Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Perry Rhodan
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845333458
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Moment sonderbarer Ruhe trat ein. Rings um ihn hingen Staub und wie Flitter wirkende Kunststoffteilchen im Raum. Niemand war zu sehen, bloß dieser eine Ladhone, den er gerettet hatte.

      Der Maat hielt ein Messer in der Hand und hielt es in Richtung der SCHOTE. »Du bist nicht von hier. Du gehörst nicht auf dieses Schiff. Ich sehe, dass du anders bist.«

      Tenga musste Entscheidungen treffen. Rasch. Er hatte seinem Instinkt gehorcht, indem er den jungen Ladhonen gerettet hatte. Einem Instinkt, der ihn nur selten enttäuscht hatte.

      Er schaltete ein Holobild seines Gesichts vor die SCHOTE und sagte: »Ich habe dir geholfen, du lässt mich in Ruhe abziehen. Einverstanden?«

      »Steckst du in diesem Roboter?«

      »Es gibt nicht nur Riesen wie dich in diesem Universum.« Tenga schaltete das Holobild weg und zog sich mit der SCHOTE Zentimeter für Zentimeter zurück. Er achtete dabei auf den Ladhonen. Er stand da wie eingefroren. Nur sein Drittarm bewegte sich unschlüssig und peitschte über den Boden.

      Tenga aktivierte den Deflektorschirm und verschwand in der Unsichtbarkeit.

      *

      »Das war das Dümmste, was du jemals getan hast, Sholotow«, sagte KORN, nachdem Ruhe eingekehrt war. »Du hast aller Aufmerksamkeit auf dich gezogen. Und du hast dich dem Jungen gezeigt. Er wird mit seinen Vorgesetzten reden.«

      »Unsinn!« Tenga griff nach seiner Nervenberuhigungspraline und ließ sie auf der Zunge zergehen. Doppelnougat-Wasabi. »Ich war bloß ein ladhonischer Roboter, der zufällig in der Nähe war und die explodierende Maschine fort von den Maaten und Ausbildern gelenkt hat. So, wie es mir meine Routinen befohlen haben. Und dabei wurde ich leider ebenfalls vernichtet.«

      »Damit kommst du nicht durch, Sholotow. Die Ladhonen werden eine genaue Überprüfung vornehmen und feststellen, dass wir Eindringlinge sind. Kameras der Flapper waren auf das Geschehen gerichtet. Sie werden feststellen, was wirklich geschehen ist.«

      »Wir waren hinter all dem Explosionsstaub verborgen. Der Kunststoffflitter hat uns geschützt.« Tenga schluckte den Rest der Praline hinunter.

      »Was ist mit dem Maat?«

      »Er hätte mich verraten können. Er hätte den Raum sperren lassen können. Hat er aber nicht getan. Er hat sich dafür revanchiert, dass ich ihn gerettet habe. Er folgt einer Art Ehrenkodex.«

      »Er wird es sich anders überlegen. Schließlich muss er befürchten, dass das Schiff durch uns gefährdet wird.«

      »Mag sein. Aber bis dahin wird einige Zeit vergehen. Wenn wir es innerhalb der nächsten 24 Stunden nicht schaffen, zu den gefangenen Olubfanern vorzudringen und sie zu befreien, werden wir die POD-2202 ohnedies verlassen und zur BJO BREISKOLL zurückkehren.« Tenga holte tief Luft. »Wir haben dank des Krillroboters immer noch alle Chancen, unsere Mission zu erfüllen. Unser Zeitfenster ist ein wenig kleiner geworden. Das ist alles.«

      *

      Der Krillroboter war ein einfach gestricktes Ding, das nicht allzu viel über die Technik der Ladhonen verriet.

      »... um es mal so zu formulieren: Er ist dumm!«, sagte Tenga und verschluckte eine Frustpraline – Maharanikrokant auf Knusperbett – auf einem Happs. »Gut geschützt, aber dumm.«

      »Weil er nur in der Gesamtheit funktioniert. Das habe ich dir doch gesagt. Je größer der Schwarm, desto intelligenter der positronische Verbund. Ich habe dir die Verbundkomponenten beschrieben. Vierzig oder fünfzig der Krills würden einen hochintelligenten Rechner ergeben.«

      »Wir haben aber nur diesen einen, und der wehrt sich heftig dagegen, dass wir ihm sein Wissen entlocken.«

      Tenga hatte die SCHOTE in der stillen Ecke eines kleinen, versteckten Lagers untergebracht. Erstmals seit Stunden hatte er seinen Liegearbeitsplatz umgedreht und ruhte nun in einer angenehmen Sitzposition. Er hatte eine anständige Mahlzeit zu sich genommen und sich Beine sowie Arme massieren lassen.

      Der Mechanoide lag vor ihm auf einer Arbeitsplatte, in mehrere Einzelteile zerlegt. Mikrominiaturisierte Energie-Packs, einige Schaltelemente, Taster, Sensoren, Messgeräte, Energieumformer, integrierte Antennen waren als solche zu erkennen.

      Die eigentliche Mikropositronik, kaum einmal drei Millimeter lang und kugelrund, wurde derzeit durch KORN bearbeitet. Dünne, kaum erkennbare Fäden glitzerten im Rotlicht, das im Inneren der SCHOTE herrschte. Sie waren die verlängerten Arme von KORN.

      Es war ein ungleicher Kampf der Positroniken, der zugunsten des siganesischen Rechners ausgehen würde. Noch aber hielt der Krill Informationen zurück. Es bedurfte einigen Aufwands, um keine Selbstzerstörung der ladhonischen Einheit heraufzubeschwören.

      Vor mehr als 24 Stunden hatte sich die SCHOTE am Ponton der POD-2202 verankert. Es war an der Zeit, dass sie Fortschritte machten.

      »Ich habe die Positronik geknackt«, sagte KORN mit unaufgeregt klingender Stimme.

      »Dann gib mir, was du rausgefunden hast.«

      »Die Übersetzungsprogramme laufen. Es wird ein paar Minuten dauern, bis ich die Rechnerinhalte für dich aufbereitet habe.«

      Das war zu erwarten gewesen. Die Strukturen der Ladhonen erforderten eine Anpassung der Denkweisen.

      KORN musste nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner suchen und auf ihm aufbauen, um eine Übersetzung zu gewährleisten.

      Tenga lutschte genüsslich eine Geduldspraline – entspannende Rose-Marzipan-Canache – , während er die Hardware des Krills in Augenschein nahm. Die Arbeit war zwar nicht sonderlich elegant, aber nur ein Siganese oder zumindest ein Swoon hätte sie besser hinbekommen. Große hingegen nicht.

      Mehrere zweidimensionale Holobilder erschienen, Informationen liefen über den Bildschirm; zu schnell, um aus ihnen schlau zu werden. Die Daten des Krills fanden allmählich zu Gruppen und Themenkreisen zusammen, verteilten sich, zerfaserten und vernetzten sich wieder.

      »Bitte sehr, Sholotow«, sagte KORN und brachte einige Informationsblöcke zum Aufleuchten.

      »Das ist ein Strukturplan der POD-2202 mit Löchern, die so groß sind wie die von ausgetretenen Wanderschuhen eines Haluters«, sagte Tenga. »Das hier allerdings«, er griff auf ein Bild zu und vergrößerte es, »scheint einer der Hyperfunksender zu sein. Im Vorderteil des oberen Schiffskeils.«

      Tenga identifizierte die Position mehrerer Waffensysteme, der Antriebsbereiche, einiger Energiespeicher und der Zentrale.

      Ein Lager tat es ihm besonders an, denn in ihm wurden »erbeutete Sicherstellungen« gesammelt. Erstmals bekam Tenga Hinweise auf olubfanische Güter. Die Ladhonen hatten offenbar nicht nur Olubfaner entführt, sondern auch Positronikteile mitgehen lassen, Kleinmaschinen aller Art, Schutzanzüge, Waffen, Datenspeicher ...

      »Sie lernen von ihren Opfern«, sagte Tenga zu sich selbst. »Wenn ich diese Informationen richtig deute, beschäftigen sich die Maate mit diesen Beutestücken und analysieren sie.«

      »Sie werden diese Sachen verkaufen«, behauptete KORN. »Nach allem, was wir wissen, sind sie nun mal Weltraumpiraten.«

      Tenga suchte weiter – und wurde rasch fündig. Er entdeckte einen Raum, der markiert war. Weil er von »Beute« belegt wurde.

      »Eine ehemalige Übungshalle, die die Ladhonen zum Gefängnis umgebaut haben«, sagte er und grinste zufrieden. »Das Risiko mit dem Krillroboter hat sich also gelohnt.«

      »Ich hätte eine Zusatzinformation«, sagte KORN.

      »Und zwar?«

      »Du hattest besonderes Interesse an diesem Adh Arradhu.«

      »Der Junge, dem ich geholfen habe? – Was ist mit ihm?«

      »Arradhu hinterlässt bei seinen Ausbildern regelmäßig einen schlechten Eindruck, insbesondere bei Nandh Nadhama. Er gilt als Versager.«

      »Sonderbar. Ich hatte einen ganz anderen Eindruck. Vielleicht ist er ihnen nicht risikobereit