Die Geschichte des kleinen Guido. Jón Svensson. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jón Svensson
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788711446133
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musste, dass der liebe kleine Junge gestorben sei!

      Nun liess mich Guido keine Stunde mehr los. Ich dachte jetzt noch häufiger an ihn als vorher und ruhte nicht, bis es mir endlich gelang, etwas aus seinem Leben zu erfahren, und ganz besonders auch zu hören, wie er starb. Denn gerade sein Sterben, so dachte ich, muss herrlich gewesen sein.... Ja so ungefähr wie das Eintreten eines Engels in den grossen Himmel.

      Und so war es auch. Die Mutter des kleinen Guido und viele andere, die ihn kannten, erzählten mir Wundersames von dem merkwürdigen Kinde. Ich bewahrte bisher alles wie ein Geheimnis. Nun haben mich aber viele gedrängt, einiges über den eigenartigen Jungen auch in deutscher Sprache zu erzählen. Ich habe mich endlich entschlossen, den Bitten nachzugeben, und so ist dieses Büchlein zustande gekommena.

      II. Guidos erste Lebensjahre.

      „Welche Zartheit, welche Frische in dieser Kinderseele!“

      (Kardinal Cerretti.)

      Der kleine Guido de Fontgalland gehört einer reichen, vornehmen Pariser Familie an. Er ist geboren am 30. November 1913.

      Seine beiden Eltern, der Graf und die Gräfin de Fontgalland, wohnen in Paris, rue Vital Nr. 37.

      Man darf nicht denken, Guido sei von Anfang an ein kleiner Heiliger gewesen, dem nichts Dummes und Unrechtes eingefallen wäre. O nein! Seine Mutter bemerkt in einer kleinen Lebensgeschichte, die sie kurz nach dem Tode ihres Kindes geschrieben hat, Guido sei zwar prächtig herangewachsen, er habe aber daneben manche Unarten an sich gehabt, wenigstens in den ersten Kinderjahren.

      Tatsächlich war der kleine Junge von Natur aus ein kleiner Brausekopf, ein unruhiges Bürschlein, das immer etwas treiben musste, und das zuweilen die Geduld seiner Mutter auf eine harte Probe stellte. Eines ist jedoch untadelig an ihm gewesen: er war immer sehr ehrlich, aufrichtig, offen und zuverlässig.

      Wenn er in seiner ungestümen Art irgend etwas verbrochen hatte, dann ging er sofort zu seiner Mutter, klagte sich selbst seiner kleinen Untaten an und nahm jede Strafe, die ihm dafür auferlegt wurde, bereitwillig auf sich.

      Wie alle gesunden Kinder hat er schon früh alles wissen wollen, und er bestürmte darum seine Mutter und alle, die um ihn waren, täglich mit tausend Fragen.

      Als er acht Monate alt war, lernte er sein erstes Wort aussprechen. Es hiess nicht, wie bei den meisten Kindern, „Mama“, sondern „Sesu“. So sprach er nämlich damals den Namen Jesus aus.

      So jung er noch war, hatte er doch von seiner Mutter bald gelernt, dass der kleine Jesus sein allerbester Freund sei.

      Von da an bewahrte das kleine Kind eine unaussprechlich zarte Zuneigung und Liebe zum „kleinen Jesus“ — „Le petit Sésu“, wie er ihn damals nannte.

      Und als er grösser wurde, behielt er die Gewohnheit bei, den Heiland immer „den kleinen Jesus“ zu nennen.

      Bevor er gehen konnte, führte ihn das Kindermädchen oft in seinem kleinen Kinderwägelchen draussen spazieren. Sooft sie ihm auf dem Wege vom Jesuskind sprach, sandte der kleine Strampler ein Kusshändchen zum Himmel hinauf.

      Guido wurde grösser, lernte gehen und sprechen, und mit dem Alter wurde er immer lebhafter und unbändiger. Aber auch seine Liebe zum Heiland nahm immer zu.

      Schon steht das Büblein kräftig vor uns und streckt sich, als ob es über alles hinauswachsen wollte. In dem weissen Gesichtchen schimmert ein frisches Rosa; sein dichtes Haar ist kastanienbraun, die Stirn schön und edel, und seine Augen sind ungewöhnlich gross und dunkelblau.

      Wie ein kleiner Engel sieht er aus, und er bleibt trotz seiner Wildheit die Freude seiner Eltern und Grosseltern. Er hatte oft die drolligsten Einfälle, und alle, die ihn kannten, hatten den kleinen Spassmacher lieb.

      Als er in seinem dritten Jahre war, hörte er, dass er bald einen kleinen Bruder bekommen werde.

      Guido freute sich sehr darüber, denn mit der Ankunft des kleinen Bruders hoffte er einen lieben Spielkameraden zu erhalten. Er betete von nun an täglich beim Morgen- und Abendgebet, dass der kleine Bruder bald kommen möge, und ganz besonders, dass es auch wirklich ein richtiger Bruder werde, nicht aber eine Schwester.

      „Aber warum willst du denn keine Schwester, Guido?“ fragte ihn seine Mutter.

      „Weil ich die kleinen Mädchen nicht leiden kann“, sagte Guido.

      „Und warum denn nicht?“

      „Weil man immer nachgeben muss, wenn man mit ihnen spielt“, antwortete er; „mit einem kleinen Bruder ist es aber anders. Er wird immer das tun, was ich will.“

      Man sieht, ein wenig herrschsüchtig konnte der kleine Guido in seinen ersten Lebensjahren schon sein.

      Sein Gebet wurde erhört: am 16. Mai 1916 kam ein nettes kleines Brüderchen, und es wurde Markus genannt.

      Das erste Zusammentreffen der beiden Brüder war putzig.

      Als Guido das winzig kleine Kind erblickte, rot, dick, mit geschlossenen Augen und offenem Mund..., schaute er es erst eine lange Weile schweigend an. Schliesslich sagte er ganz enttäuscht:

      „Wie! Soll das da mein Brüderchen sein? Das kleine Ding, das sich da so bewegt...?“

      „Aber gewiss, Guido.“

      „Ja, wann werden wir dann zusammen spielen können, wir beide?“

      Man versuchte ihm klar zu machen, dass Markus noch zu klein sei. Er müsse noch wachsen und allerlei lernen.

      Das alles schien Guido zunächst nicht sehr zu gefallen, und er erwiderte:

      „Das wird aber lange dauern mit so einem. Könnte man ihn nicht umtauschen gegen einen grösseren?“

      Davon wollte aber die Mutter nichts wissen, und Guido musste sich zufrieden geben mit dem kleinen Markus, wie er war.

      Da übrigens das neue Brüderchen seinem älteren Bruder einen gewaltigen, mit blendend weissem Plüsch überzogenen Bären als Geschenk mitgebracht hatte, fand Guido sich damit ab.

      Der Bär, den er „Mumuth“ nannte, musste den kleinen Markus als Spielkamerad vorläufig ersetzen, bis dieser gross genug sein würde.

      Bald darauf sollte Markus getauft werden. Guido war natürlich dabei und schaute aufmerksam zu.

      Als er plötzlich sah, dass der Geistliche Wasser aus einem Gefäss auf den Kopf des kleinen Bruders zu giessen anfing, konnte Guido sich nicht mehr zurückhalten; er fuhr wie wild auf und rief mit seiner durchdringenden, hellen Kinderstimme in die Kirche hinein:

      „Ich will nicht, dass man meinen kleinen Bruder nass macht, er wird sich erkälten!“

      Den Andächtigen, die in der Kirche waren, wird es wohl nicht ganz leicht gewesen sein, bei einer solchen Unterbrechung ihren Ernst zu bewahren.

      Aber da war nichts zu machen; so war nun einmal der kleine Guido: er dachte nicht lange hin und her. Wenn ihm etwas nicht passte, dann sagte er es gerade heraus.

      Zuweilen ging er zu seinem kleinen Bruder hin, um zu sehen, wie es mit dem Wachsen vorangehe. Er schüttelte den Kopf und fand, dass er nur kleine Fortschritte mache.

      Eines Tages, nach so einem Besuche, ging Guido in sein Zimmerchen zurück, stellte seinen Bären vor sich auf den Boden und fing mit ihm zu plaudern an. Er meinte, er sei allein. Hinter der Zimmertür stand jedoch jemand, der alles mitanhörte, was Guido zu seinem vierbeinigen Spielkameraden sagte:

      „Du, Mumuth! redete er ihn an, „weisst du was! Mein kleiner Bruder, der schreit, der schläft, dann beisst er die Mutter.... Das ist doch kein Leben, so was...“

      Man sieht, der kleine Junge war kein Kopfhänger.

      Einer seiner schönsten Vorzüge war, wie gesagt, seine Wahrheitsliebe. Alle, die ihn gekannt haben, sagen, dass er nie gelogen habe, nicht einmal im Scherz.

      Kurz vor seinem Tode konnte er von sich selbst die wunderschönen