Ein paar Schritte die Uferpromenade weiter beginnt Topla, der Strandrummel (in Igalo noch kurortlich gebremst) setzt hier mit voller Kraft ein. Am Ufer reihen sich Café an Pizzeria und Pizzeria an Eisdiele, den Hügel hinauf ziehen sich Villen und vikendicas (Ahnen Sie noch das englische weekend in diesem Wort?) vor allem wohlhabender serbischer Bürger. Die Vegetation indes gibt einen Aufschluss auf die Ortsbezeichnung: topla heißt nämlich „warm“, und so gedeihen hier Dattelpalmen, Kiwiranken, Granatapfelbäume und Agaven in den zahlreichen Vorgärten. Zu Topla gehört außerdem das Gebäude der ehemaligen Klosterschule, deren Schulbänke dereinst vom Dichterfürsten Petar Petrović Njegoš gedrückt wurden. Heute befindet sich hier das Heimatmuseum Herceg Novis. Ebenfalls zu besichtigen ist das - unaufregende - Wohnhaus von Ivo Andrić.
Hinter dem kurzen Fußgängertunnel am Meer entlang beginnt dann das eigentliche Herceg Novi, die touristische Infrastruktur gleicht der Toplas. Hinter Forte Mare, der unteren Befestigungsanlage, reihen sich noch einige große Hotels am Wasser, dann wird es deutlich ruhiger. Meljine schließlich beherbergte früher ein Ferienheim für Marineangehörige und ihre Familien, jetzt prunkt auch hier ein Luxushotel mit Jachthafen.
Herceg Novis leicht morbider Charme
Als Ausgangspunkt für Exkursionen in das ganze Land ist Herceg Novi sicherlich eine unglückliche Wahl, die Randlage an der Nordgrenze sorgt für erhebliche Fahrzeiten zu eigentlich jedem Ziel außerhalb der Bucht von Kotor. Für Strandferien mit gelegentlichen Exkursionen bietet die Stadt aber durchaus ausreichendes Potential auch für einen längeren Urlaub. Außerdem sind es nur wenige Kilometer in das über der Stadt thronende Orjen-Gebirge mit seinen tollen Wandermöglichkeiten. Wer nur einigermaßen zeitig aufsteht, schafft es spielend morgens auf den Radoštak (1455 m) und kann den ganzen Nachmittag am Strand in der Sonne liegen.
Geschichte
Herceg Novi ist eine der jüngeren Ansiedlungen in der Bucht von Kotor. Die Gründung datiert auf das Jahr 1382, als der bosnische König Tvrtko I. den Eingang zur Bucht mit einer Festung sichern ließ; der in ihrem Schutz entstehenden Ansiedlung gab er den Namen des Heiligen Stefan. Ungefähr 80 Jahre später verstärkte Stjepan Vuksić, der nach dem Untergang des bosnischen Königreichs als Herzog von Hum zum stärksten Regionalfürsten avanciert war, die Befestigung des Stützpunkts erheblich und sorgte damit für den heutigen Namen: Herceg Novi - „die Neugründung des Herzogs“. 1482 besetzten die Türken die Stadt und damit auch den Zugang zur Boka. Mit Ausnahme eines kurzen spanischen Intermezzos 1538/39 behielte sie für gut 200 Jahre die Kontrolle über Stadt und Bucht. In dieser Zeit entstand das Gesicht der heutigen Altstadt mit den großen meer- und bergseitigen Befestigungsanlagen. 1687 bis 1797 durften dann die Venezianer die Stadt ihrem Herrschaftsgebiet einverleiben, es folgten Franzosen (bis 1813), 1813/14 einige Monate der Eigenständigkeit und schließlich die österreichischen Habsburger, die bis 1918 blieben. Seitdem gehört Herceg Novi zu Montenegro.
Sehenswertes
Forte Mare: Nach recht plausiblen archäologischen Vermutungen liegt hier die Keimzelle der 1382 als Sveti Stefan gegründeten Stadt, die sich im Schutz der Uferbefestigung zur heutigen Altstadt entwickelte. Nach der Eroberung bauten die Türken die Anlage massiv aus und gaben ihr die grundlegende Struktur. Mit den Arbeiten am Abba-Pasha-Turm, so der türkische Name des Bauwerks, wurde 1542 begonnen, sein heutiges Gesicht bekam das mächtige Wehr aber erst 1883, als die österreichischen Herrscher der Bucht es mit Zinnen und Kanonenrampen versahen. Der Name Forte Mare stammt aus venezianischer Zeit. Auf der obersten Plattform steht eine große Kinoleinwand, die u. a. zum Kinofestival bespielt wird.
Die Mauern von Herceg Novi
Kanli-Kula: Die „blutige Festung“ (türk. kan = Blut) - woher der schaurig martialische Name kommt, ist heute nicht mehr klar, vermutlich wurden im Innenhof des Festungsbaus Hinrichtungen durchgeführt. An diesem taktisch bedeutsamen Punkt mit dem 85 m hohen Ausblick auf den Buchteingang befand sich das militärische Kommando der Stadt. Der genaue Entstehungszeitraum ist nicht bekannt, aber der türkische Reiseschriftsteller Evliya Chelebi erwähnt das fertige Bauwerk erstmals um 1650. An den aufgemauerten Kalksteinwänden kann man gut die verschiedenen Bauabschnitte ablesen, die Bauzeit scheint sich recht lange hingezogen zu haben. Im Inneren des ca. 60 x 70 m großen Baus befindet sich heute eine große Freiluftbühne für Theater- und andere Kulturveranstaltungen.
Španjola: Die Spanier hielten die Stadt nur für ein Jahr (1538/39), schafften es aber, sich mit dem Ausbau eines kleinen türkischen Forts kulturhistorisch zu verewigen. Nach der Wiedereroberung rissen die Türken 1548 das Bauwerk nieder, um eine deutlich größere Anlage an gleicher Stelle zu errichten. Bis zu Beginn des 20. Jh. wurde der mit mehreren Mauern gesicherte Komplex militärisch genutzt, im Zweiten Weltkrieg unterhielten die italienischen und deutschen Faschisten hier zeitweilig ein Gefängnis.
♦ Zu Fuß erreicht man die Festung, wenn man beim Busbahnhof die Magistrale überquert und dann den Treppensteig 13. Jula bergauf geht. Der Eingang in das Innere der Festungsanlage ist ziemlich versteckt im Nordturm.
Manastir Savina: Der Klosterkomplex bei Meljine ist das wichtigste orthodoxe Baudenkmal in der ansonsten ja katholisch geprägten Bucht. Er besteht aus zwei Kirchen auf dem Hauptplateau, beide der Mutter Gottes gewidmet, dem Wohn- und Versorgungsbau der Mönche und einer dritten, bergseitig etwas abgesetzten Kirche zu Ehren des serbischen Gründungsheiligen Sava. An der Stelle der kleineren Marienkirche stand bereits seit 1030 ein Gebetshaus, der heutige Bau stammt aus der Mitte des 15. Jh., zu dieser Zeit beginnt hier auch das monastische Leben. Die unterste Schicht der Fresken im Kircheninnern stammt von der Hand des jungen Lovro Dobričević, der später mit den Fresken der Kathedralen von Kotor und Dubrovnik sowie mit der Gestaltung der Kirchen auf der Klosterinsel Gospa od Škrplja (→ Perast) sein Meisterwerk ablieferte; in seinem Frühwerk überkreuzen sich byzantinischer und gotischer Stil auf interessante Art. Die größere Kirche wurde 1777-1799 nach einem Entwurf von Nikola Foretić aus der renommierten Schule von Korčula gebaut, hier fusionieren byzantinischer und barocker Stil. Im Kloster Savina verbrachte Dichterfürst Petar II. Petrović Njegoš einen Teil seiner Schulzeit.
Komnenović-Villa (Regionalmuseum): In dem herrschaftlichen spätbarocken Anwesen des großserbischen Patrioten Mirko Komnenović befindet sich heute das Regionalmuseum der Stadt Herceg Novi. Der berühmte Sohn der Stadt überließ