Die Mission der Maru Tai. Mara Laue. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mara Laue
Издательство: Bookwire
Серия: Maru Tai
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783948700201
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hatte er ihre Frage wörtlich genommen. Falls das die Art der Skusann war, konnte das Zusammenwohnen heiter werden.

      »Ich wollte mit meiner Frage ausdrücken: Nein, das macht mir nichts aus«, präzisierte Yora. »Für Sie ist das auch kein Problem?«

      »Nein.«

      Der Lift hielt auf dem Mannschaftsdeck. Yora stieg aus und schlug den Weg zu ihrer Kabine ein, wobei sie Robotern auswich, die unterschiedlich große Container durch die Gänge transportierten.

      »Haben Sie schon mal auf einem Schiff der Chamäleon-Klasse gearbeitet, Lepathu?«

      »Nein, aber mir ist das Prinzip der wandelbaren Wände selbstverständlich vertraut.«

      »Jede Umwandlung und die damit einhergehende Veränderung der Raumaufteilungen wird automatisch an die persönlichen Datenpads aller Besatzungsmitglieder übermittelt, damit sich niemand verläuft«, erklärte Yora. »In einem Notfall könnte sonst wertvolle Zeit verloren gehen.«

      Sie hatten ihre Kabine erreicht. Yora deutete auf ein ovales Touchfeld neben der Tür. »Legen Sie bitte Ihre Hand oder nur die Fingerspitzen darauf«, forderte sie Lepathu auf.

      Der Skusann gehorchte. Yora aktivierte den Scanner des Feldes, der Lepathus DNA-Code speicherte, und ihn als zum Betreten der Kabine autorisierte Person registrierte. Die Tür glitt zur Seite. Yora deutete auf den rechten Raum.

      »Ihr Quartier.«

      Lepathu ging hinein und stellte seine Reisebox ab. »Wo finde ich Captain Chen?«

      Yora aktivierte ihr Kom-Gerät. »Captain Chen, der neue Chefingenieur ist an Bord und will sich Ihnen vorstellen. Wohin soll ich ihn bringen?«

      »In meinen Bereitschaftsraum«, kam die Antwort.

      Yora deutete mit dem Kopf zur Tür. »Gehen wir.«

      Der Skusann folgte ihr. Yora stellte zwei Dinge fest. Lepathu bewegte sich fast lautlos. Hätten seine Schuhsohlen nicht bei jeder Berührung mit dem Boden ein leises Geräusch verursacht, sie hätte ihn nicht gehört. Außerdem passte er seine Schrittlänge ihren Schritten an, setzte sogar in perfekter Synchronisation dasselbe Bein vor wie sie. Ob das eine besondere Bedeutung hatte? Oder war das lediglich eine skusarische Eigenheit?

      Captain Chen erwartete sie zusammen mit Commander Wendt. Yora reichte ihr das Datenpad mit Lepathus Versetzungsorder. »Warten Sie draußen, Davidoff«, wies Chen sie an.

      Yora war sich sicher, dass Chen ihr die Tür vor der Nase zugeschlagen hätte, wenn das möglich gewesen wäre. Zum Glück verhinderte die Gleitmechanik eine derartige Geste. Aber dass Yora nicht beim Erstgespräch mit dem Skusann dabei sein durfte, sollte zweifellos eine Demütigung darstellen oder war als Disziplinarmaßnahme gedacht, auch wenn Yora keine Ahnung hatte, womit sie die verdient haben sollte. Sie machte nur ihren Job als Sicherheitschefin und das so gut sie konnte. An den Blicken, die ihr die Besatzung der Zentrale zuwarf, erkannte sie, dass denen das ebenfalls bewusst war. Und das trug nicht gerade dazu bei, Yoras Autorität zu stärken.

      Warrant Officer Yvonne Moreau, die am Navigationspult saß und bis zum Startbefehl nichts zu tun hatte, wandte sich halb zu Yora um. »Darf ich eine Frage stellen, Lieutenant?«

      Mit Sicherheit handelte es sich um etwas, das sie sich nie getraut hätte, Chen oder Wendt zu fragen. »Bitte.«

      »Die MARU TAI ist ein hervorragendes Schiff mit im–mensem Potenzial. Ist das nicht verschwendet, wenn wir jetzt dazu verdonnert sind, Hilfsgüter nach Tema zu liefern? Ein großes Frachtschiff, vielmehr eine ganze Flotte davon, könnte doch sehr viel mehr Material befördern.«

      Die anderen Mitglieder der Zentralencrew spitzten ebenfalls die Ohren, auch wenn einige sich den Anschein gaben, mit ihren Instrumenten und deren Routinekontrolle beschäftigt zu sein.

      »Weshalb auch ganz sicher Frachtschiffe bereits nach Tema unterwegs sind. Die MARU TAI hat aber den Vorteil, schneller zu sein als die großen Frachter. Außerdem dauert das Beladen nicht mal halb so lange wie bei den Großraumtransportern, weshalb wir schneller vor Ort sind als die. Tema braucht dringendst jede noch so kleine Lieferung so schnell wie möglich. Und zu guter Letzt sind wir erheblich besser bewaffnet als ein Frachtschiff.«

      Taktikoffizier Lieutenant Hino Yamato schnaubte. »Wer sollte uns denn angreifen? Wir transportieren doch nur Hilfsgüter.«

      »Abgesehen davon, dass sich überall Piratenbanden herumtreiben können, gibt es mit Sicherheit noch andere üble Subjekte, die die Katastrophe auf Tema ausnutzen, um sich zu bereichern, und die vor nichts zurückschrecken, wenn sie sich davon Profit versprechen«, erinnerte Yora ihn. »Und auch Armut und der damit verbundene Kampf ums Überleben treiben manche Leute zu Verbrechen an. Nicht zu vergessen die Opportunistischen, die jede Gelegenheit ergreifen, wenn sie sich Chancen ausrechnen, ungeschoren davonzukommen. Und gerade diese Leute werden sich hüten, ein gut bewaffnetes Schiff anzugreifen.«

      Ihre Argumente überzeugten die Leute nicht, das spürte sie deutlich. Sie verstand das sehr gut. Wenn man eines der modernsten und leistungsfähigsten Schiffe zur Verfügung hatte, dann stand einem nicht der Sinn nach einfachen Frachttransporten. Und auch nicht danach, einen Botschafter von einem Planeten zum nächsten zu bringen und die Zeit während der in der Regel sehr langen Dauer seiner Verhandlungen mit belangloser Routine totschlagen zu müssen. Allein die auf Ganutara hatten fünf Wochen gedauert, und das war noch zügig gewesen. Jetzt auch noch Frachtdienst obendrein – das empfanden viele Crewmitglieder als eine Art Abstieg. Als eine Geringschätzung ihrer Fähigkeiten. Was die Stimmung an Bord nicht gerade hob.

      »Noch eine Frage, Lieutenant«, wagte Warrant Officer Moreau einen weiteren Vorstoß. »Stimmt es, dass die Katastrophe auf Tema durch Sabotage verursacht wurde?«

      Das hatte sich also schon herumgesprochen. Yora fragte sich wie. Denn sie hatte über diese Theorie kein Wort verlauten lassen, und Captain Chen und Commander Wendt hatten das ganz sicher auch nicht getan. Allerdings lag diese Ursache so klar auf der Hand, dass darüber auch in den Medien spekuliert worden war.

      »Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen, aber es deutet alles darauf hin«, gab sie zu.

      Die Tür zu Chens Bereitschaftsraum glitt auf, und Lepathu trat heraus. Chen selbst blieb auf der Schwelle stehen. »Lieutenant Davidoff, zeigen Sie Lieutenant Lepathu seinen Arbeitsplatz und den Rest des Schiffes. Danach machen Sie sich wieder an Ihre eigene Arbeit.«

      Die nächste Demütigung, denn einem neuen Crewmitglied seinen Aufgabenbereich zu zeigen, gehörte definitiv nicht zu den Pflichten einer Sicherheitschefin. Aber das ließ Yora sich nicht anmerken. »Ja, Ma’am.« Zusammen mit Lepathu verließ sie die Zentrale.

      Wieder passte der Skusann seine Schritte Yoras an. »Ich freue mich auf die Zusammenammenarbeit mit Ihnen, Lieutenant Davidoff.«

      Wie kam er denn auf diesen Gedanken? »Arbeitsmäßig werden wir nicht viel miteinander zu tun haben. Sie sind Ingenieur, und außer Routinerundgängen, die ich im ganzen Schiff mache, habe ich mit Ihrem Arbeitsbereich wenig zu tun.«

      Er wandte ihr das Gesicht zu und blickte sie mit beiden Augen an. »Auch eine zeitlich geringe Zusammenarbeit ist eine Zusammenarbeit.«

      »Da haben Sie recht«, musste Yora ihm zustimmen. »So gesehen freue ich mich auch auf die Zusammenarbeit.« Sie erwiderte seinen Blick. »Ich hoffe, Sie empfinden meine Frage nicht als aufdringlich, aber sind Sie der erste oder einzige Ihres Volkes, der in der Terranischen Raumflotte dient?«

      »Ja. Andere Skusann arbeiten in wissenschaftlichen Bereichen auf Terra sowie bei anderen Völkern und in anderen Raumflotten, aber in Ihrer Flotte bin ich der Einzige, soweit ich weiß.«

      »Warum haben Sie sich ausgerechnet für unsere Flotte entschieden?«

      Lepathu wandte seinen Blick von ihr ab. »Ich hatte Gründe.«

      Wenigstens hatte er ihr nicht ins Gesicht gesagt, sie solle sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern. »Ich wollte mit meiner Frage nicht unhöflich sein.«

      »Das habe ich auch nicht so