Atlan 564: Auf geheimen Wegen. Hans Kneifel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hans Kneifel
Издательство: Bookwire
Серия: Atlan classics
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845344386
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die Robotfabriken des Schiffes zu neuer Aktivität angelaufen. Die Mitarbeiter, Programmierer und alle, die sich mit den Anlagen beschäftigten, hatten sich mit grimmigem Eifer an die Arbeit gemacht.

      Oserfan unterbrach Atlans flüchtige Überlegungen und sagte kurz:

      »Erste Transmitteraktivitäten. Schaltzeiten erfolgen nach Plan.«

      Atlan sah die Anzeigen eines winzigen Sichtschirms, nickte zufrieden und antwortete zufrieden:

      »Sehr schön. Durch den auffallenden Verkehr der Schiffe und die Transmitteremissionen werden wir Tdibmufs hoffentlich gehörig verwirren!«

      »Davon gehen wir aus!«, bekräftigte Hayes aus der SOL.

      Ebenfalls aus der Zentrale der SOL wurde nach einem vorsichtig kalkulierten Plan der seltsame Gastgeber verständigt. Hayes ging in einzelnen Abschnitten vor. Je länger die bisher deutlich erkennbare Hauptperson dieser verblüffenden kosmischen Rätselwelt im Unklaren gelassen wurde, desto sicherer konnten sich die Solaner fühlen. Die ersten Schiffe waren also inzwischen auf der Ebene gelandet, hatten die mitgeführten Transmitter aufgestellt und aktiviert.

      Die ersten Hosties gingen durch die Transmitter.

      Der seltsame Name war für die Gäste Tdibmufs' geprägt worden. Es waren nämlich keine Menschen.

      Das auffallende Geschehen auf den Ortungsanlagen, über die zweifellos auch Tdibmufs verfügte, dazu die vielen Transmitterschocks, die er ebenso sicher anmessen konnte und würde, sollten ihn verwirren. Etwa dreißigtausend Hosties befanden sich in den Raumschiffen und bewegten sich aus mehreren Transmittern heraus, um sich anscheinend fröhlich, entspannt und nichtsahnend über die paradiesischen Zonen der Landschaft im Nichts auszubreiten.

      Alle Hosties waren Roboter!

      Sie waren nach mehr als zwei Dutzend Originalen hergestellt worden. Sie sahen aus wie Solaner!

      Natürlich, sagten sich Atlan und Hayes, würde diese Täuschung nicht lange wirken. Die etwa hundert echten Solaner, die zwischen den Hosties aus den landenden Schiffen kamen oder die Transmitterschenkel passierten, waren die wirklich handelnden Faktoren dieses schwierigen Einsatzes.

      Während die Jets und die Korvetten in wirren Flugbahnen, sowohl ihre Positionen als auch die Geschwindigkeiten ständig verändernd, sich auf die einzigartige, künstliche Landschaft der Scheibe zubewegten, hielten sich BINGO I und II jeweils im Zentrum einer besonders dichten Ballung von Flugkörpern.

      »Je mehr wir uns der ›Landschaft‹ nähern«, sagte Sanny plötzlich, die ununterbrochen die Nebelzone, den Reflex des Zentralkegels über der Ebene und die schroffen Bergspitzen der Formation betrachtet hatte, die von den Solanern Alpenin getauft worden waren, »desto weniger traue ich Tdibmufs.«

      »Kannst du endlich deine Abneigung begründen?«, fragte Vorlan. Er bewegte die Jet inmitten eines kleiner gewordenen Pulks anderer Schiffe auf jenen Teil der Landschaft zu, die auf der hinteren Seite des Gebirges lag. Also im »Norden«, wie es die Ortung der SOL definiert hatte.

      Auch viele bereits vorhandene Roboter waren umgestaltet worden. Eine äußere Hülle war aufgebracht worden, eine Täuschung, die ihnen das Aussehen von Menschen verlieh und die unsichtbaren, unbekannten Machthaber der Landschaft im Nichts verwirren sollte. Eine wahre Heerschar von angeblich Urlaubssuchenden würde binnen kurzem sich über das Feriengebiet ergießen.

      »Nein!«, antwortete die Molaatin nach einiger Zeit des Nachdenkens. »Ich bin aber sicher, dass Bjo mit seiner Vorsicht Recht hat.«

      Das Vorhaben, das Hayes und Atlan gestartet hatten, war nicht nur gut vorbereitet, sondern entsprach langer und intensiver Überlegung.

      Ob zu Recht oder nicht, vermuteten die beiden Verantwortlichen einen hinterhältigen Plan, der möglicherweise von Tdibmufs ausgeheckt worden war. Aber ebenso wahrscheinlich war, dass Tdibmufs nur ein Werkzeug war wie beispielsweise die Metallmenschen oder die Libellenmenschen.

      Für Hayes und Atlan stand fest, dass man die Solaner aus dem Schiff locken wollte. Deshalb dieses großangelegte Täuschungsmanöver.

      Warum die Besatzung das Schiff verlassen und sich bis auf den letzten Mann in der Landschaft im Nichts verlieren sollte, war für beide Verantwortliche noch unklar. Aber die Falle würde auf diese Weise nicht funktionieren; in kosmischen Verschwörungen und den Versuchen, ihnen elegant auszuweichen, war Atlan ein wahrer Meister.

      Auch nur deshalb, sagte sein Logiksektor, weil dein Misstrauen dir keinen anderen Ausweg mehr offen ließ.

      Atlan nickte schweigend; genau dies traf zu. Die wahren Machthaber hinter dieser illusionären Landschaft waren unbekannt; offensichtlich schienen sich die Herren von Tdibmufs nicht einig darüber zu sein, mit welchen Mitteln die Solaner von Bord gelockt werden sollten.

      Von der SOL kam die verschlüsselte Durchsage:

      »Aktion verläuft bisher nach Plan.«

      Atlans Ziel war der Zentralkegel. Das seltsame Bauwerk befand sich südlich der höchsten Erhebungen des Alpenin-Gebirges und östlich der Zone im Nebel. Es galt als sicher, dass der Vorstoß schwierig und gefährlich sein würde. Zwischen dem Gebirge und dem Rand der Scheibe, deren glatter Fels im Licht der Sonne an einigen Stellen grelle Reflexe warf, befand sich ein schmaler Streifen Land, innerhalb dessen es keine feststellbaren Siedlungen gab. Es schien sich um wildes, unbewohntes Land zu handeln. Die Fernortung hatte keinerlei Spuren oder Bewegungen feststellen können – aber in diesem Land war Illusion alles, die Realität wandelte sich ständig.

      »Auch wir gehen nach Plan vor«, bestätigte Atlan halblaut.

      In langsamem Flug driftete ein Schwarm von Schiffen, der sich in zwei wolkenähnliche Zusammenballungen geteilt hatte, auf die sichelförmige Landfläche zu. Ununterbrochen gingen die Informationen hin und her. Auf den Monitoren der beiden Jets zeichneten sich die aufgenommenen Szenen ab. Kommentare kamen aus den Lautsprechern.

      Tdibmufs befand sich bei den landenden Schiffen und begrüßte die Solaner.

      Seine Transportkugel schwebte zwischen den einzelnen Gruppen hin und her. Mit ruhigen Gesten und tiefen Blicken seiner vertrauensvoll blickenden Augen schüttelte er Hände, sprach mit den Ankömmlingen und deutete hierhin und dorthin.

      Federspiel brummte verdrossen:

      »Je mehr er sich um die Hosties kümmert, desto weniger bemerkt er uns.«

      Unter den Strahlen der gelben Sonne funkelten die Bereiche des ewigen Eises auf den Bergspitzen und den Hängen auf. Die Schiffe schwebten näher heran. Einige Korvetten nahmen Fahrt auf und fegten über die fast fünftausend Meter hohen Berge hinweg. Ein Schwarm Jets schlängelte sich zwischen den Hängen und Schründen hindurch.

      »Irgendwo verbirgt sich hier Hidden-X«, meinte Solania von Terra. »Oder zumindest beobachtet es alles.«

      »Nicht unwahrscheinlich, deine Ansicht«, stimmte Acarra Vy zu. Der stämmige Mann saß vor den Ortungsschirmen der BINGO II und versuchte, Einzelheiten des vor ihnen liegenden Gebietes zu erkennen und präzise herauszuvergrößern. Plötzlich wurde eine wichtige Passage aus einer Unterhaltung zwischen Tdibmufs und einer kleinen Gruppe Hosties wiederholt und in größerer Lautstärke wiedergegeben.

      »... willkommen. Ich hoffe, dass auch die letzten Kameraden von Bord kommen werden«, sagte der Gastgeber. Ein Solaner, offensichtlich kein Roboter, antwortete in überaus herzlichem Tonfall:

      »Sie werden kommen. Aber du musst verstehen, dass es seine Zeit braucht, um das riesige Schiff entsprechend vorzubereiten.«

      »Ich verstehe. Wie lange werden sie dazu benötigen?«

      Die Antwort klang vage, aber der Mann war ein guter Schauspieler.

      »Wir rechnen, dass die letzten Besatzungsmitglieder in etwas mehr als zwei Tagen endlich auch Urlaub wie wir machen können.«

      »So lange braucht ihr?«

      Trotz der Tatsache, die ihn nicht erfreute, verlor Tdibmufs nichts von seiner würdevollen Herzlichkeit.

      »Wir