Genderismus. Birgit Kelle. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Birgit Kelle
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Социология
Год издания: 0
isbn: 9783903236479
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für Zufall halten, dass derzeit parallel in Frankreich, Deutschland, Österreich und der Schweiz vor allem durch grüne und linke Politiker massive Vorstöße stattfinden, die Akzeptanz sexueller Vielfalt in die Bildungspläne aller pädagogischen Einrichtungen einzupflegen. Wer den gendersensiblen und geschlechtsneutralen Menschen schaffen will, muss eben bei den Jüngsten anfangen und am besten dort, wo Eltern nichts mitzureden haben.

      Wir haben also die Biologie durch Sex ersetzt. Das ist insofern konsequent, als das englische Wort „Gender“ ja ebenfalls als sogenanntes „soziales Geschlecht“ das Wort „sex“, das biologische Geschlecht, verdrängt hat. Die Biologie ist der ärgste Feind der Gender-Theorien, weil sie sich immer noch allein durch Mann und Frau fortpflanzt, und gar nicht weiß, dass die Gender-Forschung und eine Armada an Soziologen heute schon viel weiter gedacht hat und dabei ist, unser „Geschlecht“ zu „dekonstruieren“. Zumindest theoretisch, denn praktisch ändert sich ja nichts. Ich kann einen Apfel zwar Birne nennen, er bleibt aber ein Apfel.

      Feindbild sind auch Religionen wie das Christentum, das sich auf einen Gott beruft, der es wagte nur Mann und Frau zu schaffen und im Himmel die Frauenquote mit Vater, Sohn und Heiligem Geist bei Null verharren ließ. Längst ist deswegen die evangelische Kirche unterwandert von eifrigen „Gender-Theologinnen“, die in Deutschland bereits ein eigenes Gender-Zentrum unter dem Dach der Evangelischen Kirche besitzen. Die Bibel haben die Damen längst in einer Version in „gerechter Sprache“ uminterpretiert. Jesus hat nun auch Jüngerinnen und in der Genesis wird nicht nur Mann und Frau, sondern eine Vielfalt an Geschlechtern geschaffen. Die christlichen Kirchen zu kapern ist für die Gender-Bewegung insofern konsequent, handelt es sich doch bei Gender Mainstreaming um eine Art Ersatzreligion, die man entweder glaubt – oder eben nicht. Bewiesen hat diese sogenannte Wissenschaft nämlich bis heute niemand, man ist eher auf Mission, um die Gender-Gerechtigkeit bis in den letzten Winkel der Erde zu tragen – gerne auch als Exportschlager in die Dritte Welt im Zuge von Entwicklungshilfe.

      Im Februar 2015 fand im Kalifornischen San Jose eine internationale Biologenkonferenz statt, die sich regelmäßig mit den neuesten Erkenntnissen der Evolutionswissenschaften befasst. Dort waren sich die versammelten, renommierten Wissenschaftler einig, dass die sogenannten „Gender Studies“, die sich derzeit vor allem in Europa bereits mit über 200 Lehrstühlen ausgebreitet haben, etwa das gleiche wissenschaftliche Niveau hätten wie der „Kreationismus“. So nennt man die Theorie ultrakonservativer, christlicher Gruppierungen, die die Evolutionsgeschichte der Menschheit anzweifeln und stattdessen Stein und Bein schwören, Gott habe die Welt in genau sieben Tagen geschaffen. Anstatt aber die Gender-Kreationisten endlich aus den Universitäten zu werfen, statten unsere Regierungen sie mit immer neuen Kompetenzen und Budgets aus.

      Die Biologie, die Natur, oder gar das Geschaffensein als Mann und Frau mit der Fähigkeit, sich fortzupflanzen, es muss ein echtes Gräuel sein für diese Leute, die doch allen Ernstes glauben, sich selbst von ihrem biologischen Geschlecht emanzipieren zu können, um sich als Mensch ganz neu zu erfinden. Frei von den Fesseln der Moral, Kultur, Religion hat man sich auf den Weg gemacht, die Masse der Unwissenden, also vermutlich auch den geschätzten Leser und mich, aus unserer selbstgewählten Unmündigkeit zu befreien. Denn klar ist auch: Wer sich als Frau, oder Angehöriger anderer potentieller Opfergruppen gar nicht als Opfer fühlt, ist nicht etwa schlicht und ergreifend glücklich, sondern nur gefangen in seinem stereotypen Rollenbild und muss erst noch vom eigenen Opferstatus überzeugt werden. Wieder ein Gender-Budget auf Jahre sicher. Danach muss uns natürlich aus der sogenannten „Zwangsheteronormalität“ herausgeholfen werden. Denn wer sein Geschlecht einfach anhand eines Badezimmerspiegels bestimmen kann, erliegt nur dem angeblichen Irrglauben, die Welt inklusive Menschheit und Tierreich sei tatsächlich in der Mehrheit heterosexuell. Also muss die „Entnaturalisierung“, die „Verwirrung“ von Geschlechtern her – solche Begriffe finden sich in den entsprechenden Studiengängen und pädagogischen Schriften für den modernen Sexualkundeunterricht von heute.

      Einfacher gesagt: Wäre die Mehrheit der Weltbevölkerung nicht so klar heterosexuell, kämen sich alle anderen sexuellen Orientierungen nicht mehr länger als Minderheit vor und die heterosexuelle Normalität wäre gebrochen. Die Mehrheit soll sich also verändern, damit sich die Minderheit nicht länger als solche fühlt. Denn wenn die Theorie nicht zum Volk passt, gibt es nur zwei Optionen: Entweder man ändert die Theorie, oder das Volk. Gender Mainstreaming hat sich für den zweiten Weg entschieden.

      Dummerweise kommt die Mehrheit der Weltbevölkerung ganz gut zurecht in der „Zwangsheteronormativität“ und sieht darin gar kein Problem. Der Gender-Experte muss also früh ansetzen, um uns a) klar zu machen, dass wir Opfer sind, die befreit werden müssen, oder b) Täter, die ständig andere unterdrücken durch ihre reine Existenz.

      Umsetzungsinstrumente dieses „queeren“ Denkens sind neben dem Einfügen dieser neuen, „sexuellen Vielfalt“ in die Bildungspläne unserer Kinder in Kindergärten und Schulen auch das „Gendern“ unserer Sprache. Manche Medien schreiben bereits mit allerlei Sternchen und Unterstrichen, damit Redakteur_*Innen bloß kein Geschlecht in der Sprache diskriminieren. Sterne und Striche stehen dann für die „sexuelle Vielfalt“. Universitäten, wie die Humboldt in Berlin haben sich gar ganze Neudeklinationen ausgedacht, damit nicht nur der Bäcker und die Bäckerin, sondern auch der transsexuelle „Bäckerx“ oder „Bäcka“ sprachlich sichtbar werden. Hier stehen A und X dann für die Vielfalt - oder auch für das völlige Durchdrehen einer selbsternannten Gender-Sprachpolizei, die hinter jeder grammatikalischen Deutschregel Diskriminierung wittert. Zahlreiche Universitäten fordern die gegenderte Sprache bereits in Semesterarbeiten ihrer Studenten ein, die jetzt gendersensibel „Studierende“ heißen, auch wenn sie gerade faul in der Sonne sitzen und gar nichts tun. Studentenwerke werden für viel Geld in „Studierendenwerke“ umbenannt. Nicht weil sich auch nur eine Studentin sprachlich benachteiligt vorkam, sondern aus Prinzip.

      Eine rechtliche Grundlage gibt es dafür freilich nicht. Wer hätte auch die Kompetenz, eigenmächtig zu entscheiden, dass ein ganzer Sprachraum seine Muttersprache verändern soll? Doch wenn niemand widerspricht, dringt die Gender-Front immer weiter vor, zum Beispiel in Form von übereifrigen Professor_*Innen oder auch „Profx“, die ihre Studenten mit gendersensiblem Sprechen und Schreiben quälen und bei Verweigerung mit schlechten Noten drohen. Höhepunkt bildete in Deutschland die Universität Leipzig, die im Jahr 2014 den grammatikalischen Plural der Professoren im Haus per Abstimmung in „Professorinnen“ änderte. Seither ist die Frauenquote an der Uni Leipzig schlagartig auf 100 Prozent „Professorinnen“ angestiegen, manche von diesen besitzen aber einen Penis, jedoch keinen Frauenparkplatz. Sicher wird das irgendwann auch noch ein eigenes „Geschlecht“.

      An Österreichs Schulen und Universitäten herrscht derweil Willkür, obwohl die Forderung nach einem verbindlichen Gendern der Sprache mittels einer Ö-Norm gescheitert war. Mancherorts werden Bachelor-Arbeiten nicht angenommen oder zurückgewiesen, wenn nicht gegendert, anderswo gibt es Punkteabzug. Selbst Abiturienten werden angewiesen, nicht mehr von Lehrern, sondern von „Lehrkörpern“ zu sprechen.

      Im nächsten Schritt drohen die Ministerien den Wahnsinn umzusetzen. Das deutsche Verkehrsministerium ist da Vorreiter, um nicht zu sagen „Vorreiterin“. Radfahrer und Fußgänger sind auf deutschen Straßen abgeschafft, stattdessen kreuzen nun „Radfahrende“ und „Zufußgehende“ unsere Wege, auch dann wenn sie gerade nicht gehen, sondern zufußgehend an der Ampel stehen. Was schert den politisch korrekten Gender-Experten die deutsche Grammatik, wenn es doch gilt Diskriminierungen vorzubeugen? Gegendert werden auch Fußgängerampeln, wie zuletzt in Wien, damit endlich auch Schwule und Lesben sicher die Straße mit entsprechenden Ampelsignalen überqueren können, Berlin will nachziehen, Köln ebenfalls. Tolerante Ampeln reichen jedoch nicht, deswegen sollen nach Willen der Grünen nun regenbogenfarbene Zebrastreifen dem toleranten und gendersensiblen Mitbürger den Weg über die Straße weisen. Willkommen im Irrenhaus Europa.

      Wer nicht mitzieht in den gendersensiblen Sonnenuntergang inklusive Regenbogenfahne, gilt heute automatisch als „homophob“. Gern auch „transphob“, auf jeden Fall als verstockt konservativ, oder gar als fundamentalistischer Christ und zumindest latent auch als Rassist. Damit ist er nur noch einen Schritt entfern vom Nazi und Faschisten. Denn das weiß man ja: Wer Feminismus kritisiert, ist suspekt.