Perry Rhodan 2991: Die Eismönche von Triton. Leo Lukas. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Leo Lukas
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Erstauflage
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845350912
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abgedunkelten Sichtscheibe seines Helms, empfand Geo das Licht als schmerzhaft blendend. Hinzu kam die Rückkopplung der eigenen, sensorischen Wahrnehmungen.

      Er sah; und gleichzeitig fühlte er, dass er sah; und dass er fühlte, dass er fühlte ...

      Und immer so weiter, ad infinitum. Man musste viel Willenskraft aufbringen, um daran nicht irre zu werden.

      Dabei waren die Tritonier noch relativ bevorzugt; eben wegen der Distanz zum Zentralgestirn und dessen verderblicher, hyperenergetisch entarteter Quintronenstrahlung. Den Nachrichten von Terra, dem Mars oder der Venus hatte Geo entnommen, dass dort bereits zusätzlich das Gehör und der Tastsinn in ähnlich quälender Weise beeinträchtigt wurden.

      Auswirkungen auf Geruch und Geschmack waren bislang nur vereinzelt dokumentiert worden. Dennoch fürchtete Geo sich davor am meisten.

      Welchen Sinn hätte sein Leben, wenn er nicht mehr in der Lage wäre, das Bier, das er braute, abzuschmecken und hinterher zu genießen?

      *

      Das Kloster, dem Geo Lichtblau angehörte, lag in der Randzone des sogenannten Honigmelonen-Terrains.

      Es handelte sich um eine Formation aus Mulden und Bergrücken. Vermutlich war sie durch das Aufsteigen von Material aus tieferen Schichten entstanden. Sie bedeckte große Teile der westlichen Hemisphäre Tritons.

      Die Schwerkraft auf dem Mond betrug nur 0,2 Gravos. Vor Geo lag daher kein schwieriger Weg.

      Mit weiten und zugleich gemächlichen Sprüngen näherte er sich dem heimatlichen Konvent. Er erfreute sich am Anblick der fünf stumpfkegeligen Bauwerke, deren Flachdächer in unterschiedlichen Winkeln abgeschrägt waren. 200 Meter hoch, durchmaßen sie an der Basis jeweils 250 Meter.

      Sie erschienen robust, beinahe wie natürlich gewachsen. Fenster hatten sie keine – und das war gut so. Erst recht, seit in der Milchstraße der Weltenbrand tobte ...

      Während er sich, Sprung für wohlbemessenen Sprung, dem Ensemble näherte, hatte Geo Lichtblau plötzlich eine Vision. Seine Sicht trübte sich schlagartig.

      Was war das? Eine Augentäuschung, verursacht durch ein Flackern des vermaledeiten Hyperlichts?

      Nein.

      Ihm schien vielmehr, als schwebte ein stummer, riesenhafter Schatten über ihn hinweg. Der verwaschene Schemen sank tiefer, als setzte er zur Landung an, ungefähr in der Nähe des Tacet-Hafens.

      Geo zögerte. Er horchte in sich hinein.

      Hatte er sich das Phänomen eingebildet? War er überhaupt Herr seiner Sinne?

      Die aufwallende Panik mühsam unterdrückend, rief er die Äbtissin an. »Hier nochmals Geo. – Erwarten wir Besuch?«

      »Nicht, dass ich wüsste«, antwortete Canan Peck, hörbar verdutzt.

      »Habt ihr ein anfliegendes Raumschiff geortet?«

      »Moment, ich frage nach ... Nein. Alles friedlich. – Wie kommst du darauf, Bruder Geo?«

      »Da war etwas ... Ich werde mich ein wenig verspäten.«

      »Weshalb?« Canan Peck klang nicht begeistert.

      »Weil ich umkehre, um nachzusehen. Wahrscheinlich vergeblich, aber ... Ich melde mich wieder.«

      »Gib auf dich Acht!«, mahnte die Äbtissin. »Mach keinen Blödsinn, hörst du? Der Weltenbrand bringt Verwirrung mit sich, und niemand weiß, wann er bei uns voll zuschlägt.«

      »Das ist mir bewusst. Aber ich glaube, wir bekommen es soeben mit etwas anderem zu tun. Sei unbesorgt, ich werde kein Risiko eingehen.«

      »Okay. Wir haben dich auf dem Schirm. Tu, was du nicht lassen kannst.«

      »Lichtblau, over.« Noch während er die Funkverbindung auf Stand-by schaltete, drehte sich Geo um.

      Er lief los in Richtung der Stelle, wo er den Landeplatz des fremden Schiffs vermutete – falls es sich bei dem Schemen denn um ein solches gehandelt hatte. Weit musste er nicht gehen.

      Schon nach einer kurzen Weile bemerkte er, dass ihm etwas entgegenkam. Jemand. Eine Gestalt, humanoid.

      Ein Mensch.

      Eine Frau. Sogar eine berückend, nachgerade ätherisch schöne Frau. Mit schlanker und zugleich verführerisch kurviger Figur und einem markanten, von hohen Wangenknochen, großen schwarzen Augen und vollen, blassrosa Lippen geprägten Gesicht.

      Das alles konnte Geo Lichtblau sehr gut sehen. Weil die Frau, zu seinem nicht geringen Schock, keinen Schutzanzug trug.

      1.

      Zwei vom gleichen Schlag

      Sich selbst gegenüberzustehen, und zwar nicht wie in einem Spiegel oder mittels eines Holos, sondern ganz und gar real, war sogar für Perry Rhodan eine neue Erfahrung.

      Mit Doppelgängern verschiedener Art hatte er bereits öfter zu tun gehabt. Aber der Mann, der ihm eben die Hand zum Gruß reichte, war keine noch so raffinierte Nachbildung, sondern tatsächlich er selbst.

      Rhodan ergriff die Hand, drückte und schüttelte sie. »Ich bin nicht ganz sicher, ob ich die Situation bereits verstanden habe. Doch ich muss zugeben, das ist ein einzigartiger Moment in meiner langen Geschichte.«

      »Meine Geschichte ist nur kurz, und umso skurriler ist das alles für mich«, erwiderte sein Ebenbild.

      Die Stimme klang exakt wie jene Perry Rhodans, als würde eine Tonaufnahme abgespielt, und ebenso etwas belegt. »Übrigens, vielen Dank für das Geld für mein Schiff, das du mir freundlicherweise vorgestreckt hast.«

      Der Rhodan, der die Milchstraße bisher nicht verlassen hatte, wies auf die HOMECOMING hinter sich. Dabei handelte es sich um eine uralte arkonidische Raumjacht, in die ein schlichtes unithisches Not-Transitionstriebwerk eingebaut worden war. Trotzdem hatte der nicht mehr für Interstellarbetrieb ausgelegte Oldtimer gute Dienste geleistet.

      »Gehen wir an einen gemütlicheren Ort«, schlug Perry Rhodan vor. »Dort spricht es sich besser.« Er gab sich keine Mühe, seine Befangenheit zu verbergen. »So treffen wir also zusammen ... Ich denke, wir haben einander einiges zu erzählen.«

      »Darauf habe ich mich bereits gefreut.«

      »Das ging mir ebenso, seit ich von dir erfuhr.«

      Simultan lösten sie den Griff und traten je einen halben Schritt zurück. Der Szene haftete etwas Feierliches und zugleich Gespenstisches an.

      Perry Rhodan räusperte sich. »Folge mir bitte in einen Besprechungsraum nahe der Hauptleitzentrale. Zwei meiner wichtigsten Mitstreiter erwarten uns dort.«

      Der andere Rhodan nickte, dann deutete er auf seine Begleiter, die hinter ihm Aufstellung genommen hatten. »Mein ›Himmelfahrtskommando‹ ...«

      »Die Mitglieder deines Teams dürfen die Quartiere aufsuchen, die wir für sie bereitgestellt haben. Auch eure Raumjacht wird bestmöglich versorgt werden.«

      »Nichts anderes habe ich erwartet.« Rhodan II drehte sich zu den drei Terranern und dem Gataser um. »Alosha, Gadget, Paaku, Yossü – nochmals Danke für eure wertvolle Hilfe. Genießt die wohlverdiente Erholung!«

      Seite an Seite verließen Rhodan und Rhodan den Hangar. Im Gleichschritt, lediglich deswegen ein wenig asynchron, weil einer der beiden leicht hinkte.

      *

      Man schrieb den 30. Juli 1552 NGZ.

      Die RAS TSCHUBAI stand vor Neptun und dem Kunstplaneten Wanderer. Jener präsentierte sich nun wieder, wie von früher bekannt, als eine Scheibe voll idyllischer Landschaften unter einer durchsichtigen Energiekuppel.

      Allmählich reagierte Neptuns Atmosphäre auf die Anwesenheit Wanderers, indem sie sich erwärmte. Betrug die Temperatur in der Tiefe der Gashülle, in der ein Druck von 0,1 bar herrschte, normalerweise etwa minus 218 Grad Celsius, lag sie