Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch). William Shakespeare. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Shakespeare
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788075833631
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Wie, Prinz? Sprecht Ihr im Ernste dieses Wort?

      Bassianus.

       Ja, edler Titus, und bin fest gewillt,

       Auf meinem Recht und Anspruch zu bestehn.

      (Man sieht den Kaiser in stummem Spiel freundlich tun mit Tamora.)

      Marcus.

       Suum cuique, spricht des Römers Recht, Nach Recht verlangt der Prinz, was ihm gebührt.

      Lucius.

       Er wirds und solls, solange Lucius lebt!

      Titus.

       Verräter fort! Wo ist des Kaisers Wacht?

       Verrat, mein Fürst; Lavinia wird entführt.

      Saturninus.

       Entführt? Wer wagt es?

      Bassianus.

       Der, nach Recht und Fug

       Die Braut verteidgend, sie von hinnen trug.

      (Marcus und Bassianus mit Lavinien ab.)

      Mutius.

       Helft ihm, ihr Brüder, ungekränkt entfliehn!

       Mit meinem Schwert beschütz ich dieses Tor.

      (Lucius, Quintus und Marcius ab.)

      Titus.

       Folgt nur, mein Fürst, ich führ sie bald zurück.

      Mutius.

       Halt ein, o Vater!

      Titus.

       Frecher Knabe, fort!

       Sperrst mir in Rom den Weg? (Titus ersticht den Mutius.)

      Mutius.

       Hilf, Lucius, hilf! –

      (Lucius kommt zurück.)

      Lucius.

       Ihr tut nicht recht, mein Vater; schlimmer noch,

       Ihr schlugt den Sohn im ungerechten Streit! –

      Titus.

       Nein, weder du noch er sind Söhne mir;

       Kein Sohn von mir entehrte mich so sehr! –

       Verräter, schaff Lavinia deinem Kaiser.

      Lucius.

       Tot, wenn Ihr wollt, doch nimmer als sein Weib,

       Die eines andern längst verlobte Braut! –

      Saturninus.

       Nein, Titus, nein! der Kaiser braucht sie nicht;

       Nicht sie, noch dich, noch einen eures Stamms. –

       Dem könnt ich traun, der einmal mich verhöhnt; Dir nicht, noch deinen falschen, stolzen Söhnen; Ihr alle seid im Bunde mir zur Schmach. War keiner sonst in Rom zum Ziel des Spotts, Als Saturnin? Recht wohl, Andronicus, Stimmt dieses Tun zu deinem Prahlerwort, Daß ich von deiner Hand das Reich erfleht! –

      Titus.

       Entsetzlich! Solchen Vorwurf sprichst du aus?

      Saturninus.

       Nur zu! Laß dies leichtfertge Weib nur ziehn

       Mit jenem, der sein Schwert für sie geschwenkt!

       Ein tapfrer Eidam wird dir so zuteil,

       Mit deiner Söhne zügellosem Troß

       Unfug zu treiben im Gebiet von Rom! –

      Titus.

       Wie Stacheln trifft dies Wort mein wundes Herz!

      Saturninus.

       Drum, holde Tamora, der Goten Fürstin,

       Die gleich der stolzen Phöbe unter Nymphen

       Weit überstrahlt die schönsten Römerfraun: –

       Wenn dich so schnell getroffne Wahl vergnügt,

       Wähl ich dich, Tamora, als meine Braut

       Und grüße dich als Kaiserin von Rom.

       Sprich, Gotenfürstin, lobst du meine Wahl?

       Dann schwör ich dir, bei allen Göttern Roms,

       Weil Priester und geweihtes Wasser nah,

       Die Fackel flammt, und jeder heilge Brauch

       Für Hymenäus' Feier steht bereit:

       Ich will nicht wiedersehn die Straßen Roms

       Noch des Palastes Schwelle, führ ich nicht

       Als anverlobte Braut dich heim von hier.

      Tamora.

       Und vor des Himmels Antlitz schwör ich Rom,

       Wenn Saturnin die Gotenfürstin krönt,

       Dann wird sie seiner Wünsche Sklavin sein

       Und seiner Jugend Pflegerin und Mutter.

      Saturninus.

       Hinauf zum Pantheon, schönes Weib! Ihr Herrn,

       Folgt euerm Kaiser und der holden Braut,

       Die mir der Himmel selber zugesandt,

       Des Ratschluß ihr ein beßres Glück verhängt:

       Alldort vollziehn wir der Vermählung Brauch.

      (Alle gehn ab, außer Titus.)

      Titus (allein).

       Mich rief er nicht, zu folgen dieser Braut!

       Titus, wann wandeltest du einsam je,

       Also entehrt und überhäuft von Schmach? –

      Marcus Andronicus, Lucius, Quintus und Marcius treten auf.

      Marcus.

       O Titus, sieh, o sieh den bösen Lohn!

       Um schnöden Zwist schlugst du den edlen Sohn!

      Titus.

       Nein, törichter Tribun, nicht wars mein Sohn,

       Noch du, noch diese Stifter jener Tat,

       Die unserm ganzen Stamm zur Schmach gereicht! –

       Unwürdger Bruder! Und unwürdge Söhne! –

      Lucius.

       Doch wolln wir ihn bestatten, wie sichs ziemt;

       Laßt Mutius ruhn in seiner Brüder Grab.

      Titus.

       Verräter, nein! Nicht hier in diesem Grab!

       Fünfhundert Jahre stand dies Monument,

       Das ich mit reichem Schmuck mir neu erbaut;

       Hier ruhn in Ehren tapfre Krieger nur

       Und Diener Roms, kein schnöd im Zank Erschlagner.

       Begrabt ihn, wo ihr wollt, hier weigr' ichs euch.

      Marcus.

       Mein Bruder, dies ist gottvergeßner Sinn;

       Für meinen Neffen Mutius spricht sein Tun,

       Er ruh im Grab mit seinen Brüdern.

      Die Söhne des Titus.

       Das soll er, oder alle folgen ihm!

      Titus.

       Er soll? Wer war der Schurke, der so sprach?

      Quintus.

       Ders allenthalb behauptet, außer hier.

      Titus.

       Was? willst du ihn bestatten, mir zum Trotz?

      Marcus.

       Nein, edler Titus, doch von dir erflehn

       Verzeihung deinem Mutius und ein Grab! –

      Titus.