Das Licht geht an. Deckenlampen, indirekte Beleuchtung, Strahler erhellen auf einen Schlag den Raum. Eine Tür knarrt laut. Schritte. Ich schaue mich um, aber Bobbo ist nicht mehr da. Dann Annikas flüsternde Stimme: Ush, vad hemskt. Uh, wie unheimlich, sollen wir da wirklich reingehen?, bevor in voller Lautstärke die bekannte Titelmelodie über mich hereinbricht. Aus allen Ecken singt es ungebremst fröhlich: Här kommer Pippi Långstrump!
Die Show läuft, Bobbo, der Zauberer, hat das Haus geweckt. Nur für mich. Der Atem steht mir wolkig vor dem Mund – vor Verwunderung, oder welches Gefühl es auch sein mag, das sich einen Weg bahnt. Ich staune wirklich, aber das Kind mit den großen runden Augen ist fort. Vielleicht hat es sich im Wald versteckt, an der Visborgsslätt und läuft völlig außer Puste die Allee entlang.
Ich bin jetzt Besucherin, nicht mehr Sucherin.
Stolz wie ein Vater zeigt Bobbo mir die Attraktion mit ihren Finessen, führt mich von Raum zu Raum und erklärt, wie hier im Sommer das Leben über Tisch und Bänke tobt. Ich nicke und nicke und weiß nicht, was ich sagen soll.
Unser Rundgang endet in einem Hinterzimmer, in dem die Theatergarderobe untergebracht ist. Wie ein Eingeständnis von Realität sitzen vor einem großen Spiegel drei leicht verrupfte Pippi-Perücken auf weißen, augenlosen Styroporköpfen. Der Anblick erleichtert mich.
Später bleiben wir noch einen Moment draußen stehen, betrachten das Haus, als wäre es eine Immobilie, die er mir gerade zum Verkauf angeboten hat.
Er sagt: So sieht es also aus.
Ich zögere.
Die Farben, sage ich. Dieses Gelb und Rosa, und das türkisfarbene Dach. War das schon immer so? Ich kann mich überhaupt nicht erinnern, dass das Haus solche grellen Farben hatte.
Er schaut mich an, lächelt und sagt: Tja, du hast wahrscheinlich Schwarz-Weiß geschaut.
Dass ich darauf nicht gekommen bin!
Ich schlage mir die Hand vor die Stirn.
Und behalte für mich, dass mein Schwarz-Weiß immer ziemlich bunt war.
Kaum jemand hier kennt mich.
Hier bin ich niemand und jeder.
Im Laden ein Portemonnaie, in der Bibliothek ein übers Buch gesenkter Kopf, auf der Straße eine schwarze Jacke, im Kino ein dunkles Profil, in der Nacht ein unbekannter Traum.
Ich bin eine Stimme in einer fremden Sprache, eine braunäugige Frau mit einem Muttermal im Gesicht und dunklen Locken drum herum, über die man nichts weiß.
So ist es mir am liebsten. Nicht immer, aber hier.
Nach Gotland reise ich mit leichtem Gepäck.
Ich reise ohne Vergangenheit und ohne Probleme, ich reise ohne Verbindlichkeit.
Ich werde eine Insel.
Eine Grenzlandschaft zwischen Fiktion und Wirklichkeit, wie so viele Inseln vor mir.
Ich verlasse mich, finde das Unbekannte vor und damit überhaupt die beste Möglichkeit zum Schreiben.
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