Star Trek - Legacies 2: Die beste Verteidigung. David Mack. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: David Mack
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783966583282
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befindet sich diese Welt in einer gebundenen Rotation mit ihren Muttersternen.

      Das war eine rationale Erklärung für die endlose Mittagszeit, doch sie erklärte nicht, was sich für Captain Una in diesem bizarren fremden Universum wirklich falsch anfühlte. Sie trottete auf eine entfernte Hügelkette zu, hinter der sich schroffe Berge erhoben, und wurde von dem Gefühl geplagt, wie in einem Traum zu rennen und doch nicht von der Stelle zu kommen. Weit vor ihr wippten dunstumhüllte Hügelkuppen mit ihren ungleichmäßigen Schritten und schwankten im Takt ihres hinkenden Gangs, während Salzkristalle unter den Sohlen ihrer staubigen Sternenflottenstiefel knirschten.

      Beide Teile ihrer Uniform – die schwarze Hose und die grüne Kommandotunika – waren zerrissen und an mehreren Stellen ausgefranst. Diese Risse stammten noch von ihrer gehetzten Flucht durch Stolperfallen aus Dornengebüsch, Nesseln und Stacheln auf dem Planeten Usilde in ihrem Heimatuniversum. Um die Zitadelle zu erreichen, die von den als Jathor bekannten Eindringlingen aus einem anderen Universum errichtet worden war, hatte Una die Verbote der einheimischen Usildar missachten müssen. Diese fürchteten und verachteten die fremde Festung, die Jahre zuvor ohne Vorwarnung in einem der großen Seen ihres Regenwalds aufgetaucht war. Im Gegensatz zu den Usildar wusste Una, dass der Stützpunkt der Fremden auch der Schlüssel für Reisen zwischen dieser trostlosen Dimension und ihrer Heimat war. Deshalb war diese Festung auch ihre einzige Hoffnung, die anderen Mitglieder eines verunglückten Landetrupps der Enterprise zu retten, die vor achtzehn Jahren hierher verbannt worden waren, während Una dazu verdammt gewesen war, hilflos zuzusehen.

      Ich bin nicht länger hilflos. Und ich werde meine Schiffskameraden nach Hause bringen.

      Sie strich sich eine Locke ihres schwarzen Haars aus den Augen und bemerkte den dünnen Schweißfilm auf ihrem bleichen Handrücken. Sie spähte geradeaus und entdeckte keine Spuren, denen sie folgen konnte, keine Straße, die ihr den Weg wies. Ihre Ausbildung quälte sie. Diese verlangte, auf der Grundlage sorgfältiger Beobachtung und rationaler Schlussfolgerungen vorzugehen, aber hier gab es keine Fakten, die sie analysieren konnte. Nur Sandflächen und nichtssagende Leere, die sich bis zu einem verblassten Horizont erstreckten. Und doch wusste Una, dass sie in die richtige Richtung ging. Es war nicht so, dass ihre illyrianische mentale Disziplin ihr einen besonderen Einblick in dieses Universum incognita verschafft hätte, es war etwas Grundlegenderes und weniger Rationales. Es war Instinkt. Eine Ahnung. Ein Gefühl.

      Zweifel plagten sie. Sie ging langsamer und warf einen Blick zurück. So trostlos sie die vor ihr liegende Landschaft auch empfand, war diese doch ein Augenschmaus verglichen mit der endlos gähnenden Leere hinter ihr. Nichts unterbrach die marmorweiße Leere des Himmels oder die strukturlose Ausdehnung der Wüste, die sich endlos darunter ausbreitete. Wellen von Wärmestrahlung waberten wie ein durchgängiger Vorhang und verliehen der Grenze zwischen Himmel und Erde den Anschein, aus flüssigem Metall zu bestehen. Nichts sonst bewegte sich hier. Nichts Lebendiges flog durch die Luft, lief, kroch oder glitt über das ausgetrocknete Erdreich. Es gab keinen Wind, der auch nur ein einziges ausgebleichtes Staubkorn vom Boden hätte aufwirbeln können.

      Die Hügel sahen ebenso karg aus und die Berge dahinter waren unwirtlich. Doch trotz aller drohenden Mühsal versprachen sie auch Schutz und eine Unterbrechung der Monotonie. Und so strebte Una weiter in ihre Richtung und vertraute darauf, dass ihre Schiffskameraden vor achtzehn Jahren dieselbe Entscheidung getroffen hatten. Martinez hätte weder sich noch die anderen in der offenen Wüste umkommen lassen, redete sie sich selbst ein. Er hätte nach Unterschlupf, Wasser und Ressourcen gesucht, die man eher in den Bergen als auf dieser sonnenverbrannten Ebene findet.

      Una fragte sich, ob sie ihre alten Schiffskameraden nach so langer Trennung wiedererkennen würde – und umgekehrt. Martinez und die anderen hatten Una das letzte Mal als eifrigen jungen Lieutenant gesehen, der unter Captain Robert April Steuermann der Enterprise war. Damals hatten sie ihren Spitznamen »Nummer Eins« weiterhin verwendet, den sie an der Akademie bekommen hatte, weil sie in fast allen akademischen und athletischen Herausforderungen der Sternenflotte den ersten Platz belegt hatte. Statt sich über diesen zu ärgern, hatte sie ihn in gewisser Weise angenommen. Da ihr Name in ihrer illyrianischen Muttersprache für die meisten humanoiden Spezies so gut wie unaussprechlich war, hatte sie in ihren ersten Tagen an der Sternenflottenakademie beschlossen, unter dem Namen »Una« zu dienen. Später, nachdem sie auf der Enterprise die Rangleiter erklommen hatte und als Erster Offizier unter dem Kommando von Captain Christopher Pike diente, war es ein willkommener Zufall, dass Pike dazu neigte, seinen XO als »Nummer Eins« zu bezeichnen, ein Überbleibsel aus der alten terranischen Seefahrtstradition, die auf die Zeiten der großen Windjammer auf dieser Welt zurückging.

      Der einzige ihrer Mannschaftskameraden, der ihren wahren Namen aussprechen konnte, war Commander Spock. Sie bewunderte schon lange, dass er sein kühles, logisches vulkanisches Erbe über seine wesentlich emotionalere menschliche Abstammung stellte. In seinen jungen Jahren hatte er zwar eine beunruhigende Neigung gezeigt, seine aufgewühlten Emotionen zu verraten, indem er auf der Brücke seine Stimme erhob, Una hatte ihm aber dabei geholfen, diese unschickliche Angewohnheit abzulegen, um als Offizier eine bessere Haltung an den Tag zu legen. Viele ihrer Kollegen hätten Unas Belehrungen wahrscheinlich schroff zurückgewiesen, aber Spock hatte ihren Rat fast ohne Befangenheit beherzigt.

      Spock und ich haben einander immer besser verstanden als die meisten. Aber seine Hingabe an die Logik macht ihn blind für die Macht der Hoffnung.

      Ohne das mitfühlende Verständnis von Spocks Captain, James T. Kirk, dem derzeitigen Kommandanten der Enterprise, hätte Unas Mission bereits ein unrühmliches Ende gefunden. Sie war ein großes Risiko eingegangen, als sie den Transferschlüssel aus seinem langjährigen Versteck im Quartier des Captains auf der Enterprise gestohlen hatte – ein Gerät, das nicht nur aus einer anderen Welt, sondern aus einer anderen Dimension stammte. Vor Kurzem hatte sie nicht nur Kirks Bericht über ein ähnliches Gerät in einem Paralleluniversum gelesen, sondern auch Spocks Bericht darüber, wie eine Transporterfehlfunktion ein Portal zu diesem Universum geöffnet hatte – zunächst versehentlich, dann ein zweites Mal absichtlich. Dadurch hatte sie neue Erkenntnisse über das unbekannte Gerät gewonnen, das sie und Captain April 2249 auf Usilde beschlagnahmt hatten. Nachdem Una diese Informationen zur Verfügung standen, hatte sie geplant, die inzwischen verlassene Anlage der Jatohr auf Usilde wieder in Betrieb zu nehmen und das Tor zwischen ihrem Universum und diesem zu öffnen, in das ihre Schiffskameraden vor langer Zeit von den Jatohr auf so grausame Weise verbannt worden waren. Um diesen Plan in die Tat umzusetzen, hatte sie das Ende ihrer Laufbahn durch ein Militärgericht riskiert und die bevorstehenden Friedensverhandlungen zwischen der Föderation und den Klingonen aufs Spiel gesetzt, indem sie mit dem Transferschlüssel nach Usilde zurückgekehrt war. Das hatte allerdings die Aufmerksamkeit der Klingonen auf den primitiven Planeten und die fortschrittliche unbekannte Technologie, die sich dort befand, gelenkt.

      Ungeachtet dessen hatte Una gehofft, sie hätte genug Zeit, um ihre Freunde zu retten und mit dem Transferschlüssel zu entkommen. Zu ihrer Bestürzung waren die fünf Mitglieder ihres Landetrupps von Usilde und die vier anderen Offiziere, die mit einem Aufblitzen von der Brücke der Enterprise verschwunden waren, nirgendwo zu sehen gewesen, nachdem das Tor zwischen den Universen erneut offen war. Und so hatte sie eine schicksalhafte Entscheidung getroffen: Sie hatte ein Abkommen mit Kirk und Spock geschlossen. Die beiden würden den Transferschlüssel sicher vor den Klingonen verwahren und in sechzig Tagen nach Usilde zurückkehren, um das Tor zwischen den Universen erneut zu öffnen. Das bedeutete, Una hatte exakt diesen Zeitraum und nicht einen Tag mehr, um ihre verschollenen Schiffskameraden zu finden und sie für ihre längst überfällige Heimkehr an ihren Ankunftsort in der Wüste zurückzubringen. Diesen hatte sie mit einem X markiert, das sie mit dem Phaser, den sie sich von Kirk geliehen hatte, in das Salz gebrannt hatte.

      Es war ein haarsträubendes Vorhaben. Eine Mission, die zum Scheitern verurteilt war. Doch das war Una egal. Sie hatte schon früher scheinbar unüberwindliche Hindernisse bewältigt.

      Sie würde entweder ihre Schiffskameraden nach Hause holen … oder hier mit ihnen sterben.

       ZWEI