Perry Rhodan 2901: Das Goldene Reich. Michael Marcus Thurner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Marcus Thurner
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Erstauflage
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845329000
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Bei erhöhter Sternendichte überwogen die Nachteile des Antriebs die Vorteile bei Weitem.

      »Was haben die Thoogondu bloß mit ES zu tun?«, fragte ich Sichu.

      »Interessant finde ich, dass Saaperid ausschließlich vom Wanderer sprach. Und von einem alten Feind. Es muss Animositäten zwischen den Thoogondu und der Superintelligenz gegeben haben, die ins ... hm ... Persönliche reinspielten. Als hätte ES ihnen persönlich übel mitgespielt. Schließlich nennen sie sich wohl das Vertriebene Volk.«

      »Du begehst den Fehler, eine Superintelligenz in ihrer Denkart und ihren Handlungsweisen mit uns normalen Lebewesen auf eine Stufe zu stellen. Derartige Vergleiche müssen schiefgehen.«

      »Mag sein. Was ist aber, wenn die Thoogondu diese Unterscheidung nicht treffen? Wenn sie sich ES gleichberechtigt fühlen?«

      »Daran glaube ich nicht. Saaperid machte den Eindruck, als wüsste er, in welchen Sphären sich ES bewegt.«

      »Na schön. Ein anderes Thema: Was wissen die Thoogondu über die Hintergründe, die zum Verschwinden von ES führten? ES war schon öfter einmal weg, aber so definitiv und langfristig wie derzeit noch nie.«

      Ich seufzte tief. »Selbst wir wissen längst nicht alles darüber. Alles, was uns mitgeteilt wurde, ist, dass die Milchstraße einerseits ES keinen passiven Anker mehr bietet und andererseits sogar Superintelligenzen geradezu aktiv abstößt. Vermutlich, jedenfalls. Die Eiris, die dafür verantwortlich ist, zählt nicht eben zu den am besten erforschten Wissenschaftsgebieten.«

      »Wir sind dran«, sagte Sichu und lächelte. »An Fragen zur Eris allgemein und zu jener von ES speziell. Aber das braucht Zeit.«

      »Du hast recht.« Ich erhob mich und streckte mich. »Kümmern wir uns um die wichtigen Angelegenheiten.«

      »Das heißt?«

      »Wir werden uns von diesem Saaperid nach Thooalon geleiten lassen. Aber wir werden Sicherheitsvorkehrungen treffen.«

      Ich erzeugte ein Holo und ließ eine Bildverbindung zu Farye Sepheroa-Rhodan erstellen. Meine Enkelin meldete sich augenblicklich.

      »Guten Morgen«, sagte ich, der offiziellen Bordzeit angemessen.

      »Du brauchst mich?«

      Das strahlende Lächeln wirkte auf mich wie an jenem Tag, da ich sie kennengelernt hatte. Sie war ein ganz besonderer Sonnenschein – und ich arbeitete gerne mit ihr zusammen. »Ja. Was hältst du von einem kleinen Ausflug an Bord der BJO BREISKOLL?«

      Farye runzelte die Stirn. »Du brauchst mich als Eingreifreserve?«

      »Dich und die Truppen des Ersten Raumlandebataillons. Deine Leute also, Frau Oberstleutnant.«

      »Das lässt sich machen, Zivilist Rhodan«, sagte Farye unbeschwert. »Wie lautet der Auftrag?«

      »Vorerst gibt es keine Anweisungen. Du wirst dich in Bereitschaft halten und warten. Mag sein, dass unser Besuch bei den Thoogondu absolut friedlich verläuft und die BJO BREISKOLL nach einigen Tagen langweiligen Manöverflugs an der RAS TSCHUBAI andocken darf. Doch die Erfahrung lehrt, dass es bei Erstbegegnungen immer zu Problemen oder Missverständnissen kommen kann. Für den Fall der Fälle möchte ich einen meiner fähigsten Offiziere samt einem Haufen Elitesoldaten in Rufweite wissen.«

      »Du schmeichelst mir, Großvater.«

      »Wollte ich dir schmeicheln, würde ich dich nicht auf deine Karriere ansprechen, sondern dir sagen, wie toll du aussiehst.«

      »Dafür bekommst du ausgiebig Gelegenheit, wenn ich außer Dienst bin.« Farye zeigte ein kurzes und exakt bemessenes Lächeln, bevor sie wieder ernst wurde. »Wann bekomme ich meinen Marschbefehl?«

      »In den nächsten zehn Minuten. Sieh zu, dass deine Leute an Bord der BJO BREISKOLL gelangen. Du schleust aus, bevor das Rendezvous mit Saaperid stattfindet.«

      »Verstanden, Sir.« Farye grüßte militärisch zum Abschied, das Holo fiel in sich zusammen.

      »Sie ist etwas ganz Besonderes«, sagte Sichu neben mir.

      »Das ist sie. Umso mehr bedauere ich, dass ich sie schon wieder für einen Spezialauftrag heranziehe. Mir wäre es lieber gewesen, sie hätte sich nicht auf der RAS TSCHUBAI um einen Posten beworben.«

      »Sie ist eine der Besten, Perry. Sie hat eine ausgezeichnete militärische Reputation, ihre Flugkünste sind unbestritten – und sie ist eine Führungspersönlichkeit. Sie gerät eindeutig nach dir.«

      »Und sie ist meine Enkelin. Ich habe nicht sonderlich viel Verwandtschaft. Und ausgerechnet sie riskiert bei jedem Einsatz ihr Leben.«

      »Sie ist eine reife und selbstbewusste Frau, die sehr wohl auf sich aufzupassen weiß. Abgesehen davon, dass sie auch in dieser Hinsicht nach dir gerät. Farye und du – ihr seid von einem Stamm. Also lass sie ihren Weg gehen und akzeptier endlich, dass der nicht unbedingt der einfachste ist.«

      »Schon gut, schon gut.« Sichu hatte recht. Aber mein Familienleben war nie besonders gelungen verlaufen. Von all meinen Kindern war mir keines geblieben. Ich sehnte mich nach dem kleinen Glück, wenigstens meine Enkelin vor all dem bewahren zu können, was üblicherweise auf die Familie Rhodan einprasselte.

      Ich löste mich von diesen Gedanken, bevor sie zu sehr auf mir lasteten. Ich definierte die Befehle an Oberstleutnant Farye Sepheroa-Rhodan und an die Schiffsführung des MARS-Kreuzers mit der Eigenbezeichnung BJO BREISKOLL. Ich gab einige Verhaltensmaßregeln weiter, holte mir das Okay des Schiffskommandanten Holonder und schickte die Anweisungen weiter.

      Nur fünf Minuten später bekam ich von der BJO BREISKOLL das Bereitschaftssignal. Ich gab die Starterlaubnis, der Kreuzer löste sich aus seiner Parkmulde in der oberen Kugelhälfte der RAS TSCHUBAI.

      Das Fehlen des Schiffs würde auffallen. Doch ich wusste, was ich Saaperid zu sagen hatte, falls er mich darauf ansprach.

      4.

      Die Besatzung

      Myrrdin Hawk

      Er erwachte von seinem eigenen Schrei. Er wollte um sich schlagen und konnte nicht. Er fühlte sich beengt, in seinen Bewegungen eingeschränkt, hilflos. Bänder wanden sich um Myrrdins Brust. Sie hinderten ihn am Aufstehen. Er konnte dem Feuer nicht entkommen, der Hitze, dem Chaos, dem Tod ...

      »Es ist alles in Ordnung, Myrrdin«, hörte er eine tiefe und klare Stimme. »Öffne die Augen und sieh dich um. Du liegst in deiner Kabine an Bord der RAS TSCHUBAI. Ich bin Karthäuschen, dein persönlicher Betreuer. Ich sorge dafür, dass dir nichts geschieht.«

      Hawk wand sich, er warf sich hin und her. Der Druck um seine Brust ließ nicht nach. Doch er musste weg, musste in seinen Gleiter springen und flüchten. Die Sonne, sie würde ihn verbrennen ...

      Hawk fühlte Kälte in seinem Gesicht. Ein stechender Geruch ließ ihn nach Luft schnappen.

      »Mach die Augen auf, Myrrdin!«, hörte er dieselbe Stimme wie zuvor, und diesmal gehorchte er.

      Er blickte gegen die Decke eines karg eingerichteten Raumes. Die Wände waren weiß und kahl. Nur in einer Ecke des Zimmers hing ein etwa kopfgroßes Bild. Es zeigte sonderbare Kritzeleien.

      Hawk erinnerte sich: Dies war die Vergrößerung einer Zeichnung, die Cascard Holonder vor Jahren gefertigt hatte. Holonder, der Kommandant der RAS TSCHUBAI. Er hatte unzählige dieser Bilder angefertigt, während er mittels der SERT-Haube das Schiff kraft seines Geistes gesteuert hatte.

      Die Kritzeleien entsprangen Holonders Unterbewusstsein und entzogen sich meist jeder tieferen Deutung. Doch es galt als gesichert, dass sie auf manche Lebewesen eine beruhigende Wirkung ausübten. So auch auf ihn.

      »Ich bin wieder da«, sagte Hawk leise und starrte auf das Bild. »Du kannst mich losbinden.«

      Der Druck um seine Brust ließ nach. Karthäuschen trat näher an ihn heran.

      »Die Albträume werden weniger werden«, versicherte