Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis. Walter G. Pfaus. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Walter G. Pfaus
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745214024
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als es geschah, aber ich durchschaute kristallklar, was gespielt wurde. Ich schwor mir seinerzeit, Gilberts Tod zu rächen. Die Leute, die ihn töteten, mussten sterben wie er - auf dem elektrischen Stuhl, einer nach dem anderen ...“

      „Fred!“

      „Was ist?“

      „Mir ist übel. Du kannst doch nicht im Ernst ...“

      Er fiel ihr ins Wort.

      „Mir war klar, dass ich für den Plan Zeit brauchte - vor allem Geld. Ich machte mich daran, reich zu werden. Es gab Rückschläge, immer wieder, aber dann schaffte ich es schließlich. Heute bin ich Millionär. Heute bin ich imstande, das Unternehmen zu finanzieren. Oh ja, es war verdammt teuer, den Standort des verdammten elektrischen Stuhls ausfindig zu machen, und es war nicht viel billiger, ihn von Profis stehlen zu lassen. Dann musste ein Mann gefunden werden, der mit dem Ding umzugehen verstand ... und schließlich brauchte ich einige Helfer für die Ausführung des Plans. Einer davon sitzt draußen und wartet auf mich.“

      „Draußen?“

      „Auf dem Wendeplatz. Er heißt Don. Don Morlock. Kann sein, dass das nicht sein richtiger Name ist. Mir ist das wurscht. Er arbeitet zuverlässig und hat keine Skrupel, meine Befehle in die Tat umzusetzen.“

      „Warum ... warum erzählst du mir das alles?“, wollte die Frau wissen. Ihre Stimme bebte. Sie musterte Fred Sayers aus angstvollen, weit aufgerissenen Augen. War das wirklich der Mann, den sie zu lieben meinte und in dessen Armen sie immer wieder ein kurzes, wenn auch sehr inniges Glück gefunden hatte?

      „Ich habe meinen Plan in einigen wichtigen Punkten geändert“, sagte Fred Sayers langsam. „Ich weiß jetzt, dass Craig am Ende ist und singen wird. Ich gebe ihm diese Chance. Wenn er sie nutzt, wird er am Leben bleiben. Ich wollte mit ihm darüber sprechen. Ich habe von Don das Haus öffnen und die Alarmanlage außer Betrieb setzen lassen, aber Craig war unterwegs, und ich wollte dich nicht zu lange warten lassen. Craigs Geständnis wird Gilbert zwar nicht wieder lebendig machen, aber es wird ihn rehabilitieren. Es wird den Bürgern dieser Stadt und dieses Landes zeigen, was damals wirklich war..

      „Du redest von Rache und vom Töten - aber was wird dabei aus dir?“

      „Ich verstehe die Frage nicht.“

      „Sie werden dich verhaften und zur Verantwortung ziehen. Du sagst, du seiest Millionär. Lohnt es sich, das Erworbene aufs Spiel zu setzen ... und mich dazu?“, fragte sie.

      „Ich werde mir bescheinigen können, wie ein Mann gehandelt zu haben.“

      „Das ist Wahnsinn, Fred! Töten ist weder männlich noch menschlich.“

      „Es macht keinen Spaß - mir jedenfalls nicht“, meinte Sayers, „aber es gibt Notwendigkeiten, denen ich mich nicht entziehen kann. Kimball liegt draußen im Wagen. Direkt neben dem elektrischen Stuhl. Kimball weiß, was ihn erwartet.“

      „Das ist grausam, das ist wie eine Folter ...“

      „Es war auch für Gilbert eine Folter, als er in der Todeszelle sitzen musste und sein Ende erwartete.“

      „Warum erzählst du mir das alles?“

      „Sie werden Kimball finden. Du wirst dich an meinen Besuch erinnern, an meine Worte, und irgendwann wird bei dir der Groschen fallen und dir sagen, dass ich es war, der das Unternehmen steuerte. Dir bleiben dann nur zwei Möglichkeiten. Entweder du hältst zu mir, oder du offenbarst dich der Polizei. Um Letzteres zu verhüten, bin ich zu dem Entschluss gekommen, mich dir anzuvertrauen. Don Morlock darf davon nichts erfahren. Er ist ein Profi. Er hält nichts davon, Frauen ins Vertrauen zu ziehen.“

      „Fred ...“

      „Ja?“

      „Du bist der Boss. Du bezahlst diese Männer. Es liegt an dir, sie aktiv werden zu lassen oder nach Hause zu schicken. Trenne dich von ihnen! Finde sie auf irgendeine Weise ab und sichere dir ihr Schweigen! Von mir wird niemand erfahren, was du mir mitgeteilt hast, aber ich wäre unfähig, dich weiter zu lieben, wenn du nicht zur Vernunft kämst. Mörder“, schloss sie stockend, „liebt man nicht.“

      13

      Bount hatte genug gehört. Er löste sich von dem Fenster, hastete durch mehrere Gärten und erreichte den Wendeplatz. Der Fahrer des Kastenwagens war ausgestiegen, um sich die Beine zu vertreten. Im hellen Mondschein war zu sehen, dass es sich um einen mittelgroßen Mann mit dunklem, schon etwas schütterem Haar handelte. Er trug Cordjeans und eine Lederweste. Zwischen seinen Lippen klemmte eine Zigarette. Er hatte beide Hände in die Hosentaschen geschoben und starrte auf das Haus Nummer 8.

      Bount streifte seine Schuhe ab und zog den Smith & Wesson aus dem Schulterhalfter. Er hatte die Waffe nur widerstrebend eingesteckt, aber es zeigte sich erneut, wie gut sein Gespür war, wenn es darum ging, den Revolver als Begleiter zu akzeptieren.

      Er näherte sich dem Mann von hinten, praktisch unhörbar, aber die Witterung dieses Don Morlock war offenbar der eines lauernden Tieres vergleichbar, denn er wirbelte auf den Absätzen herum, als Bount nur noch drei Schritte von ihm entfernt war.

      Die in helles Mondlicht getauchte Szene hatte etwas gespenstisches, Morlock, der eben noch ausgezeichnete Reflexe bewiesen hatte, erstarrte. Bount hielt den Smith & Wesson in der Rechten, der Finger lag am Druckpunkt.

      „Hallo“, sagte er. „Überrascht?“

      Morlock schnellte ab, direkt auf Bount zu. Der hatte bemerkt, wie die Muskeln seines Gegners sich spannten. Er war auf die Attacke vorbereitet und entging ihr mit einem blitzschnell Sidestep.

      Morlock stieß ins Leere.

      Aus der Drehung heraus schlug Bount den Revolverschaft auf den Schädel des Mannes. Morlock brach in die Knie. Er versuchte auf die Beine zu kommen. Bount schlug erneut zu. Er konnte kein Risiko eingehen. Morlock kippte nach vorn und landete bewusstlos mit der Stirn auf dem schmutzigen Asphalt.

      Bount beugte sich über den Ohnmächtigen und klopfte ihn nach Waffen ab. In der Gesäßtasche des Gangsters steckte ein Klappmesser. Bount nahm es an sich und ging zum Führerhaus des Kastenwagens. Er zog die Schlüssel ab, trat ans Heck des Fahrzeugs und öffnete mit einem Vierkantschlüssel die beiden hinteren Türen.

      Bounts Backenmuskeln spannten sich, als er den elektrischen Stuhl vor sich stehen sah.

      Er war in der Mitte der Ladefläche festgeschraubt worden. Rechts von ihm lag ein dickes, zusammengerolltes Starkstromkabel, das mit dem Exekutionsapparat verbunden war. Links davon ruhte Horace Kimball, wie ein Paket verschnürt, geknebelt und gefesselt, aber offenkundig noch am Leben.

      Bount schloss die Türen. Morlock stöhnte. Er kam zu sich. Bount lehnte sich an die Seitenwand des Kastenwagens und wartete. Morlock hob den Kopf. Er atmete laut, mit offenem Mund. Als sein Blick auf Bount fiel, fluchte er.

      „Kommen Sie!“, sagte Bount.

      Morlock erhob sich. Er torkelte ein wenig. Seine geballten Hände machten deutlich, dass er sich noch nicht geschlagen gab. „Keine Mätzchen!“, warnte Bount und richtete den Revolverlauf auf ihn. „Sie würden Ihnen nicht gut bekommen.“

      „Wer, zum Teufel, bist du?“

      „Das erfährst du noch früh genug. Setz dich ans Steuer, los! Wir unternehmen eine kleine Spazierfahrt.“

      „Wohin?“

      „Wohin denn wohl? Zur Polizei natürlich!“

      „Das kannst du nicht machen, Mann ...“, murmelte Morlock.

      „Wetten, dass?“

      Morlock starrte in die auf ihn gerichtete Waffenmündung, dann bewegte er sich mit gesenktem Kopf und immer noch geballten Händen auf die Fahrerbox zu.

      „Moment“, sagte Bount. „Ich steige zuerst ein.“

      Morlock schnellte auf den Absätzen