Basiswissen Automotive Softwaretest. Ralf Bongard. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ralf Bongard
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Математика
Год издания: 0
isbn: 9783960884934
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       Entwicklung

      In der Phase der Entwicklung wird das System entwickelt, das die Anforderungen und Erwartungen der Stakeholder erfüllen soll. Diese Phase ist das wesentliche Arbeitsfeld des Testers – von der Analyse der Testbasis bis zur Freigabeempfehlung.

       Freigabe

      Im Produktentstehungsprozess erreicht ein Projekt durch die Freigabe (Release [ZVEI 2016]) ein Projektziel bzw. einen Meilenstein. Ab diesem Zeitpunkt erfüllt das Freigabeobjekt den für den Einsatz und Zweck benötigten Reifegrad. Die Freigabe wird beispielsweise für den Übergang in die Phase der Produktion benötigt (Serienfreigabe) – aber auch schon vorher im Rahmen der Entwicklung, wie z.B. vor einer Erprobung im realen Fahrzeug (Erprobungsfreigabe). Die Freigabekriterien hängen hierbei auch davon ab, ob die Erprobung auf einer öffentlichen Straße (Straßenfreigabe) oder auf einem Testgelände stattfinden soll.

       Freigabeobjekt

      Das Freigabeobjekt (Release Item) besteht aus dem eigentlichen Testobjekt (mit Software, Parametrierungsdaten, ggf. Hardware und Mechanik) und der dazugehörigen Begleitdokumentation.

       Freigabeprozess

      Der Freigabeprozess (engl. Release Process) soll zur Freigabe des Freigabeobjekts führen. Für diesen Freigabeprozess liefert der Testmanager über seinen Testabschlussbericht wichtige Informationen:

       getestete Objekte und Leistungsmerkmale

       bekannte Fehler

       ermittelte Produktmetriken

       Produktion

      In der Phase der Produktion wird das System gefertigt und am Produktionsende getestet. Mit SOP (Start of Production) ist die Phase der Entwicklung abgeschlossen und damit auch die Arbeit der Tester. Und doch wird auch in der Produktion getestet: Sowohl am Band-Ende der Zulieferer als auch am Band-Ende der Fahrzeughersteller.

       Band-Ende-Tests

      Beim Band-Ende-Test ist das Testziel, einen Nachweis zu führen, dass der Verbau von Bauteilen, Baugruppen, Steuergeräten und (Teil-)Systemen und damit die Integration zum Gesamtfahrzeug erfolgreich war. So kann beispielsweise ein Band-Ende-Test eine fehlerhafte Verbindung von Steckkontakten aufdecken.

       Betrieb

      In der Phase des Betriebs wird das Fahrzeug genutzt, um seinen Nutzern Dienste und Leistungen bereitzustellen. Hierzu gehören auch alle Maßnahmen, um diese Leistungen kontinuierlich sicherzustellen (wie das Laden des Hochvoltspeichers oder das Tanken von Kraftstoff).

      In dieser Phase ist das Testen nicht direkt wahrnehmbar. So läuft beispielsweise die Feldüberwachung unbemerkt vom Nutzer. Die Feldüberwachung beinhaltet die Prüfung von Fahrzeugen im realen Betrieb, um deren Übereinstimmung mit geltendem Recht sicherzustellen [KBA 2020].

      Darüber hinaus finden auch Nutzer Mängel7 im Betrieb. So laufen auch in dieser Phase die Prozesse des Fehlermanagements weiter. In dieser Phase ist meistens ein Mitarbeiter der Qualitätssicherung für das Fehlermanagement verantwortlich. Er bewertet Mängel und leitet Maßnahmen zur Korrektur ein. Die eigentliche Korrektur des Fehlers im Fahrzeug erfolgt im Rahmen der geplanten oder ungeplanten Wartung des Fahrzeugs. Bei Fahrzeugen, die mit dem Internet verbunden sind, ist ein Softwareupdate auch in Betriebspausen möglich.

       Wartung

      Während der Phase der Wartung werden Logistik-, Wartungs- und Unterstützungsleistungen bereitgestellt, die einen kontinuierlichen Betrieb des Fahrzeugs ermöglichen. Diese Phase wechselt sich zyklisch mit der Phase des Betriebs ab. Im klassischen Fall ist hier mit der Wartungsphase der regelmäßige Fahrzeugservice in der Werkstatt zu verstehen. Ergänzend hierzu erfolgt die Wartung der eingebetteten Software parallel zur Entwicklung.

      Neben der Analyse und dem Austausch von Verschleißteilen testet und analysiert der Werkstattmitarbeiter auch die Funktionen des Fahrzeugs. Im Betrieb (ggf. auch vom Nutzer unbemerkt) aufgetretene Fehlerwirkungen speichern Steuergeräte in ihren Fehlerspeichern. Diese kann der Werkstattmitarbeiter auslesen und durch die Analyse des Fehlerbildes Rückschlüsse auf defekte Steuergeräte, Aktuatoren oder Sensoren ziehen.

       Wartungstest

      Nach dem Tausch verschlissener oder defekter Teile erfolgt der Wartungstest. Ziel des Wartungstests ist es:

       die Behebung eines Fehlerbildes (einer Fehlerwirkung) durch Tausch eines defekten Teils (mit dem Fehlerzustand) zu bestätigen (vergleichbar mit dem Fehlernachtest in der Entwicklung) sowie

       den Leistungserhalt des Fahrzeugs nach jeglicher Änderung und De-/Remontage zu bestätigen (vergleichbar mit dem Regressionstest in der Entwicklung).

       Außerbetriebnahme

      Die Phase der Außerbetriebnahme wird durchgeführt, um das Fahrzeug und die damit verbundenen Dienste und Leistungen aus dem Verkehr zu ziehen. Hierzu gehören überwiegend Recyclingprozesse, wie das Zerlegen des Fahrzeugs und die Trennung der Materialien für die Wiederverwendung. Tests sind in dieser Phase nicht üblich.

       2.4Dimensionen des Testens

      Mit der Testvorgehensweise legt der Testmanager fest, wie er auf eine möglichst effiziente Art und Weise die gesteckten Testziele erreichen will. Aus fachlicher Sicht muss er dabei die folgenden Aspekte betrachten:

       Die Teststufe legt fest, wo ein Test ausgeführt wird.

       Die Testart beschreibt, wozu ein Test notwendig ist.

       Das Testverfahren definiert, wie ein Test entworfen oder durchgeführt wird.

      Die meisten Testarten und Testverfahren sind auf allen Teststufen möglich. Auch die Testverfahren lassen sich häufig für unterschiedliche Testarten anwenden. So ergibt sich je nach Testziel und Kontext eine Vielzahl von Kombinationsmöglichkeiten, die mehr oder weniger effektiv und effizient zum Testziel führen.

       2.4.1Teststufen

      Jede Teststufe stellt eine spezifische Instanziierung des Testprozesses (siehe Abschnitt 2.2) dar. Das wesentliche (und zum Teil namensgebende) Unterscheidungsmerkmal der Teststufen ist das betrachtete Testobjekt und die zugehörige Entwicklungsaktivität.

       Abb. 2–3 Entwicklung nach V-Modell mit Teststufen

      In Abbildung 2–3 ist das allgemeine V-Modell mit den Teststufen dargestellt. Es betrachtet insbesondere die Phasen bzw. Aktivitäten der Softwareentwicklung, hat aber keinen Anspruch auf eine detailgenaue Abbildung der Realität. Daher findet sich das V-Modell in der Fahrzeugentwicklung in vielen Abwandlungen wieder. Für den Tester sind folgende Aspekte besonders zu beachten:

      1 Für jede Entwicklungsaktivität (linke Seite) existiert eine zugehörige Testaktivität (rechte Seite). Somit kann die Anzahl der hier abgebildeten Teststufen in der Realität abweichen. Insbesondere bei sehr großen und komplexen Systemen, wozu auch Fahrzeuge gehören, erfolgt der funktionale und technische