andreas Brandhorst
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Taschenbuch
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845331966
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enthüllen müssen. Und wir hätten sie, wenn es zum Gefecht gekommen wäre, dezimiert, wenn nicht gar ausgelöscht.«

      »Das bezweifle ich!« Bull war rot angelaufen. So tiefrot, dass Rhodan sich nicht mehr sicher war, dass sein Freund die Empörung spielte. »Habt ihr keine Augen im Kopf? Ihr müsst doch längst die Ortungsdaten analysiert haben, die während der Schlacht der beiden Flotten aufgezeichnet wurden. Diese Fremden sind uns überlegen! Ihre Offensiv- und Defensivkapazität liegt mindestens zwanzig Prozent über der unserer besten Schiffe, wahrscheinlich um über dreißig Prozent – und die Schiffe eurer Heimatflotte scheinen mir, höflich ausgedrückt, nicht auf dem allerneuesten Stand zu sein. Perry hat euch das Leben gerettet, ihr solltet ihm dankbar sein!«

      Deshwan Jankoff lehnte sich zurück. »Leistung, Leistung, Leistung – ihr Terraner lernt nie dazu, was? Ihr glaubt an Leistung, aber immer nur an die eurer Technik. Ihr vergesst darüber das eigentlich Entscheidende: den Menschen. Der Mensch macht den Unterschied.«

      »Auch wenn er in einer mehrere hundert Meter durchmessenden Stahlkapsel steckt, gegen die Gewalten anbranden, die einen ganzen Planeten pulverisieren können?«

      »Das ist genau mein Punkt: Man darf sich nicht einengen lassen.«

      »Salbungsvolle Worte – und wie wollt ihr das anstellen?«

      »Das wirst du sehen – falls man uns die Gelegenheit gibt, es zu beweisen.«

      »Ich bitte euch«, meldete sich Rhodan wieder zu Wort. »Ich denke, niemand hier am Tisch zweifelt den Mut und die Kompetenz eines der übrigen Anwesenden an, oder?«

      Schweigen antwortete ihm.

      »Na also. Immerhin sind wir bereits zum Kern unserer Besprechung vorgedrungen: der Frage, ob ein Angriff auf die Fremden überhaupt erforderlich ist.«

      »Daran hege ich nicht den geringsten Zweifel«, sagte der Oxtorner.

      »Und wieso das?«

      »Ich denke, das ist spätestens seit dem Erscheinen der zweiten Flotte und der folgenden Schlacht offensichtlich. Diese Fremden sind uns überlegen, waffentechnisch und offenbar auch, was ihre Überlichtantriebe angeht. Sie springen aus dem Stand durch den Hyperraum!«

      »Ich stimme deinem Urteil zu, Deshwan. Aber die technologische Kapazität allein stellt für sich genommen noch keinen feindlichen Akt dar.«

      »Natürlich tut sie das. Diese Fremden können ihr militärisches Potenzial jederzeit gegen uns richten. An einem Ort und zu einem Zeitpunkt, den sie allein bestimmen. Ein militärischer Schlag würde uns unvorbereitet treffen. Wir müssen ihnen zuvorkommen und ...«

      »Es ist interessant«, unterbrach ihn Bull, der sich betont lässig zurücklehnte, »dass ausgerechnet der Mann, der eben noch vom alles entscheidenden menschlichen Potenzial geredet hat, mit der Begründung von technologischer Überlegenheit auf der Gegenseite einen Angriff fordert, von dem nur eines sicher feststeht: das er eine Menge Menschenleben fordern wird.«

      Deshwan Jankoff sprang auf. »Was fällt dir ein, Terraner?« Seine Finger schlossen sich um die Kunststoffplatte des Tischs. Es knackte, und Sprünge pflanzten sich in der Platte fort. »Willst du mich beleidigen, weil dir selbst der Mut gefehlt hat, entschlossen zu handeln?«

      Rhodan sprang ebenfalls auf, bereit, zwischen die beiden Männer zu gehen. Er und Bull tauschten einen schnellen Blick aus.

      Eingreifen?, fragte Rhodan.

      Nein, kam die Antwort, ich habe ihn im Griff!

      »Nichts liegt mir ferner«, sagte Bull. Er erhob sich, beugte sich vor, in die Reichweite der Arme des Oxtorners. »Ich will nur sicherstellen, dass nicht unnötig Blut vergossen wird. Sieh mich an, Deshwan Jankoff! Ich bin Verteidigungsminister der Liga. Krieg ist mein Geschäft. Seit langer Zeit. Mein Geschäft, nicht meine Leidenschaft. Wenn es nötig wird, militärische Gewalt anzuwenden, werde ich nicht zögern, sie zu befehlen. Ich werde nicht zögern, töten zu lassen, auch nicht, selbst zu töten. Aber nur unter zwei Bedingungen: Erstens müssen alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sein. Und zweitens müssen diese Tode einen Sinn haben. Schlimmeres verhindern.«

      »Ihr Terraner hängt sehr am Leben, nicht?« Der alte Oxtorner löste seinen Griff um die Tischplatte. Bruchstücke fielen zu Boden. »Und ihr macht es euch leicht, die Bedrohung für andere klein zu reden. Terra ist weit weg. Was wäre, wenn eine fremde Flotte wie diese in der Nähe eurer Heimat auftauchte? Oxtorne ist vom Punkt der letzten Ortung lediglich fünfunddreißig Lichtjahre entfernt, Suavity nur sechsundzwanzig. Wer garantiert uns, dass die Fremden nicht jeden Augenblick über Oxtorne oder einer anderen Welt Praesepes erscheinen?«

      »Niemand«, sagte Rhodan. »Eben deshalb sind wir hier.«

      »Mit einer Hand voll Schiffe! Mir wäre es lieber, die Liga hätte uns mehr Schiffe und dafür weniger Unsterbliche geschickt!« Deshwan Jankoff fixierte Rhodan.

      Der Erste Terraner ließ sich nicht irritieren. Er war der Gute. Er würde ruhig bleiben, ganz gleich, welche Provokationen der Oxtorner ihnen entgegenschleuderte.

      »Kommandant«, sagte Rhodan beschwörend. »Die Chance, dass diese Fremden in einem besiedelten System erscheinen, ist äußerst gering. Alle bisherigen Ortungen erfolgten zwischen Systemen. Im Umkreis von einem Dutzend Lichtjahren von unserem gegenwärtigen Standort befinden sich meines Wissens nach keine bewohnten Welten, mit Ausnahme einer dünn besiedelten Eiswelt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Fremden irgendein Interesse an ihr haben könnten. Soweit wir feststellen können, beherrscht sie nur ein einziges Interesse: sich gegenseitig abzuschlachten.«

      »Das mag sein. Aber woher willst du wissen, was in den Köpfen dieser Fremden vorgeht, falls sie überhaupt welche haben?«

      »Nirgendwoher. Und deshalb schlage ich vor, dass wir versuchen, mehr über diese Fremden herauszufinden.«

      »Das haben wir versucht. Und wir haben gesehen, was dabei herausgekommen ist.«

      »Das reicht!«, brüllte Bull und sprang ebenfalls auf. »Die BANDIKOT hat gegen alle Befehle gehandelt. Deine Leute haben nicht nur sich selbst, sondern auch den terranischen Botschafter in unverantwortliche Gefahr gebracht, als sie mitten in die fremde Flotte vorstießen!«

      »Wo sie von euch im Stich gelassen wurden!«

      »Im Stich gelassen? Wie viele Leben hätten wir denn für sie opfern ...«

      »Genug!«, Rhodan hob beide Arme. »Diese Diskussion hatten wir bereits. Was geschehen ist, ist geschehen. Wir sind zusammengekommen, um zu beraten, wie wir in Zukunft besser zusammenarbeiten können, nicht, um uns gegenseitig Vorwürfe zu machen. Und ich bin der Meinung, dass wir mehr über die Fremden erfahren müssen.«

      »Nur zu, schickt eure Schiffe aus! Sucht diese Fremden!« Der Oxtorner zuckte mit den Achseln. »Die oxtornische Heimatflotte wird sich in der Zwischenzeit der Verteidigung unserer Welten widmen – und sollten diese Fremden sich auch nur einen einzigen aggressiven Akt zuschulden kommen lassen, schlagen wir los!«

      »Das ist leider unmöglich. Ich kann die Schiffe der Heimatflotte nicht freigeben.«

      »Wieso das?« Die Hände des Oxtorners griffen ins Leere, als er im Reflex die Tischkante umfassen wollte.

      »Weil wir nicht genügend haben. Wir müssen die Fremden finden, bevor sie uns finden. Aber um Praesepe ortungstechnisch wenigstens rudimentär abzudecken, brauchen wir die Einheiten deiner Flotte.«

      »Du verlangst von mir, meine Kräfte zu zersplittern? Und das angesichts eines zahlenmäßig und technisch überlegenen Gegners? Das kommt nicht in Frage. Oxtorne hat immer loyal zu Terra gestanden – nun ist es an der Zeit für Terra, zu uns zu stehen.«

      Rhodan atmete tief durch. »Deshwan, ich versichere dir, wir tun alles, was in unserer Macht steht.«

      »Das sind leere Versprechen! Wo bleibt denn die Ligaflotte?«

      Rhodan sah zu Tifflor. »Tiff?«

      Der Unsterbliche, der aus manchen Blickwinkeln Rhodan