Dem dunklen Rächer verfallen. Inka Loreen Minden. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Inka Loreen Minden
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783963701764
Скачать книгу
und … leichtsinnig. Am liebsten wollte er noch einmal von dem süßen Mund seines Angreifers kosten. Doch was, wenn der nicht so empfand? Er brachte sich noch in Teufelsküche! Aber er konnte die heißen Küsse dieses Mannes einfach nicht vergessen. Das würde er niemals.

      Cole durfte jetzt bloß nicht weich werden, sondern musste sich überlegen, wie er den Kopf aus der Schlinge ziehen konnte. Erneut fragte er: »Weiß dein Freund, dass du Männer begehrst? Oder der dunkle Rächer bist?«

      »Beides ist nicht wahr!«

      »Dann bin ich auch kein Dieb.«

      »Außerdem warst du nicht weniger erregt!«

      Ah, jetzt kamen sie der Wahrheit schon näher. Cole hatte schließlich gespürt, dass der Lord dem eigenen Geschlecht nicht abgeneigt war und ihr überraschendes Stelldichein genossen hatte. Leider blieb ihm keine Zeit, dieses Thema zu vertiefen, denn der Kerl murmelte: »Wir sollten diese Sache nie mehr erwähnen.«

      Das konnte er nicht, aber eine unglaubliche Idee manifestierte sich in ihm. Der Adlige war nicht verheiratet, schien jedoch ein wenig Vergnügen nicht abgeneigt zu sein. Cole könnte sein Lustknabe werden. Er hatte von solchen geheimen Beziehungen unter Männern gehört. Ihm würde es an nichts fehlen, er könnte Annie ein besseres Leben bieten und für sich herausfinden, ob er wirklich nur sein eigenes Geschlecht begehrte.

      Gerade als er überlegte, wie er diesen heiklen Vorschlag am diplomatischsten vorbringen konnte, sagte der Lord ungehalten: »Verschwinde sofort von hier.« Allerdings rückte er keinen Millimeter von ihm ab, sondern kam wieder so nah, dass Cole dessen Körperwärme spüren konnte.

      Sein Herz raste wild drauf los. Er brauchte diesen Job! Als Dienstbote für die Agentur zu arbeiten war tausend Mal besser, als wenn er sich als Tagelöhner verdingte. »Du kannst mich nicht rauswerfen, du bist nicht der Hausherr!« Wütend bohrte er ihm einen Finger in die harte Brust. »Oder ist es dir lieber, dass ich in Lagerhäuser einbreche? Damit du mich wieder hinterrücks überfallen und küssen kannst?« Cole seufzte innerlich. Er konnte es einfach nicht lassen, den Mann zu reizen.

      »Was hast du dort gesucht?«, fragte der Lord mit bedrohlich dunkler Stimme und schloss Coles Finger in seiner großen, warmen Hand ein.

      »Nur das, was mir zusteht. Das habe ich dir aber schon mal erklärt.« Cole hatte eine Woche lang für Mr Burke am Hafen geschuftet, und der Bastard hatte ihm anschließend nicht den abgemachten Lohn bezahlt, obwohl sich Cole nichts hatte zuschulden kommen lassen. Also hatte er sich den Rest in Form von Naturalien geholt.

      Atemlos starrte er auf die Hand, die seine hielt, und traute sich nicht, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Leider ließ der Marquess ihn abrupt los und starrte ihn schweigend an.

      Cole wüsste zu gerne, was in dem attraktiven Kopf vor sich ging. Würde der Adlige seinem Freund von ihm und seiner nächtlichen Beutetour erzählen? »Wie ich das sehe, haben wir eine Pattsituation«, begann Cole vorsichtig. »Du hältst mich für einen Dieb und Sodomiten, und ich weiß, in wen du dich nachts verwandelst und dass du ebenfalls Männer begehrst.«

      Als der Lord keuchend den Mund öffnete, ließ Cole ihn nicht zu Wort kommen.

      »Natürlich werden die Behörden einem hochangesehenen Mitglied der Gesellschaft eher glauben als einem armen, jungen Mann, solltest du meine Aussage dementieren. Aber dein Ruf wäre dennoch ruiniert, wenn ich ihnen alles haarklein berichte. Deine nächtlichen Ausflüge könntest du dann außerdem vergessen. Jeder wird dich im Auge behalten, um herauszufinden, ob du nicht doch der dunkle Rächer bist. Sicher hast du einiges zu verlieren. Ich bin nur ein einfacher Junge von der Straße. Ich habe nichts.« Die Lüge kam ihm leicht von den Lippen, schließlich musste er sich da draußen im rauen London tagtäglich gegen alle Feindseligkeiten des Lebens behaupten. Zum Glück wusste der Adlige nichts von Annie, der wichtigsten Person in seinem Leben. Sie war seine Achillesverse …

      Langsam hatten sich Coles Augen an die Dunkelheit gewöhnt und er sah, wie sich die schönen, schmalen Brauen des Lords zusammenschoben. »Du drückst dich viel zu gewählt aus für einen Straßenjungen. Außerdem riechst du nicht nach Gosse.« Als die Nase des Mannes seinen Hals berührte und der Kerl auch noch geräuschvoll die Luft einzog, wurde Cole halb hart. »Sondern nach Rosenseife, wie eine Frau«, setzte der Lord in einem leicht verächtlichen Ton hinzu.

      »Vielleicht habe ich mir die Seife ja auch von jemandem ausgeliehen«, flüsterte Cole atemlos. Dieser Kerl brachte ihn bald um den Verstand!

      »Hast du ein Mädchen?«, fragte der Lord kühl.

      Verdammt, er durfte nichts von Annie erfahren! Schnell lenkte Cole wieder auf das eigentliche Thema zurück. »Wir haben uns also gegenseitig in der Hand. Ich brauche diesen Job, deshalb werde ich bleiben. Du wirst mich weder davon abhalten noch Lord Hastings berichten, was du glaubst über mich zu wissen. Dafür werde ich niemandem erzählen, was du nachts so treibst. Oder mit wem …«

      Der Lord stützte eine Hand neben seinem Kopf ab, lehnte sich nah zu ihm und sagte bedrohlich leise: »Ich werde dich den ganzen Abend nicht aus den Augen lassen, du mieser, kleiner Erpresser.«

      »Aber verliebe dich nicht in mich, Mylord«, flüsterte Cole nah an den wunderschönen Lippen des Mannes. Vielleicht hatte er doch noch Chancen bei ihm. Der Kerl stand ununterbrochen viel zu dicht bei ihm, als würde er seine Nähe suchen.

      Der Lord schnaubte. »Bist du eigentlich lebensmüde? Flirtest du mit jedem?«

      »Nur mit dir«, wisperte Cole und wollte einen Schritt weitergehen. Als er die Hand in Rochfords Nacken schob, machte der einen Satz zurück. »Lass die dämlichen Spielchen. Oder willst du, dass man dich hängt? Ab an die Arbeit!«

      Der Adlige drückte ihn zur Seite, damit er die Tür öffnen könnte, spähte in die Eingangshalle und schubste ihn anschließend regelrecht hinaus.

      »Sachte, Mylord«, knurrte Cole und drehte sich um – da wurde ihm die Tür vor dem Gesicht zugeschlagen. Er stand allein in der Halle.

      »Ts!« Cole schnaubte, wütend und enttäuscht zugleich. Dieser Schnösel sollte der berühmt-berüchtigte dunkle Rächer sein? Er machte sich wie ein kleines Mädchen in die Hose!

      Natürlich unterschätzte auch Cole die Gefahr nicht, die eine vom Gesetz verbotene Liaison mit sich bringen würde. Aber sollten Männer wie sie nicht zusammenhalten? Niemand müsste etwas erfahren! Doch wahrscheinlich war er dem Herrn Aristokraten nicht gut genug. Schließlich besaß der den zweithöchsten Adelsrang innerhalb der Peerage und rangierte gleich nach dem Duke. Rochford stand sogar über dem Gastgeber, dem Earl of Hastings! Und Cole war nur ein Niemand.

      Mit hängendem Kopf schlich er in die Küche und richtete dabei seine Kleidung. Es enttäuschte ihn, dass sein überaus attraktiver Angreifer offenbar nichts von ihm wollte. Dennoch war er erleichtert, dass sie zu einer unblutigen Übereinkunft gekommen waren. Außerdem durfte er bleiben. Das gab ihm die Gelegenheit, Miles Dunmoore, den Marquess of Rochford, genauer zu studieren. Auch wenn sich der Mann stur gab, wollte Cole unbedingt mehr über ihn erfahren. Schließlich kam es nicht jeden Tag vor, dass er einen Gleichgesinnten traf.

      Kapitel 3 – Unter Beobachtung

      Miles’ Herz raste immer noch wie verrückt, als er durch die dunkle Bibliothek hinaus in den mit Fackeln und Feuerkörben beleuchteten Garten schlich. Seine Knie waren so weich, dass er sich auf die nächste Steinbank fallen ließ. Zum Glück hielt sich niemand in seiner Nähe auf, denn er musste sich dringend sammeln. Tief sog er die lauwarme Nachtluft ein und lockerte sein Krawattentuch, damit die Hitze aus seinem Hemd entweichen konnte.

      Es hatte ihn schockiert, den jungen Mann wiederzusehen. Auch wenn sich Miles gewünscht hatte, dem kleinen Dieb erneut zu begegnen, hatte er dennoch niemals damit gerechnet – und dann lief er ihm ausgerechnet hier, auf der Feier seines besten Freundes, über den Weg!

      Wenn Hastings erfuhr, was sich zwischen Cole und ihm abgespielt hatte … Verflucht! Das könnte ihre jahrelange Freundschaft beenden, was Miles auf keinen Fall riskieren wollte. Hastings war der Einzige,