Mission SOL 2020 / 4: Im Sphärenlabyrinth. Hermann Ritter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hermann Ritter
Издательство: Bookwire
Серия: PERRY RHODAN-Mission SOL 2
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845351452
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kannst du uns erklären, wie du dir eine vertrauensvolle Zusammenarbeit vorstellst, wenn du dein Leben an das Schicksal der SOL und ihrer Besatzung koppelst.«

      »Wie meinst du das?«

      Rhodan gab ihr keine Antwort, sondern aktivierte die Bildwiedergabe. Ein Hologramm baute sich auf, in dem die Ereignisse der vergangenen zwei Stunden im Zeitraffer dargestellt waren. Das Raumschiff der Ritterin, eine tetraederförmige Schlachtspitze, war in seiner ganzen Pracht zu sehen. Dann teilte es sich. Aus dem großen Tetraeder wurden kleinere, vier- und fünfflächige Pyramiden, bis es am Ende über tausend Segmente waren. Die Kleinschiffe nahmen Kurs auf die SOL. Sie flogen in die Hangars des Hantelraumers, deren Außenschotten hierfür weit offen standen.

      Der Bildausschnitt wurde größer. Man sah, wie eins der Raumboote im Hangar zur Ruhe kam. Dann schienen Teile des Pyramidenfahrzeugs nach unten zu fließen. Qumishas erster Gedanke war an einen Grießbrei, der überkochte, außen die Seiten des Topfs hinunterfloss und sich wie eine lebendige Masse auf die Herdplatte ergoss. Sie wusste aber, was in Wahrheit passiert war – die kleinen Raumschiffe hatten sich mit der SOL verbunden.

      Rhodan ergriff wieder das Wort. Er deutete auf die Darstellung. »Sie sind jetzt ein untrennbarer Teil der SOL. Auf molekularer Ebene sind die SOL und jede dieser tausend Pyramiden gekoppelt. Ja, wir haben es überprüft – mit unseren Mitteln ist diese Verbindung nicht einfach zu trennen.«

      »Das war der Plan«, gab die Ritterin zu. »Dieser Zustand kann nur von mir geändert werden. Es ist in eurem Interesse, dass ich dazu in der Lage bleibe.«

      Qumisha konnte kaum an sich halten. »Denn sonst ist der Soloniumrumpf der einzige Teil der SOL, der übrig bleiben wird, wenn deine Schiffe explodieren. Jedes Deck, jede Kabine, alles Leben an Bord wird mit einem Wimpernschlag vernichtet, wenn du entscheidest, dass es so weit ist. Die SOL wird zu einer leeren Dose, einer leblosen Hülle.«

      »So einfach ist es nicht«, korrigierte Rhodan. »Wenn ich es richtig verstanden habe, ist es eine Totmannschaltung, welche die Sprengung auslösen würde. So wie ganz früher auf der Erde. In den Eisenbahnzügen gab es solche Einrichtungen. Wenn ein Zugführer nicht regelmäßig eine Schaltung betätigte, weil er ohnmächtig oder vielleicht sogar tot war, blieb der Triebwagen automatisch stehen. Aber dieses Verfahren indes ist viel perfider. Die SOL kommt nicht lediglich zum Stehen, wenn dir etwas zustößt. Sie wird vernichtet.«

      Nichts in der Miene der Ritterin ließ erkennen, dass sie von Rhodans Worten verletzt oder betroffen war. »Es ist nicht ganz richtig. Ich muss die Schaltung nicht regelmäßig betätigen. Das ließe zu viele Möglichkeiten offen. Nur wenn mir etwas zustößt, wenn ich also in BARILS Diensten zu Tode komme, wird die SOL vernichtet.«

      »Aber warum?« Qumisha verstand die Logik nicht, die Lebewesen zu solchen Vorkehrungen drängte.

      »Weil BARIL meinen Orbiter testen will. Dein bisheriges Verhalten hat nicht dafür gesorgt, dass ich dir bedenkenlos traue. Ganz im Gegenteil.«

      Qumisha gab nicht auf. Immerhin war es ihr Schiff, ihre Verantwortung, über die da entschieden wurde. »Was, wenn du aus natürlichen Gründen stirbst? Durch das Alter, durch eine Krankheit, durch eine Vergiftung oder tatsächlich im Kampf? Koppelst du dein Leben tatsächlich an das Leben aller Wesen an Bord der SOL?«

      »Ja.«

      »Warum?« Die Wut platzte aus Qumisha heraus.

      »Weil BARILS Wege für Sterbliche wie verschlungene Pfade sind, die durch Sümpfe voller Mangroven führen, nur von Holzbohlen getragen, deren Sicherheit dem Fuß des Schreitenden zweifelhaft erscheint. Doch wer BARILS Wirken kennt, der weiß, dass jener Weg, der BARIL wohlgefällig ist, so weich und sanft ist wie ein Kiesweg, der durch einen Garten führt, den die Hand des Gärtners dem Auge erfreulich gestaltet hat.«

      Qumisha war so verblüfft, dass sie keinen Gedanken daran verschwendete, darüber nachzusinnen, was die Ritterin womöglich im Original gesagt hatte. Schon die Übersetzung reichte aus, um neben ihrer Wut ein Gefühl der Konsternation zu erwecken. Ich bin nicht Kommandantin der SOL geworden, um mich mit solchen hohlen Phrasen zutexten zu lassen!

      Rhodan versuchte es noch einmal. »Gibt es für deinen Orbiter die Möglichkeit, diesen Impuls zu unterdrücken, wenn dir etwas geschieht, für das wir nicht verantwortlich sind?«

      »Nein.«

      Bevor Qumisha auf diesen letzten Affront reagieren konnte, verblasste das Holo und wurde durch eine schnell blinkende Hinweisleuchte ersetzt.

      »Unser Gespräch muss warten.« Rhodan hatte sofort auf die neue Situation reagiert. Er drehte sich zu seiner Station.

      »Was ist das?«, fragte die Ritterin.

      »Ein Notsignal« Qumisha war froh, dass es etwas gab, was die Ritterin nicht sofort wusste.

      »Von wem?«

      »Augenblick.« Rhodan neigte den Kopf leicht zur Seite, während er dem auf ihn gerichteten Akustikfeld lauschte. »Der Code stammt von Danton – es ist von der CALAMAR!«

      A-Kuatond wartete ruhig, dass Rhodan die Informationen weitergab. Qumisha fiel es schwerer, die Kontrolle zu behalten. Was wusste die Ritterin über die CALAMAR, über das Verhältnis zwischen Rhodan und Danton?

      Rhodan hob den Kopf und sah die beiden an. »Wie gesagt – das Notsignal stammt von der CALAMAR, einem Beiboot der SOL. Es hält sich unter dem Kommando von Roi Danton derzeit im Mauritiussystem auf.«

      »Ich kenne kein System dieses Namens.« Die Ritterin fragte nicht nach, warum es ein Beiboot der SOL gab, von dessen Schicksal sie nichts wusste. Entweder wollte sie darauf nicht eingehen – oder sie konnte es nicht, weil ihr die grundlegenden Informationen fehlten.

      Ein Punkt für uns.

      »Es gibt auf meinem Heimatplaneten eine Inselgruppe, die Mauritius heißt. Aber ich glaube nicht, dass es hier als Namen für ein Sonnensystem herhalten muss. Eher vermute ich, dass es eine Anspielung auf den heiligen Mauritius ist.«

      »Orbiter, auch dieser Name ist mir nicht bekannt.«

      »Mauritius ist eine mystische Figur meiner Welt, unserer Geschichte. Er war eine Art berühmter Schlachtenlenker, ein heroischer Kämpfer für seinen Glauben.«

      »Es gibt nur einen wahren Glauben, und das ist der an BARIL.«

      Der heilige Mauritius der orthodoxen Kirche auf der Erde und die Ritterin BARILS hätten einander wohl gut verstanden. Qumisha war abermals überrascht von der Engstirnigkeit dieser Ideologie der Ritterin, die alle fremden Kulturen nur unter einem einzigen Blickwinkel betrachten konnte.

      »Ich glaube nicht, dass es um die Frage von Religion geht«, sagte Rhodan. »Eher darum, dass dieser Mauritius eine Art Schirmherr ist. Ein Schutzheiliger der Waffenschmiede, wenn dir diese Darstellung besser gefällt.«

      »Eine menschliche Analogie?« A-Kuatond überlegte einen Augenblick. »Gebt mir die Koordinaten. Dann kann ich feststellen, von welchem System ihr sprecht.«

      Rhodan übermittelte ihr die Angaben. Die Ritterin nahm Verbindung mit ihrem Schiff auf. Dabei wurde sie automatisch abgeschirmt, sodass Qumisha und Rhodan kein Wort ihrer Anfrage oder einer Antwort mithören konnten.

      »Zu diesen Koordinaten ist mir nichts bekannt, was auf bewohnte Welten hinweist«, sagte A-Kuatond dann, »schon gar auf nicht die Existenz von etwas, das der Beschreibung einer Waffenschmiede entsprechen könnte.«

      Um zu vermeiden, dass Perry Rhodan mehr über Roi Dantons Rolle beim Flug der CALAMAR offenbaren musste, ergriff Tess Qumisha das Wort. »Mitglieder meiner Besatzung sind dort in Gefahr! Ich bitte darum, dass die SOL dem Notruf sofort folgt.«

      A-Kuatond überlegte einen Moment. »Die SOL muss voll einsatzbereit sein, wenn BARIL eine Mission anordnet. Jedes Wesen ist BARIL wichtig. Ich genehmige diese Rettungsmission – aber versteht mich nicht falsch: Ich bin sofort bereit, diese abzubrechen, wenn eine wichtigere Aufgabe unserer harrt!«

      Was kann wichtiger sein als das Überleben von Besatzungsmitgliedern? Doch Qumisha hatte inzwischen