Falk 8: Pippo di Fiumes Schatz. Melanie Brosowski. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Melanie Brosowski
Издательство: Bookwire
Серия: Falk
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783863052997
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Dummheit bewahren.« Falk sah sich um, deutete dann auf einen der Männer. »He, du da!«

      Der Angesprochene zuckte zusammen. »Ich?«

      »Ja. In unseren Satteltaschen ist nicht nur Geld. Bring mir die Papiere, die da drin sind.«

      Der Mann nickte, ging los und kam kurz darauf mit dem Verlangten wieder. Er reichte Falk die Papiere, die dieser dem Vogt zeigte. »Dies ist ein Begleitbrief des Grafen Vallechiara. Lest ihn! Wir sind nämlich wirklich Ritter!«

      Nur widerstrebend kam der Vogt der Aufforderung nach. Mit den Augen überflog er die Zeilen. »Oh! Tatsächlich …«

      Bingo grinste. »Seht Ihr? Wir haben die Wahrheit gesagt.«

      Falk wandte sich nunmehr an den Hauptmann. »Kommt her, Hauptmann! Ihr sollt den Brief auch lesen!«

      »Hm!« Der Bärtige nahm den Brief und las. Als er fertig war, hob er den Kopf. »Es stimmt. Aber … das braucht noch lange nicht zu bedeuten, dass Ihr unschuldig seid!«

      Bingo schnaubte abfällig. »Nein? Es erklärt aber zumindest, warum wir so viel Geld bei uns haben. Das ist unsere Reisekasse, Verehrtester!«

      Falk holte tief Luft. Zumindest ein wenig hatte sich die Situation mittlerweile entspannt. »Nun zu dem Büchlein!« Mit wenigen Worten schilderten er und Bingo, was sich während der vergangenen Nacht auf dem verfallenen Bauernhof abgespielt hatte.

      Der Vogt und seine Männer hörten zu, blieben aber trotzdem skeptisch. »Eine sonderbare Geschichte, findet Ihr nicht auch, Hauptmann?«

      Dieser nickte zustimmend. »In der Tat, Vogt!«

      »Ob sonderbar oder nicht, sie ist wahr!«, beharrte Falk.

      »Nun gut«, lenkte der Vogt endlich ein. »Wir bringen Euch zu Graf Colleverde. Er soll das Urteil über Euch sprechen.«

      Falk lächelte erleichtert. »Das gefällt mir schon besser als Eure übereilte Strickmethode!«

      »Verzeiht! Da wussten wir ja noch nicht, dass Ihr dem Ritterstand angehört!«, versuchte sich sein Gegenüber zu verteidigen.

      »Ach nein!«, erwiderte Falk. »Für Euch scheint es zweierlei Recht zu geben, Vogt! Einen armen Teufel hängt Ihr in diesem Lande mir nichts dir nichts auf, ohne nachzuprüfen, ob er wirklich schuldig ist?« Es war mehr eine Feststellung, denn eine Frage.

      Dennoch ließ es sich der Vogt nicht nehmen, darauf zu antworten. »Ich habe nicht die Absicht, mit Euch über Rechtsfragen zu debattieren, Ritter! Holt Eure Pferde, wir wollen zu Graf Colleverde reiten!«

      »Gut!«

      Die Überheblichkeit in der Stimme des Vogts war nicht zu überhören. Doch Falk ging nicht darauf ein. Es würde nichts bringen. Er hoffte nur, dass auch Bingo sich zurückhielt. Was dieser natürlich nicht tat.

      »Einen Augenblick, Vogt!«, fuhr er dazwischen. »Zwischen uns beiden ist noch etwas zu regeln!«

      »Wie?« Der Vogt, der im Kampf seinen Hut verloren hatte, sah Bingo erstaunt an.

      »Ihr habt mich Fettwanst genannt! Mich, den großen, einmaligen, herrlichen Ritter Bingo della Rocca!«

      »Oh! Nun ja …« So ganz wohl schien sich der Mann nicht in seiner Haut zu fühlen.

      Falk stand abwartend neben den beiden, bereit, jederzeit einzugreifen.

      »Ich verlange Genugtuung!«, forderte Bingo.

      Falk seufzte und versuchte ihn zu beschwichtigen. Es gab nun wirklich Wichtigeres zu tun. »Lass doch …«

      »Oh nein!« Zu Falks Überraschung war es diesmal der Vogt, der Einwand erhob. »Euer Freund hat mir einen Weg gezeigt, wie Ihr doch noch an Ort und Stelle bestraft werden könnt!« Er grinste hinterhältig.

      Falk fluchte im Stillen. Hätte Bingo doch nur besser den Mund gehalten! Doch nun war es zu spät.

      »Wir brauchen Graf Colleverde nicht zu bemühen. Übernehmt Ihr Ritter Falk, Hauptmann?«

      Der Bärtige nickte. »Mit Vergnügen, Vogt!«

      Beiden, Bingo und Falk, war klar, was folgen würde. Ein Kampf Mann gegen Mann.

      »Das ist also das friedliche Land mit den friedlichen Leuten, durch das du mich führen wolltest, Bingo?« Natürlich war es nicht Bingos Schuld. Dennoch …

      »Hm!« Sein Freund und Begleiter senkte betroffen den Blick, und schon bereute Falk seine vorwurfsvollen Worte wieder. Ehe Bingo noch etwas sagen konnte, rief der Hauptmann: »Na, seid Ihr bereit, Fettwanst?« Er hatte sich seines Umhangs entledigt und stand kampfbereit da.

      Bingo seufzte und betrachtete kurz gedankenverloren das Schwert, das man ihm gegeben hatte.

      Besorgt sah Falk zu ihm.

      »Der Kampf beginne!«, sagte der Vogt und drang umgehend siegessicher auf Bingo ein, während der Stadthauptmann Falk als seinen Gegner erst einmal musterte. Sofort wurde Falk klar, dass er diesen Mann ernst nehmen musste. Wenn er sein Alter richtig einschätzte, hatte er schon einige Jahre und Kämpfe hinter sich. Und so musste er auf der Hut sein und konnte nur gelegentlich einen Blick zu seinem Freund werfen.

      »Da und da, Fettwanst!« Ungehalten schlug der Vogt auf Bingo ein. Ihre Schwerter prallten laut aufeinander. »Bevor ich dich niederstoße, wirst du ein paar Pfund abnehmen!«

      Sein Spott und Hohn trafen Bingo tief. Und natürlich ließ er sich das nicht gefallen und ging zum Gegenangriff über. »Da Ihr vom Abnehmen sprecht … Euer Schnurrbart ist entschieden zu lang. Ich nehme ihm erst die rechte Seite ab … und dann die linke.«

      Und mit gezielten Hieben tat er es.

      Der Vogt stand wie erstarrt da, als erst die eine und kurz darauf die andere Seite seines Spitzbartes zu Boden fiel. Ungläubiges Erstaunen und Wut standen in seinem Blick.

      »Na, wo ist Eure Forschheit geblieben?«, setzte Bingo nach. Tatsächlich war sie von einem Moment auf den anderen wie weggeblasen.

      »Bei allen …«

      »Dämmert Euch, dass ich eben genauso gut statt des Schnurrbartes Euren Hals hätte treffen können?«

      »Teufel, ja!« Doch trotz dieser Demonstration seines Könnens drang der Vogt weiter auf Bingo ein. Ungehaltener und wütender noch als vorher. Schließlich hatte er vor seinen Männern sein Gesicht verloren. Bingo hatte ihn zum Gespött gemacht, und das würde er ihm heimzahlen.

      Doch Bingo lachte nur über seine ungelenken Attacken. »Ha, ha, seid Ihr stürmisch!«

      »Ah!«

      »Hi, hi, hi, Ihr kitzelt mich unter dem Arm, Vogt!« Bingo hielt den Arm des Vogts fest und griff nach der Nase seines Gegners. »Ja! So steht Euch der Schnurrbart viel besser. Nur die Nase müsste dazu etwas dicker sein. Aber dem ist ja abzuhelfen!« Mit voller Wucht schlug er dem Vogt die Faust auf das besagte Körperteil.

      Der Kerl taumelte benommen zurück, verlor dabei seine Waffe und brach zusammen.

      Ein überraschtes Raunen ging durch die Reihen der Umherstehenden.

      Ein klarer Sieg für Bingo, der sich nunmehr seinem Freund zuwandte. Mit in die Hüften gestemmten Händen spottete er: »Na, Falk? Spielst du noch immer mit dem Hauptmann?«

      »Verd…«, fluchte dieser, als Falk seinen Angriff gekonnt parierte.

      »Du hast recht, Bingo! Jetzt ist es genug!« Falk holte aus, und mit einem kräftigen Schwerthieb entwaffnete er seinen Gegner.

      Dem Hauptmann entwich ein schmerzhaftes »Oh!«, ehe er zu Boden ging, wo er wehrlos liegen blieb.

      Falk lächelte milde. Sein Gegner hatte tapfer und gut gekämpft, das erkannte er an. »Wollt Ihr den Kampf fortsetzen, oder soll es genug sein?«

      Der Hauptmann schüttelte den Kopf. »Es … Ihr seid unschlagbar … Wenn ich Euch beleidigt habe … verzeiht mir!«

      Die