Reigen Reloaded. Arthur Schnitzler. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Arthur Schnitzler
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783218012690
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versteh dich sehr gut, sagte Josef und legte ihr den Arm um die Schulter. Was trinkst du? Ich lade dich ein.

      Echt?

      Ja, sagte Josef, zur Feier des Tages.

      Welche Feier?

      Dass ich dich getroffen hab.

      Dass du mich getroffen hast?

      Genau. Dass ich dich getroffen hab.

      Sie lachte und sagte: Wenn das so ist, dann noch ein Glas Wein bitte!, und lehnte sich an ihn. Mich hat schon lang niemand mehr eingeladen.

      Dann wird es höchste Zeit!, sagte Josef.

      Sie müsse ihm etwas gestehen, sagte sie, was sie ihm schon bei ihrem ersten Treffen im Englischen Reiter hätte sagen können.

      Und das wäre?

      Dass er der Erste sei, der nicht nur mit den Ohren, sondern auch mit der Seele zuzuhören fähig sei, der begreifen könne, wovon sie rede, was das überhaupt sei, das Existenzielle. Der in der Lage sei zu verstehen, was sie meine mit dem Nichts, das sie anstrebe und mit dem sie nach Indien wolle, um es dort zu vertiefen. Der sie nicht der Spinnerei bezichtige, der Besoffenheit oder der Frustriertheit, und der ihr nicht empfehle, sich nur ordentlich durchficken zu lassen, dann hätte sie ihr Existenzielles. Alle sagten: Wozu Indien? Ein Arschfick sei Indien genug.

      Sie trank ihr Glas leer. Josef küsste sie auf die Wange und, als sie ihm ihr Gesicht zuwandte, auf den Mund.

      Was machst du mit mir?, sagte sie. Wer bist du? Wo kommst du her? Du tauchst hier auf mitten in der Nacht, und ich erzähle dir alles von mir. Und habe ich das Gefühl, ich bräuchte es dir gar nicht zu erzählen, du weißt ohnehin schon alles von mir, du kennst mich. Wie bin ich?, sagte sie. Wer bin ich? Verrate mir meine Geheimnisse.

      Die kennst nur du, sagte Josef.

      Nein, du kennst sie! Was muss ich tun?

      Um nach Indien zu kommen?

      Um glücklich zu sein.

      Nicht um nach Indien zu kommen?

      Indien kann überall sein, sagte sie.

      Josef lachte. Noch ein Glas Wein?

      Warum nicht, sagte sie.

      Oder treibst du nur ein Spiel mit mir, sagte sie plötzlich und rückte etwas ab von ihm, und willst mich nur ficken wie alle anderen?

      Aber Tina, sagte Josef und rückt wieder näher an sie heran.

      Mia, sagte sie, ich heiße Mia.

      Mia, ich unterhalte mich gern mit dir. Du bist eine Frau, die weiß, was sie will. Die sich verändern möchte.

      Ja, das möchte ich.

      Die ihr Leben in den Griff kriegen will. Die nicht aufgibt. Das interessiert mich. Mich interessieren Menschen, die sich nicht zufriedengeben mit dem, was sie haben. Die aus sich etwas machen möchten.

      Genau, Franz, ich möchte aus mir etwas machen. Ich bin zwar spät dran …

      Aber nicht zu spät, Mia. Es ist nie zu spät.

      Meinst du?

      Das meine ich.

      Du glaubst wirklich, dass ich alles noch auf die Reihe kriege?

      Unbedingt! Du bist intelligent. Du hast Fantasie. Du hast noch Wünsche ans Leben. Und vor allem, Mia, Energie, um sie umzusetzen. Eine Power! Wer die nicht mehr hat, ist verloren. Aber du hast sie!

      Genau, Franz, die hab ich.

      Auf dich und deine Power!, sagte Josef, hob sein Glas und stieß mit ihr an. Auf dass dir alles gelingen möge!

      Danke, sagte sie und drückt sich an ihn. Du bist super! Wieso wir nicht schon damals so geredet haben, im Englischen Reiter!

      Die Zeit war noch nicht reif, sagte Josef.

      Ja, da kannst du recht haben, Franz. Ich war noch nicht so weit.

      Und ich hätte auch einen Job für dich.

      Einen Job? Was für einen Job?

      Mit mehr Geld und ohne Arschlöcher.

      Mia!, rief der von vorhin quer durch das Lokal, wo ist mein Viertel?

      Leck mich doch am Arsch!, rief sie zurück. Ich hab frei!

      Dann her mit deinem Arsch!, rief der andere, und alle an seinem Tisch lachten.

      Hör nicht hin, sagte sie. Also, was ist das für ein Job?

      Nicht hier, sagte er und stand auf, bei dem Krach kann man nicht reden.

      Wieso nicht?, sagte sie. Wo willst du hin?

      Zu dir?

      Zu mir?

      Du hast doch sicher auch was zu trinken, oder?

      Das schon. Aber ich weiß nicht. Ein anderes Lokal?

      Um diese Zeit?, sagte Josef. Wo sicher genauso viel Krach ist. Du willst ja etwas über den Job wissen, oder?

      Ja, unbedingt.

      Wohnst du weit?

      Nein, gleich hier um die Ecke.

      Optimal!

      Josef zahlte.

      Sie wohnte auf Zimmer-Küche. Die Dusche befand sich neben dem Herd. Er drückte sie dagegen, als er sie küsste und ihr zwischen die Beine griff. Sie wehrte ab. Wir wollten doch über den Job reden, sagte sie. Gleich, sagte er, es ist ein guter Job. Und wo, welche Firma?, sagte sie und zog seine Hand weg. Aber der Zipp ihrer Hose war schon offen, und mit einem Ruck stieß er, gegen ihren Widerstand, die Hand unter ihren Slip hinein und seine Finger zwischen ihre Schamlippen. Franz, rief sie, nicht jetzt! Sie versuchte, seinen Fingern zu entkommen, was nicht gelang, und ließ es geschehen.

      Er drängte sie ins Zimmer, sah das Bett und ließ sich mit ihr auf das Bett fallen. Er küsste sie ab und zerrte ihr die Hose hinunter. Franz, rief sie, ich bin betrunken, ich will jetzt nicht. Bin ich auch!, rief er. Das müssen wir feiern! Und du bist eine tolle Frau, du bist super, und du wirst es schaffen! Mit dem Job wirst du es schaffen! Hör bitte auf, sagte sie, und sag mir, was für ein Job ist das? Gleich, sagte er, zog ihr die Hose vollständig hinunter, samt Slip, spreizte ihre Beine, was sie zuließ, legte sich dazwischen und stieß mit seinem Schwanz ein paar Mal daneben, ehe er in sie eindrang. Ach, Franz, sagte sie und umklammerte ihn, wir werden es schaffen! Ja, sagte Josef, wir schaffen das, und stieß immer heftiger zu, wir schaffen das! Ja, wir schaffen das! Und ejakulierte.

      Franz, sagte sie, als sie nebeneinanderlagen, sie mit dem Kopf auf seiner Brust, ich will nicht mehr nach Indien.

      Nein?

      Nein.

      Weil Indien eh überall ist?

      Nicht überall, sagte sie, hier. Hier ist Indien. Und drückte ihn fest an sich. Und der Job?, sagte sie. Was ist das für ein Job? Und wo …

      Gleich, sagte er. Da war sie schon eingeschlafen.

      Er hob ihren Kopf vorsichtig von seiner Brust und legte ihn neben sich. Sie zuckte kurz, wachte aber nicht auf, tastete nur nach seiner Hand, ergriff sie und hielt sie fest. Er überließ sie ihr und horchte auf ihren Atem. Er sah sich im Zimmer um: eine Stellage mit Büchern, ein offener Kleiderkasten, Wäsche auf dem Boden, Poster an der Wand von Patti Smith und Amy Winehouse, gebrauchte Taschentücher, Medikamentenschachteln, eine angebrochene Wodkaflasche.

      Eine Weile wartete er noch und sah ihr zu, wie sie schlief. Er erhob sich vorsichtig und zog sich an. Wie hieß sie? Tina? Pia? Lisa? Irgendetwas mit a. Er erinnerte sich nicht mehr. Auf der Tür außen gab es kein Namensschild. Er horchte noch einmal in die Wohnung hinein, hörte nichts und ging.

DIE KELLNERIN UND DER 


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