Grundlagen des NPL-Geschäftes. Группа авторов. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

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Издательство: Bookwire
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Жанр произведения: Зарубежная деловая литература
Год издания: 0
isbn: 9783956471537
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Euro-Staaten die Risiken in ihren Bankensektoren ausreichend reduziert haben. Relevant dafür sind insbesondere die notleidenden Kredite. Sie dürfen nicht mehr als 5% brutto (also vor Abzug der Rückstellungen) und 2,5% netto (nach Abzug der Rückstellungen) aller Kredite ausmachen. Die Formulierung der Euro-Gruppe lässt aber Spielräume bei der Interpretation zu. So scheinen rückläufige, aber zu hohe NPLs u.U. akzeptabel.[21] Eine vorzeitige Einführung des ESM-Backstops nur für einzelne Euro-Staaten ist ausgeschlossen. Möglich ist jedoch, dass der Backstop ab 2020 zwar für die gesamte Euro-Zone, aber in einem beschränkten Umfang eingerichtet wird. Eine entsprechende Änderung des intergouvernementalen Abkommens (Intergovernmental Agreement (IGA)) zum SRF wird angestrebt.

      Die NPL-Quote in der Euro-Zone ist nach wie vor hoch im internationalen Vergleich und innerhalb der Euro-Zone sehr heterogen. Zwar sank die NPL-Quote im gewichteten EU-Durchschnitt zwischen März 2017 und Juni 2020 von 4,8% auf 2,9%. Das kommt einer Reduzierung um 39,6% gleich. Die Unterschiede innerhalb der Euro-Zone bleiben jedoch beträchtlich (Abbildung 1). Seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie im Frühjahr 2020 steigt die NPL-Quote in der Euro-Zone wieder an, wenngleich – vorerst – nur sehr moderat.

      Abbildung 1: NPL-Quote in der Euro-Zone

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      Quelle: EBA Risk Dashboard

      Im Juni 2020 überschritten nur sieben Mitgliedstaaten der Euro-Zone den gewichteten EU-Durchschnitt von 2,9% an NPLs. Besonders deutlich war dies der Fall in Griechenland (30,3%) und Zypern (15,5%). Auch Italien (6,1%) und Portugal (5,7%) überschreiten den Durchschnitt sehr deutlich vor Irland (4%), Malta (3,5%) und Slowenien (3,2%). Deutlich geringer sind die absoluten Unterschiede zwischen den NPL-Quoten der zwölf übrigen Euro-Staaten (Abbildung 2).

      Abbildung 2: NPL-Quote im EU-Vergleich

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      Quelle: EBA Risk Dashboard

      Mit Ausnahmen von Luxemburg, Estland und Finnland konnten alle Euro-Staaten ihre NPL-Quote seit 2016 reduzieren (Abbildung 3). In den genannten Staaten ist die NPL-Quote allerdings sehr gering.

      Abbildung 3: NPL-Quoten in den Euro-Staaten seit 2016

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      Quelle: EBA Risk Dashboard

      Von den sieben Euro-Staaten mit einer überdurchschnittlich hohen NPL-Quote weisen nur zwei eine unterdurchschnittliche Reduzierung ihrer Quote auf. Während die NPL-Quote in der EU seit Juni 2016 um 46,3% sank, fiel sie in Griechenland und Malta um lediglich 35%. Die stärksten Rückgänge sind in Slowenien (–83%), Irland (–73%), Portugal (–72%) und Zypern (–67%) zu beobachten. Italien konnten die Quote 63% reduzieren. In Euro-Staaten mit einem geringen Bestand an notleidenden Krediten, wie Luxemburg, Finnland und Estland, blieb die jeweilige NPL-Quote hingegen unverändert oder stieg auf niedrige bis moderate Niveaus an (Abbildung 4).

      Abbildung 4: Prozentuelle Reduzierung der NPL-Quoten

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      Quelle: EBA Risk Dashboard

      Dieser Abschnitt schildert die wichtigsten prudentiellen Vorschriften für notleidende Kredite auf europäischer Ebene. Es werden die gesetzlichen Vorschriften der Säule I (Abschnitt 4.2), die aufsichtlichen Erwartungen der Säule II (Abschnitt 4.3) sowie deren Verhältnis zueinander (Abschnitt 4.1) thematisiert.

      Vor dem Hintergrund dieser Diskussion wurde der EU-Gesetzgeber aktiv. Die EU-Kommission schlug am 14.03.2018 ein Paket mit Vorschlägen zu notleidenden Krediten vor. Teil dieses Pakets war ein Vorschlag zur Einführung von Mindesteigenkapitalvorschriften zur Unterlegung von NPLs durch entsprechende Änderungen der Eigenkapitalverordnung; eben eine solche Änderung in Säule I, die das Europäische Parlament für sich beansprucht hatte.

      Die EZB hatte solange abgewartet. Sie verzichtete auf die Anwendung des Draft Addendums ab Januar 2018. Stattdessen legte sie nur einen Tag nach dem EU-Kommissionsvorschlag, also am 15.03.2018, ihre finale Version des Addendums vor. Es liegt nahe, hier von einer Abstimmung zwischen der EU-Kommission und der EZB auszugehen.