Kobe Bryant. Roland Lazenby. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roland Lazenby
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Изобразительное искусство, фотография
Год издания: 0
isbn: 9783903183810
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Prozess in Gang setzten und das Franchise an den Rand des Abgrunds brachten.

      Nachdem er einige Spieler abgestoßen hatte, um Gehalt einzusparen, rutschten die Clippers am Ende der Saison 1981/82 auf 17 Siege ab, denen 65 Niederlagen gegenüberstanden. Während der Saison hatte sich Jellybean darüber beschwert, dass das Team nicht in der ersten Klasse flog, so wie es in der Vereinbarung zwischen der Spielergewerkschaft und der Liga festgelegt war. Als das Management keine Reaktion zeigte, drohte er zusammen mit dem Team eines der nächsten Spiele zu boykottieren. Zwar konnte ihn Silas von der Idee mit dem Boykott abbringen, doch der Schaden war angerichtet und das Frontoffice der Clippers würde dies nicht vergessen. Es sah fast so aus, als wäre Joe auf einer persönlichen Mission gewesen seine Karriere absichtlich in den Sand zu setzen.

      Nun stand auch noch „Clubhouse Lawyer“ – also ein Spieler, der ohne gefragt zu werden immer gleich die Regeln zitiert – als weitere negative Eigenschaft in seinem Lebenslauf.

      Der einzige Lichtblick für ihn in diesem miserablen Jahr war wohl der kleine Kobe und seine Ballbehandlung beim Clippers Training. „Ich sah ihn in der Arena spielen“, erzählte Silas dem Sportjournalisten Jonathan Abrams einmal. „Er war noch ein kleines Kind damals.“

      Jellybean erholte sich von den Niederlagen, indem er an seinen freien Tagen mit Kobe zu den Spielen der Lakers ging. „Kobe ist beinahe vier und schon ein großer Junge“, sagte Jelly damals. „Ich habe ihn zu ein paar Lakers Spielen mitgenommen und ihn den Spielern vorgestellt. Er ist ein großer Fan von Magic Johnson.“

      Übersetzt hieß das natürlich, dass Joe Bryant selbst ein Fan von Magic war. Der hünenhafte Guard der Lakers verkörperte alles, was Bryant selbst sein wollte, doch nie sein konnte.

      Nach Ende der Saison wurde Joe zusammen mit einem Zweitrundenpick der Clippers gegen einen Zweitrundenpick an die Houston Rockets abgegeben. Dies bedeutete auch, dass er von einem Team, mit dem es bergab ging, zum nächsten Verein, der sich am absteigenden Ast befand, wechselte – auch wenn Bryant dies anfangs noch nicht wusste. Er dachte, er würde dort einfach von Moses Malone, der zu den Sixers gegangen war, übernehmen und absahnen. Die Rockets wurden von Del Harris trainiert und hatten es 1981 ins Finale der NBA-Meisterschaften geschafft. Doch für die Saison 1982/83 hatten sie sich vorgenommen mehr Spiele zu verlieren, damit sie eine bessere Chance im darauffolgenden Draft hätten, um den Star der University of Virginia, Ralph Sampson, zu picken. Somit fielen die Rockets auf eine 14-68 Saison und Joe fiel mit ihnen.

      Nach dieser Saison, seiner achten als Profi, wurde deutlich, dass niemand in der NBA an Jellybean interessiert war, obwohl er erst 28 Jahre alt war und am Zenit seiner Karriere. Zurückblickend meint Jerry West: „Er hat seine Karriere einfach weggeworfen.“ Paul Westhead wunderte sich, warum sein Collegestar nie ein wirklich respektierter NBA-Spieler wurde. Er hatte den Verdacht, dass die Ursache dafür, dass man ihn nie wirklich ernst nahm, in seinem Spitznamen lag und seine Verhaftung wegen Drogenbesitzes das Übrige dazu getan hatte.

      Bob Ryan, der damals für den Boston Globe über die NBA berichtete, beschrieb Joe Bryant als den „Klassenclown“. Eine Ansicht, die viele teilten.

      Nachdem die Saison 1983 vorüber war, zog er sich vom Sport zurück und begann Autos für den Besitzer der Rockets, Charlie Thomas, zu verkaufen. Zuerst gefiel es ihm, einen ordentlichen Beruf auszuüben, hatte sein ganzes Leben bis jetzt doch nur aus Basketball bestanden. Er mochte es, mit den Leuten zu reden und Autos, Pick-Up-Trucks und Lieferwägen zu verkaufen. Allerdings befand sich das Land zu dieser Zeit in einer Rezession, was hieß, dass die Zinsraten hoch waren und der Verkauf von Autos nur schleppend lief. Joe Bryant hatte keinen Collegeabschluss und kannte nichts anderes als Basketball.

      Es waren schwere Zeiten für die Bryants, die wieder zurück nach Philadelphia zogen. Das einzige, das Joe noch neben seiner Familie hatte, war seine Freundschaft mit Sonny Hill. Er spielte weiterhin in der Baker League, wo er sein ganzes Showtalent ausleben konnte und ihn die Leute noch immer liebten. Zusätzlich begann er sogar als Trainer in der Sonny Hill Liga zu arbeiten, was ihm sehr viel Spaß machte. Hill wusste, dass noch eine Menge Basketball in Bryant steckte und begann Joe langsam dazu zu ermutigen, über eine Fortsetzung seiner Karriere in Europa nachzudenken. Dort war gutes Geld zu verdienen, erklärte er Joe.

      In vielerlei Hinsicht war dies das Letzte, was Pam Bryant sich erhofft hatte. Immerhin war sie es, die sich die ganzen Jahre um die Familie kümmern musste und die Umzüge von Philly nach San Diego und dann weiter nach Houston organisiert hatte, und dabei eine Ehe mit einem selten anwesenden NBA-Ehemann am Leben erhielt. Und nun kam ihr Mann einfach so daher und erzählte ihr davon, dass sie wieder alles zusammenpacken und über den großen Teich nach Europa ziehen sollten?

      Es dauerte einige Monate, bis sie sich mit der Idee abgefunden hatte. In der Zwischenzeit lebten sie immer noch in Houston, wo Joe weiter versuchte Autos zu verkaufen. Als sie später einmal danach gefragt wurde, was ihr an Houston gefallen hätte, sagte Pam gequält: „Die Pferde“. Gerade sie, bei der immer alles perfekt war, tat sich schwer etwas Interessantes zu finden, das sie über ihre Zeit in Texas sagen konnte.

      Joe hatte sich nun endgültig dazu entschlossen, nach Italien zu gehen. Doch auch seine Kinder erzählten ihm, wie schwierig es für sie war, nach jedem Umzug wieder neue Freunde zu finden.

      Schlussendlich verkaufte Joe seiner Familie den Plan, indem er ihnen sagte, dass es nur ein kurzes Jahr wäre und sie es als Gelegenheit betrachten sollten, ein anderes Land kennenzulernen. Dazu kam, dass sie das Geld brauchten. Pam hatte einen teuren Geschmack und sie wollte unbedingt ihr schönes Vorstadthaus behalten. „Sie hasste den Gedanken, Philadelphia wieder zu verlassen“, erinnert sich Joe. Doch am Ende gab sie widerwillig nach.

      In diesem Sommer im Jahr 1984, kurz vor ihrer Abreise nach Italien, sah sich Kobe die Vorbereitung des US-Olympia-Teams für die Sommerspiele in Los Angeles im TV an. Das Olympiateam bestritt seine Vorbereitungsspiele gegen Spieler aus der Profiliga. Das war das erste Mal, dass ihm ein Spieler namens Michael Jordan auffiel. „Das Olympiateam bestand nur aus Collegespielern“, erinnert er sich. „Sie waren mitten in der Vorbereitung zu den Olympischen Sommerspielen und spielten gegen ein Profiteam. Da war dieser eine Spieler, der den Ball nahm und begann einen Konter zu laufen. Dann sprang er ab, segelte an Magic vorbei und stopfte den Ball in den Korb. Das war unmöglich, das konnte nicht wahr sein. Wer war dieser Typ? Den mag ich nicht, denn ich hielt zu Magic. Das war, glaube ich, das erste Mal, dass ich ihn sah.“

      Kapitel 8

      ITALIA

      Das dunkelhäutige Gesicht scheint sich zu amüsieren, ein eingefrorenes Halbgrinsen vor einem Hintergrund aus weißen Spielern in einem Basketballcamp in Italien. Er steht allein in der rechten unteren Ecke des Fotos vor zwei Reihen strahlender italienischer Gesichter. Sie sind alle älter als er, doch der Ausdruck auf seinem Gesicht zeigt einen jungen Kobe Bryant, der bereits weiß, dass er schon jetzt ein weit besserer Spieler ist, als jeder einzelne der anderen jemals sein würde. Sie alle überragend steht ein lächelnder Joe Bryant, der besondere Gasttrainer des Camps. Während Jellybean immer lächelte, war Kobe das Gegenteil, vor allem wenn er am Platz stand, erinnern sich Freunde aus dieser Zeit.

      „Seine Miene war immer ernst, wenn er spielte“, erinnert sich Michella Rotella, einer der älteren Jungen, der oft gegen den jungen Bryant auf einem Platz im toskanischen Dorf Ciriglio spielte. „Kein Lächeln. Immer hochkonzentriert.“

      „Wenn es um Sport ging, war er immer todernst, immer angespannt“, meint Kobes Schwester Sharia.

      „Kobes Mentalität war immer auf den Sieg fokussiert“, sagt Jacomo Vittori, ein anderer Freund aus Kindheitstagen in Italien.

      „Als er acht war und ich elf, spielten wir in derselben Liga“, erzählte Sharia 1999. „Während wir alle Spaß beim Spiel hatten, wollte er nur gewinnen. Einmal, als wir 30 Sekunden vor Ende des Spiels mit zwei Punkten zurücklagen, rief er die ganze Zeit: ‚Gebt mir den Ball!‘. Es ging ihm nur ums Gewinnen. So war er eben schon immer.“

      Das erste Mal als Kobe merkte, dass er Spiele allein entscheiden konnte, „war, als