Eine weite, hell erleuchtete Halle nahm sie auf, in deren Mitte sie aufsetzte. Taff schaltete sämtliche Aggregate aus und nickte den anderen zu.
»So, da wären wir! Fertigmachen zum Aussteigen. Man wird sicher gleich kommen, um uns in Empfang zu nehmen. Verhaltet euch so, wie es sich für Gäste geziemt, ungeachtet der vermutlich hier herrschenden rauen Sitten. Wir kommen in einer diplomatischen Mission, vergesst das bitte nicht.«
Luca verzog unmutig das Gesicht.
»Gut gebrüllt, geschätzter Kommandant. Ich werde also hinfort nach Möglichkeit meinen gewaschenen Mund halten, weil es der guten Sache dient. Sollen jene reden, die über das nötige diplomatische Geschick verfügen, also Alexandros und du. Verlange aber bitte nicht, dass ich mich dabei wohl fühle, Taff.«
Caine nickte.
»Das werde ich mit Sicherheit nicht tun, teurer Freund und Kampfgefährte. Ich selbst werde mich erst dann wieder wohl fühlen, wenn Nimboid einige Lichtjahre hinter uns liegt!«
*
Sie verließen den Zentrallift und sahen sich in der kuppelförmigen Halle um.
Sie durchmaß etwa dreihundert Meter und bot Platz genug für sechs Schiffe von der Größe der PROKYON, war aber sonst leer. An den Wänden gab es fünf große Tore, die jedoch sämtlich geschlossen waren. Im grellen Licht der Tiefstrahler war deutlich zu erkennen, dass man auf Nimboid nicht sonderlich mit Gütern gesegnet war. Alles wirkte irgendwie nur halb fertig, Wände und Decke bestanden aus rohem, nur notdürftig geglättetem Fels. In einigen Nischen standen plumpe Fahrzeuge, aber kein Mensch zeigte sich.
»Ob man uns erst einmal eine Weile hier schmoren lassen will?«, vermutete Lars und strich sich nervös über das weiße Haar. Alexandros Demosthenes wollte etwas entgegnen, doch er kam nicht mehr dazu.
Ein dumpfes Rollen ertönte, und eines der Tote glitt in die Wand zurück. Zwei Dutzend Nimboiden in schmucklosen Uniformen kamen in die Halle marschiert. Ihre Stiefel knallten im Gleichschritt auf den Felsboden, in ihren Armbeugen ruhten schwere Strahlwaffen. Sie schwärmten aus und umgaben die PROKYON in einem weiten Kordon. Ihnen folgte eine Gruppe von Männern, ebenfalls in Uniformen, die jedoch reich verziert und mit Orden behängt waren. An ihrer Spitze schritt Toburu-Chan, der jetzige Regierungschef Nimboids. Eine weitere Formation von Soldaten folgte nach.
Harte Kommandos klangen auf, die Eskorte nahm Haltung an und riss die Strahler zum Präsentiergriff hoch. Taff löste sich von seinen Begleitern und ging Toburu-Chan entgegen, der mit großen Schritten auf ihn zukam.
»Ich freue mich ehrlich, Sie hier zu sehen, Taff!«, dröhnte die Stimme des Shoguns auf. »Viel ist geschehen, seit wir uns zuletzt gegenübergestanden haben. Erfreuliches, wie ich meine, wenn auch der Anstoß dazu nicht eben nach unserem Geschmack war.«
Caine nahm seine Hand und spürte einen Druck, der ihn fast in die Knie gehen ließ. Die hohe Schwerkraft des Planeten, die deutlich zu spüren war, hatte entsprechende Auswirkungen auf seine Bewohner gezeitigt. Die Nimboiden wirkten nicht nur massig und stark, sie waren es auch.
Hastig zog Taff seine Hand zurück und versicherte: »Die Freude ist ganz auf unserer Seite, Shogun. Immerhin haben die Ereignisse im NGC 188 gezeigt, dass es auch Freundschaft zwischen sehr unterschiedlichen Männern geben kann, wenn es die Not gebietet. Das gibt Anlass zu großen Hoffnungen für uns alle.«
Der Regierungschef von Nimboid grinste breit.
»Sie sagen es, Taff. Sparen Sie sich künftig den Shogun und nennen Sie mich einfach Toburu, wie es unter Freunden üblich ist. Echte Männer werden sich immer verstehen, wenn sie auch von verschiedenen Welten kommen mögen.«
Taff nickte und grinste zurück.
»Wahr gesprochen, Toburu. Hier und heute bin ich allerdings nicht die Hauptperson. Hiermit stelle ich Ihnen Alexandros Demosthenes vor, den Minister für außenpolitische Angelegenheiten der Erde. Möge es auch zwischen Ihnen beiden zu jenem Grad des Verstehens kommen, der allein der Sache des Friedens den Erfolg verspricht.«
Auch Toburu stellte nun seine Begleiter vor. Es waren durchweg Minister seiner neuen Regierung, sämtlich hohe Offiziere der Chan-Kaste des Planeten. Manche schienen noch unsicher, noch nicht an ihre neuen Würden gewöhnt.
Auch die Tatsache, dass sich der Shogun mit einer derart starken Leibwache umgab, gab Caine zu denken. Offenbar war die Stellung der jungen Regierung doch noch nicht allzu fest. Gerade unter den Chans, die zum größten Teil alles andere als Freunde der Erde waren, musste es starke Gegenströmungen geben. Eine Feindschaft, die über lange Zeit hin genährt worden war, ließ sich nicht von heute auf morgen beseitigen.
Im Augenblick schien Ruhe zu herrschen, aber das konnte sich sehr schnell ändern. Die Nimboiden waren, durch ihre Umwelt geformt, eine harte und stolze Rasse. Vermutlich sannen die entmachteten Führer nun bereits darüber nach, wie sie den »Weichling« wieder stürzen konnten.
»Kommen Sie«, sagte der Regierungschef in Taffs Gedanken hinein. »Ein Rohrbahnzug steht bereit, um uns in die Hauptstadt zu bringen. Dort reden wir dann weiter.«
Von den Soldaten eskortiert verließen sie die Halle. Ein Lift beförderte sie zwei Etagen tiefer zu einem geräumigen subplanetaren Bahnhof. Große, von Robotern bewegte Container verrieten, dass von hier aus der Transport jener Güter bewerkstelligt wurde, die mit Raumschiffen Port Orkus erreichten. Die technischen Einrichtungen wirkten durchaus modern, alles andere dagegen war so einfach wie möglich gehalten.
Es gab zwei weite Stollen mit je zwei Fahrbahnen. In dem rechten stand ein Containerzug, der gerade abfahrbereit gemacht wurde. Im linken wartete ein Personenzug, den die gerundeten, stark gepanzerten Wagen wie eine große Raupe erscheinen ließen. Toburu sah Taffs forschende Blicke und nickte ihm zu.
»Daran werden Sie sich bei uns gewöhnen müssen. Auch die Stollen sind massiv gepanzert und werden im Gefahrenfall durch automatisch einspringende Gravitationsfelder zusätzlich gesichert. Außerdem gibt es Federungsvorrichtungen, so dass plötzliche Bodenbewegungen ausgeglichen werden können. Hier ist es im Allgemeinen ruhig, im Gebiet von Vulcanus geht es entschieden lebhafter zu.«
Alexandros Demosthenes sah blass aus und atmete schwer. Neben der starken Gravitation machte ihm auch der hohe Luftdruck zu schaffen, der fast das Doppelte der Erdnorm betrug. Der PROKYON-Crew dagegen machte beides kaum etwas aus, die war auf solche Belastungen trainiert.
Die Soldaten verteilten sich auf die beiden Wagen vor und hinter dem Salonwagen, der für nimboidanische Verhältnisse überraschend gut ausgestattet war. Toburu nahm mit seinen Gästen in einem Abteil Platz, seine Begleiter nebenan. Demosthenes ließ sich aufatmend in die Polster sinken und nahm dankbar die Kapsel mit einem Stimulans entgegen, die ihm Mitani reichte.
Die starke Turbine des Triebwagens begann zu singen, die Fahrt zur Hauptstadt begann.
4
Nach knapp einer Stunde waren sie am Ziel. Der Zug fuhr in einen riesigen Bahnhof ein, in den mehrere weitere Stollen mündeten. Es wimmelte darin von Nimboiden, aber nur ein kleiner Teil von ihnen bestand aus Zugpassagieren.
Das zeigte sich sofort, als Toburu mit seinen Begleitern ausgestiegen war und sie die große Halle betraten. Plötzlich formierten sich die Männer und Frauen zu zwei großen Gruppen. Die eine grüßte die Ankömmlinge durch Zurufe und Winken, die andere dagegen versuchte, ihr den Weg zu den bereitstehenden Fahrzeugen zu versperren. Schmährufe wie »Feiglinge« und »Terraknechte« wurden laut, die von den anderen mit gellenden Pfiffen beantwortet wurden.
Die Entwicklung schien zu eskalieren, aber die Soldaten sorgten dafür, dass die Gruppe unbehelligt blieb. Sie schwärmten aus und drängten die Menschen energisch zurück, so dass eine Gasse zu den Wagen entstand. Toburu kniff die Lippen zusammen, seine Augen funkelten grimmig, aber er enthielt sich jeden Kommentars. Er stieg mit seinen Ministern in eines der ebenfalls gepanzerten Fahrzeuge, die PROKYON-Besatzung bekam das zweite zugewiesen. Die