Treacherous Love. Jana Reeds. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jana Reeds
Издательство: Bookwire
Серия: Treasure Hunters
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783968160078
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hat …“ Ich brach ab. Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte. Mit der Wahrheit würde ich jedenfalls nicht herausrücken, so viel war klar. „Nur seine üblichen blöden Sprüche“, schloss ich lahm. Ich wusste schon jetzt, damit würde ich nicht davonkommen. Und richtig, Lou öffnete gerade den Mund, um mich so richtig in die Mangel zu nehmen, als mir Tyler zu Hilfe kam.

      „Marli, ich hoffe, an Bord ist alles zu deiner Zufriedenheit“, sagte er.

      „Ja, vielen Dank, Tyler. Meine Kabine ist ein Traum. Ich bin so froh, hier zu sein“, plapperte Marli drauflos. Ich schaute sie erstaunt an. Das war ja schon fast ein Gefühlsausbruch von der sonst so zurückhaltenden Freundin meiner Schwester. „Ich kann es nicht erwarten, morgen mit der Arbeit anzufangen. Danke, noch einmal, dass du mich für dieses Projekt engagiert hast. Es ist der Traum eines jeden Archäologen, bei so etwas dabei sein zu dürfen.“

      „Deine Referenzen sind hervorragend. Ich denke, wir hätten kaum eine bessere Person für diesen Job bekommen können“, sagte Tyler.

      Ich warf ihm einen giftigen Blick zu. Der Kerl hoffte wohl auf Bonuspunkte bei Lou, wenn er nett zu ihrer Freundin war. Nicht, dass er sie brauchte. Das verliebte Geturtel der beiden jeden Tag mitzubekommen, reichte vollkommen aus, um … Okay, Zeit aus diesem Loch wieder rauszukommen. Meine wütenden Gedanken gingen mir schon selbst auf die Nerven. Ich führte mich auf wie ein verwöhnter Fünfjähriger, dem man sein Spielzeug weggenommen hatte.

      Ich setzte mich aufrecht hin, zwang mich zu einem Lächeln und wandte mich an die Frau, die für die meisten dieser Gedanken verantwortlich war.

      „Ich hoffe, du hast dich gut eingelebt“, sagte ich zu ihr.

      Marli sah mich erstaunt an. Ja, ich klang wie der Kapitän vom Traumschiff. Steif, formell und so, als hätte ich einen Stock im Arsch.

      „Nun ja, allzu lange bin ich noch nicht hier. Aber ja, ich fühle mich sehr wohl“, antwortete Marli höflich. Der Unterton in ihrer Stimme sagte allerdings etwas anderes. Etwas, das wie: „Du Idiot, ich bin gerade mal seit ein paar Stunden hier, wie soll ich mich da schon eingelebt haben?“, klang.

      „Gut, das ist gut.“

      Und das war’s dann mit der Unterhaltung. Mir fiel nichts mehr ein, was ich noch sagen könnte, was sicherlich ein Segen für alle Beteiligten war. Gott sei Dank fing Lou damit an, Marli mit Storys über das Leben an Bord zu bombardieren. Ich widmete mich meinem Essen. Nur um festzustellen, dass ich direkt neben die Spaghetti Vongole auch noch Mousse au Chocolat auf meinen Teller gehäuft hatte.

      4

      Marli

      Ein schrilles Geräusch riss mich aus einem wunderschönen Traum. Wecker kapierte mein Verstand, während mein Körper im gleichen Moment schrie: Weiterschlafen!

      Es dauerte etwas, bis ich in der Lage war, mich auf die Seite zu drehen, nach meinem Handy auf dem Nachttisch zu angeln und dieses nervtötende Geräusch auszustellen. Ich war selbst unter besten Gegebenheiten alles andere als ein Morgenmensch, doch nun, mit dem Jetlag des gestrigen Langstreckenfluges, schien es mir unmöglich, meine Augen zu öffnen – und sie vor allem auch geöffnet zu lassen. Im Geiste überschlug ich die Zeitverschiebung. Zu Hause war es gerade erst zwei Uhr in der Nacht – keine Uhrzeit, um sich aus dem Bett zu bewegen. Doch es nützte nichts, ich musste aufstehen, die Arbeit wartete.

      Trotz der Müdigkeit überkam mich die Vorfreude auf das, was mich erwartete. Ich hatte nicht umsonst Archäologie studiert – schon als Kind war es mein Traum gewesen, bei Ausgrabungen dabei zu sein, auf alte Schätze zu stoßen und Relikte aus vergangener Zeit zu entdecken. Ich wollte herausfinden, wer einen alten Kerzenleuchter vielleicht einmal angezündet hatte, wem die Brosche gehörte, die gefunden wurde, oder woher ein zerfleddertes Stück Stoff stammte. Wenn man auf den Florida Keys aufwuchs, gehörten die Schiffswracks, die vor der Küste lagen, von klein auf zum Leben dazu. So ziemlich jeder war bereits runtergetaucht, und obwohl ich längst nicht so erfahren wie Lou und Dylan war, hatte auch ich schon als Teenie die Unterwasserwelt kennengelernt. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob ich mich auch hier in Spanien trauen würde, so tief zu tauchen. Ein vollkommen fremdes Gewässer barg Gefahren, die ich nicht gut genug einschätzen konnte. Andererseits tauchte niemand allein, ich hätte also immer einen erfahrenen Taucher an meiner Seite, der mich unterstützen würde. Trotzdem war ich nicht wirklich scharf darauf und hoffte, meine Arbeit vom Schiff aus erledigen zu können.

      Spanien … Während ich mit geschlossenen Augen unter der heißen Dusche stand und den prasselnden Wasserstrahl genoss, ließ ich die letzten zwei Wochen Revue passieren. Es war so viel geschehen, dass ich mir noch immer vorkam, als wäre ich in einem merkwürdigen Film gefangen. Einem Film, der auf Schnelllauf stand.

      Ich erinnerte mich genau an den Tag, als Lous Anruf mich früh um halb sechs aus dem Schlaf riss.

      „Marli, pack deine Koffer, wir brauchen dich hier!“ Ich war noch nicht einmal richtig wach, als dieser Satz an meine Ohren drang, und es dauerte einige lange Sekunden, bis er in meinem Verstand angekommen war.

      „Was? Lou, weißt du, wie spät es ist? Ich schlafe noch und habe keine Ahnung, wovon du eigentlich sprichst.“

      Als Nächstes ging eine Kaskade aus aufgeregt geplapperten Sätzen auf mich nieder, sodass ich Lou unterbrechen musste, um überhaupt irgendetwas zu verstehen.

      „Lou, langsam! Bitte, gib meinem Hirn die Chance, dir zu folgen.“

      Ich rollte mich umständlich aus dem Bett und schlurfte zur Kaffeemaschine. Jetzt half nur noch Koffein. Reichlich Koffein!

      Nach zwei Bechern Kaffee und drei weiteren Versuchen, Lou dazu zu bringen, mir in Ruhe zu erklären, was eigentlich los war, hatte ich es begriffen. Oder auch nicht. Denn das, was bei mir angekommen war, hörte sich einfach zu unglaublich an, um es zu fassen.

      Lou, Dylan und Tyler waren tatsächlich erfolgreich gewesen und hatten einige Relikte auf dem Meeresgrund gefunden, die eindeutig auf diese gesunkene Galeone hinwiesen, nach der sie suchten. Nun brauchten sie einen Archäologen, der die Bergung und die weitere Suche begleitete. Denn Tyler wollte auf keinen Fall, dass diese Schätze in irgendeiner Form Schaden nahmen. Ich rechnete ihm dieses Vorgehen sehr hoch an, die wenigsten Schatzsucher legten auf so etwas Wert. Den meisten ging es nur um den Profit, die Schätze wurden ausgebuddelt und hochgeholt, und wenn dabei etwas kaputt ging, war es zwar ärgerlich, weil es dadurch weniger Geld einbrachte, aber letztlich für die Schatzsucher nicht dramatisch.

      Tyler war anders. In vielerlei Hinsicht, wenn ich meiner besten Freundin glauben durfte, die seit ein paar Wochen mit ihm zusammen war. Das vermeintlich reiche, verwöhnte Söhnchen, der Weiberheld, hatte sich als ihr absoluter Traummann herausgestellt, und nach dem, was Lou mir erzählt hatte, trug Tyler sie auf Händen.

      Ein wenig neidisch war ich schon – auch wenn ich es Lou von Herzen gönnte. Wer, wenn nicht sie, hatte es verdient, derart geliebt zu werden. Nach ihrer schweren Vergangenheit durfte sie nun endlich ankommen, sich fallen lassen und wissen, dass sie aufgefangen wurde. Genau das wünschte ich mir auch. Mit … Nein – nicht daran denken!

      Schnell drehte ich die Dusche ab und griff nach meinem Handtuch. Nachdem ich mich abgetrocknet hatte, schlüpfte ich in kurze Jeansshorts und ein schlichtes weißes Tanktop, dann setzte ich mich an den Schminktisch und bürstete mir die nassen Haare, bevor ich sie föhnte und zu einem langen Zopf flocht.

      Danach lehnte ich mich in dem kleinen Sessel zurück und schaute mich im Spiegel an. Meine Augenringe sprachen Bände, doch das war nun mal nicht zu ändern. Schließlich hatte ich seit diesem frühmorgendlichen Anruf einiges zu tun gehabt. Natürlich hatte ich keinen Moment gezögert, als Lou mich bat, als begleitende Archäologin an Bord zu kommen. Doch bis es so weit war, musste ich unglaublich viel organisieren. Am schwierigsten war es, eine Vertretung für meinen Job im Büchercafé zu finden. Denn dort gehörte es nicht nur zu meinen Aufgaben, Bücher zu verkaufen und Kaffee auszuschenken. Das Fairytale war bekannt für seine