Dell legte sein Handy in den Schoß, damit er die Augen schließen und die aufsteigenden Tränen in Schach halten konnte. Er wollte nicht, dass Taro ihn weinen sah. Nicht wegen etwas, von dem Dell nicht sicher war, ob es stimmte.
Ich bin nicht asexuell. Ich habe nur einfach noch nicht den Richtigen getroffen. Ich war nicht draußen unterwegs, um jemanden kennenzulernen.
»Dell? Es tut mir leid, bist du in Ordnung?«
»Ich muss auflegen, Taro.« Dell hasste sich dafür, dass er nicht das Handy aufhob, aber er konnte nicht. Nicht, wenn ihm jedes bisschen Enttäuschung und Herzschmerz vermutlich auf die Stirn geschrieben stand. »Ich schreibe dir morgen, okay?«
»Okay. Pass auf dich auf.«
»Du auch.«
Dell schaltete das Handy aus und warf es in die andere Ecke der Couch. Als es keinen Grund zur Zurückhaltung mehr gab, ließ er ein paar Tränen über seine Wangen rollen. Tränen der Frustration, Trauer und dem andauernden Wissen, dass er für seine Eltern immer eine Enttäuschung darstellen würde. Er war aus Angst und Verzweiflung zu Onkel Charles nach Harrisburg geflohen. Er hatte einen Ort zum Leben gebraucht oder wäre obdachlos gewesen. Er hatte clean werden müssen oder er wäre gestorben.
Nachdem Onkel Charles ihm beides ermöglicht hatte, war Dell dankbar gewesen. So dankbar, dass er nicht großartig darüber nachgedacht hatte, als Kameramann einzuspringen, nachdem sein Vorgänger kurzfristig gekündigt hatte, um mit seinem Freund nach Seattle zu ziehen. Onkel Charles' Vertrauen in seine Fähigkeit, den Job zu erledigen, nachdem er ein paar von Dells Privatfotos gesehen und mit ihm ein paar Übungsvideos aufgenommen hatte. Alles, was Dell jetzt hatte – von der Kleidung, die er trug, bis zu dem Kissen, auf dem er jede Nacht schlief –, hatte er Charles Greenwood zu verdanken.
Jeden Gehaltsscheck erhielt Dell, weil er half, schwule Pornos zu produzieren und zu vertreiben. Das war nichts, was seine Eltern jemals stolz machen würde. Sie würden einfach nur mehr beten und sich weiterhin fragen, was sie bei ihm falsch gemacht hatten.
Nicht, dass Dell je Gelegenheit hatte, seinen Eltern etwas zu erzählen. Sie hatten nie versucht, mit ihm Kontakt aufzunehmen, seitdem er verhaftet worden war. Onkel Charles wurde ab und zu von einem Bruder über Neuigkeiten in der Familie informiert, aber Dell wusste nicht, ob das andersherum auch galt. Er wusste nicht, ob seine Eltern wussten oder ob es sie interessierte, ob er lebte oder tot war, und das tat weh. Es war nicht wichtig, wie es zwischen ihnen zu Ende gegangen war, sie waren seine Eltern und er liebte sie immer noch. Er wollte immer noch, dass sie stolz auf ihn waren.
Jetzt werden sie bestimmt nie stolz auf mich sein.
Dieser düstere Gedanke ließ ihn umso heftiger weinen. Und während er von seinem Kummer verzehrt wurde, merkte Dell, dass er sich nach Taros warmem, freundlichem Lächeln sehnte.
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