Jan ruft SOS. Carlo Andersen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Carlo Andersen
Издательство: Bookwire
Серия: Jan als Detektiv
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788711458877
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      Jan und Erling blieben sitzen, um auf Carls Rückkehr zu warten. Plötzlich sagte Jan: «Ich glaube, es wäre ein guter Gedanke, wenn wir uns eine Zeitung besorgten! Wir haben in den letzten Tagen keine zu Gesicht bekommen und wissen gar nicht, was in der Welt geschehen ist. Warte einen Augenblick, ich hole uns schnell ein paar. Da drüben ist ein Kiosk.»

      Er lief zu dem Kiosk hinüber und kam bald mit einigen Kopenhagener Zeitungen zurück. Die beiden Freunde begannen sofort, sie eifrig zu studieren.

      Plötzlich sagte Jan: «Hör mal, Dicker, was hier steht. Ich lese dir den Artikel vor. ‚Zwei raffinierte Gauner haben gestern zwei Kopenhagener Geschäftsleute durch Diebstähle empfindlich geschädigt. Vieles deutet daraufhin, daß die Diebe der internationalen Verbrecherwelt angehören. In dem einen Fall wurde der Antiquitätenhändler Laust Olesen, Knabostraede, ihr Opfer. Die Verbrecher entwendeten dort antiken Schmuck im Werte von etwa 40 000 Kronen. Im zweiten Fall fiel ihnen der Juwelier A. C. Birch, Oesterbrogade, zum Opfer. Er büßte zwei Perlenketten und andere Schmuckstücke im Werte von gut 50 000 Kronen ein.

      ‚Der Antiquitätenhändler entdeckte den Diebstahl zuerst und unterrichtete sofort die Polizei. Unter Leitung von Kriminalkommissar Mogens Helmer bearbeitet eine Abteilung des Polizeipräsidiums den Fall. Die Internationale Polizeiorganisation (Interpol) wurde sofort unterrichtet. In halb Europa macht man Jagd auf die Verbrecher, denn man rechnet damit, daß sie Dänemark bereits verlassen haben.

      ‚Bei Olesen ging die Sache folgendermaßen vor sich. Am Freitag gegen die Mittagszeit betraten zwei gutgekleidete Herren sein Geschäft. Sie stellten sich als Sekretäre bei der Brasilianischen Gesandtschaft in Kopenhagen vor und legten ihre Visitenkarten auf den Ladentisch. Danach hießen sie Enrico Barero und Juan Pascomi. Sie erklärten, sie wollten antiken Schmuck kaufen, und baten um Vorlage einiger Stücke zur Auswahl. Herr Olesen bediente die beiden Kunden selber. Er stellte ein Tablett mit Schmuckstücken auf den Ladentisch, die eingehend betrachtet wurden, bis Barero sich endlich entschloß, vier von ihnen zu kaufen. Es handelte sich um einen kostbaren Ring, ein Armband und zwei Halsketten, alle mit Brillanten und Rubinen. Der Gesamtwert betrug ungefähr 40 000 Kronen. Barero zog eine kleine Pappschachtel aus der Tasche, legte den Schmuck hinein und sagte: Leider habe ich nicht genug Geld bei mir, um den Betrag sofort zu bezahlen. Ich bitte Sie daher, die vier Stücke für mich in dieser Schachtel aufzubewahren. Ich schicke morgen früh einen Boten, der Ihnen das Geld bringt. Hier ist eine Anzahlung von tausend Kronen. Damit legte er einen Tausendkronenschein auf den Ladentisch.

      ‚Der Antiquitätenhändler wandte ein, es wäre nicht notwendig, den Schmuck in die Pappschachtel zu tun. Er werde die ausgesuchten Stücke beiseitelegen und sie in seinem Geldschrank aufbewahren. Barero erklärte jedoch, da er nicht selber vorbeikommen könne, sei es besser, so vorzugehen wie er wünsche. Er nahm einen Klebestreifen aus der Tasche, verschloß damit die Schachtel, schrieb seinen Namen auf den Streifen und sagte: So! Jetzt bin ich sicher, daß ich den richtigen Schmuck bekomme.

      ‚Diese Bemerkung und der kränkende Tonfall ärgerten den Antiquitätenhändler begreiflicherweise, und er wollte erst protestieren. Aber dann sagte er sich, vielleicht wären derartige Vorsichtsmaßnahmen in Brasilien üblich. Auch wollte er natürlich gern das Geschäft machen. Darum erwiderte er nur: Sie würden den Schmuck, den Sie ausgewählt haben, auch bekommen, wenn ich ihn ohne die Pappschachtel aufbewahrte.

      ‚Bevor der Antiquitätenhändler die Schachtel an sich nehmen und in seinen Geldschrank legen konnte, erkundigte sich Juan Pascomi nach dem Preis einer antiken Porzellanvase, die auf einem Bord hinter dem Ladentisch stand. Herr Olesen wandte sich um, nahm die Vase herunter und zeigte sie seinen Kunden. In dem Augenblick, da Olesen ihnen den Rücken wandte, müssen sie die Gelegenheit wahrgenommen haben, ihren Trick zur Ausführung zu bringen: Sie vertauschten die Schachtel mit einer anderen, die ganz genau so aussah. Der Antiquitätenhändler merkte es nicht.

      ‚Dann sprach man noch eine Weile über die Vase und ihren Preis, den Pascomi zu hoch fand, bis er erklärte, sie sei ihm zu teuer. Zwischendurch bat Barero um eine Quittung über seine tausend Kronen, die er erhielt. Dann verließen die beiden Männer den Laden.

      ‚Am nächsten Tage erschien der Bote Bareros nicht. Herr Olesen dachte, es sei wohl etwas dazwischengekommen. Die geleistete Anzahlung machte ihn sicher. Als aber auch am folgenden Montag niemand erschien, um den Schmuck zu holen, begann er Verdacht zu schöpfen. Er überlegte. Schließlich entschloß er sich, die Schachtel zu öffnen, die die ganze Zeit unberührt im Geldschrank gelegen hatte. Da zeigte es sich, daß ihr Inhalt aus schmalen Streifen Blei, in Papier eingewickelt, bestand, die natürlich nur die Aufgabe gehabt hatten, der Schachtel das nötige Gewicht zu geben.

      ‚Herr Olesen rief sofort die Kriminalpolizei an. Am gleichen Abend wurde vom Rundfunk das Signalement der beiden Verbrecher durchgegeben. Da der Schwindel auf diese Weise bekannt wurde, kam auch der zweite Gaunerstreich der beiden Diebe ans Licht.

      ‚Juwelier A. C. Birch hatte am Freitagnachmittag genau den gleichen Besuch erhalten wie der Antiquitätenhändler.

      ‚Die beiden Männer hatten wieder ihre Visitenkarten auf den Ladentisch gelegt. Diesmal spielte Juan Pascomi die Rolle des Kunden. Nach längerem Zögern und Überlegen wählte er zwei Perlenketten, ein Brillantarmband und zwei Ringe mit Brillanten und Rubinen im Werte von über 50 000 Kronen aus. Er legte den Schmuck ebenfalls in eine Pappschachtel, die er mit einem Klebestreifen verschloß, gab dafür die gleiche Erklärung ab wie vorher Barero und legte tausend Kronen auf den Ladentisch, für die er eine Quittung erbat. Während Birch die Quittung schrieb, fragte Barero nach dem Preis einer Goldkette, die im Schaufenster lag.

      ‚Birch reichte Pascomi die Quittung und ging dann zum Schaufenster, um die Kette zu holen. Diesen Augenblick müssen die beiden Verbrecher benutzt haben, um die Schachtel mit den Schmuckstücken an sich zu nehmen und sie durch eine andere zu ersetzen, die ihr genau gleich und ebenfalls mit Klebestreifen verschlossen war. Kurz darauf verließen die beiden Männer den Laden.

      ‚Als Juwelier Birch im Rundfunk hörte, was bei Olesen vorgefallen war, eilte er sofort in sein Geschäft, um die Schachtel zu öffnen. Auch er machte die Entdeckung, daß sie ein paar schmale Bleistreifen enthielt und verständigte sofort die Polizei.

      ‚Wie gesagt, nimmt man an, daß die beiden Verbrecher längst die dänische Grenze passiert haben und sich irgendwo im Ausland aufhalten. Das Signalement, das Antiquitätenhändler Olesen gab, stimmt genau mit der Beschreibung des Juweliers überein. Der Mann, der sich Enrico Barero nannte, ist 40 bis 45 Jahre alt, etwa 170 bis 175 cm groß und hat dunkle Haare, die an den Schläfen grau zu werden beginnen. Er ist bartlos. Sein Komplice, der sich Juan Pascomi nannte, ist 35 bis 40 Jahre alt, etwa 165 bis 170 cm groß, hat gewelltes, glänzendes schwarzes Haar und einen kleinen schwarzen Schnurrbart. Beide sprachen mit einem starken Akzent, beherrschten aber das Dänische überraschend gut. Auf der Brasilianischen Gesandtschaft erklärt man, man kenne die angegebenen Namen nicht; man habe auch nie etwas von zwei eingereisten Brasilianern gehört, auf die das angegebene Signalement passe. Die Polizei ist überzeugt, daß man es mit zwei internationalen Juwelendieben zu tun hat, die zweifellos ihre Beute längst im Ausland abgesetzt haben.’»

      Jan blickte von der Zeitung auf und sagte: «Ob sich hinter den klangvollen Namen Enrico Barero und Juan Pascomi nicht vielleicht unsere Freunde von der Fähre verbergen?»

      «Aber in der Zeitung heißt es doch, die Schwindler seien Brasilianer gewesen», wandte Erling ein.

      «In der Zeitung steht nur, sie hätten sich für Brasilianer ausgegeben — und das ist etwas ganz anderes.»

      «Die an der Fähre sprachen aber tadellos dänisch, ohne jeden Akzent.»

      «Akzent kann man vortäuschen.»

      «Und der eine hatte blonde Haare!»

      «Seine Haare kann man färben ... Hallo! Da kommt Carl zurück.»

      Carl schien es mächtig eilig zu haben. Fast atemlos langte er bei seinen Freunden an, ließ sich auf die Bank fallen und rieb sich die Hände. «Die Sache ist in Ordnung! Ich habe für mehrere Tage Arbeit bekommen. Der Mechaniker war froh über mein Angebot, und das kann ich ihm nicht verdenken,