Spurlos im Internet. Andreas Erle. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andreas Erle
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Математика
Год издания: 0
isbn: 9783747102251
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eingeräumt haben, darf er diese Informationen auch verwenden.

      Das Smartphone: Eine Datensammelmaschine

      Kaum ein Gerät sammelt so eifrig Daten wie Ihr Smartphone. Ganz einfach deshalb, weil es alle Ausstattungsmerkmale hat, mit denen sich Daten sammeln lassen: Positionsbestimmung über GPS, Speicher für Daten, eine Kamera, ein Mikrofon und eine eigene Internetverbindung, um Daten auszutauschen. Und vor allem: Es ist immer bei Ihnen, wenn Sie unterwegs sind.

      Im Grunde ist ein modernes Smartphone nichts anderes als ein kleiner PC mit Browser, E-Mail-Programm und weiteren Programmen, in die Sie Daten eingeben, die dann auf dem Gerät abgelegt werden. Was aber hinzukommt: Ihr Smartphone verwendet fast ständig das GPS, um Ihre aktuelle Position zu bestimmen und an Apps weiterzugeben, wenn Sie dies nicht explizit unterdrücken. Egal, ob Sie Android oder iOS verwenden. Bei Android-Geräten kommt die enge Verbindung mit Google hinzu (siehe S. 155). Ganz von allein entsteht so in Ihrem Google-Konto ein detaillierter Standortverlauf. Nun ist es aber mitnichten so, dass nur Google diese als Service verargumentierte Überwachung durchführt: Auch bei iPhones und iPads gibt es diese Funktion, allerdings noch weitaus versteckter. Die sogenannten „Wichtigen Orte“ verbergen sich ganz tief in den Datenschutzeinstellungen von iOS. Dort finden sich dann alle Orte, die Sie besucht haben, mit Position, Datum und Uhrzeit.

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      Kommunikationsdaten und Messenger-Apps

      Ebenfalls spezifisch für das Smartphone ist die komplette Kommunikationshistorie. Zu Telefongesprächen, SMS und E-Mails kommen hier noch Messenger-Apps wie WhatsApp, Signal und Telegram. Diese speichern Ihre Daten wie alle Apps lokal ab. Aber nicht nur! WhatsApp beispielsweise steht seit längerer Zeit in der Kritik, weil Daten an die WhatsApp-Server in den USA übermittelt werden. Besonders kritisch ist WhatsApps Umgang mit den auf Ihrem Smartphone gespeicherten Kontakten. Dieser liegt zum Teil in der Funktionsweise des Messengers begründet: Ist einer Ihrer Kontakte auch bei WhatsApp, dann sehen Sie seinen Namen in der Kontaktliste der App und können direkt einen Chat starten. Der Preis dieser bequemen Funktion: Für den Abgleich müssen alle Daten übermittelt werden, auch die der Kontakte, die gar nicht bei WhatsApp sind. Das ist so, als würden Sie Ihr Papier-Adressbuch einem Fremden geben und sagen: „Schauen Sie doch mal, ob Sie jemanden kennen!“

      Biometrische Daten

      Die Zeiten sind lange vorbei, in denen Ihnen allein eine PIN oder ein Kennwort zur Verfügung standen, um Ihr Smartphone vor Fremdzugriffen zu schützen. Heute können Sie einen Fingerabdrucksensor oder, noch bequemer, einen 3D-Scan Ihres Gesichts nutzen, um das Telefon davon zu überzeugen, dass Sie es sind, der es entsperren will. Diese Funktion kann einen großen Beitrag leisten, um die Sicherheit zu erhöhen. Dennoch handelt es sich dabei auch um wertvolle persönliche Daten. Auch wenn diese laut Herstellerangaben immer nur auf dem Gerät selbst gespeichert sind, können Sie davon ausgehen, dass das Interesse an diesen Daten generell sehr groß ist.

       Info

      Sicherheitsrisiko Back-up: WhatsApp speichert Back-ups Ihrer Chats inklusive aller Medien (Videos, Sprachnachrichten etc.), mit denen Sie Ihren Nachrichtenverlauf vollständig wiederherstellen können, wenn Sie Ihr Smartphone zurücksetzen müssen oder auf ein neues Gerät wechseln. Mittlerweile gibt es Drittanbieterprogramme, mit denen Sie ein Back-up von WhatsApp auslesen und in Klartext umsetzen können. Das kann praktisch sein, es bedeutet aber auch, dass jeder mit dem entsprechenden Programm und dem Back-up Ihre Chats lesen kann.

      Gesundheits- und Bewegungsdaten

      Nutzen Sie eine Smartwatch? Dann findet ein kontinuierlicher Austausch von Informationen zwischen der Uhr und Ihrem Smartphone statt. Sowohl Android als auch iOS haben eine eigene Gesundheits-App, die die Zahl der Schritte, Ihr Schlafverhalten, ja teilweise sogar Ihre Herzfrequenz von der Smartwatch ausliest und auf Ihrem Telefon (und meist auch in der Cloud) speichert.

      Doch selbst wenn Sie keine Smartwatch nutzen: Ihr Smartphone hat diverse Sensoren eingebaut, die Ihre Bewegungen bewerten und aufzeichnen. Wenn Sie Ihr Smartphone ins Querformat drehen und es automatisch die Anzeige dreht, dann ist dafür ein Lagebzw. Beschleunigungssensor verantwortlich. Bewegen Sie sich mit Ihrem Smartphone, dann „merkt“ es das. Apps können darauf zugreifen und diese Daten auslesen und auswerten.

      Das Internet der Dinge

      Die Datensammler, die den meisten zuerst einfallen, sind PC, Mac und Smartphone. Was oft vergessen wird: So gut wie jedes Gerät gibt es mittlerweile mit Internetanschluss. Ein intelligenter Kühlschrank kann beispielsweise auf die Webseite Ihres Lebensmittelhändlers zugreifen. Die automatische Nachbestellung von Lebensmitteln ist der damit verbundene Vorteil. Der Nachteil ist die Tatsache, dass jemand den Inhalt Ihres Kühlschrankes kennt.

      Das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) ist aus dem Gedanken entstanden, dass Technik das Leben angenehmer machen soll. Keine Frage, das geht mit der Sammlung von Daten einher. Sie sollten zumindest Kontrolle über die gesammelten Daten haben. Hinzu kommt, dass die entsprechenden Geräte durchaus das Ziel von Hackerangriffen werden können. Ihre Software basiert oft auf Linux, einem verbreiteten Betriebssystem, das Schwächen hat.

      image Gehackte Webcam

      Ein kanadisches Ehepaar war 2019 wenig amüsiert, als seine Nest-Webcam plötzlich anfing, es zu beschimpfen. Ein Angreifer hatte sich in die Webcam gehackt, den Videostream abgegriffen und die Kommunikation zwischen Software und Kamera für eine Verbalattacke genutzt. Nest, das zum Google-Konzern Alphabet gehört, speichert die Videodaten automatisch in der Cloud. Stellen Sie sich vor, dass jemand sich daran ergötzt, wie Sie sich leicht bekleidet im Garten rekeln!

      Sprachsteuerung als Datenfalle

      Ist es nicht wunderbar? Sprachassistenten, Fernseher, Musik-Lautsprecher hören heutzutage aufs Wort. Allerdings um den Preis, dass sie in Ihre Privatsphäre reinhören. Da die Geräte selbst keine nennenswerte Rechenkapazität mitbringen, werden die aufgenommenen Sprachbefehle an einen Server irgendwo auf der Welt übertragen, der sie analysiert und eine Rückmeldung an das Gerät gibt.

      Sprachassistenten wie die Lautsprecher aus Amazons Echo-Serie können während der Aufnahme nicht unterscheiden zwischen Ihrer Stimme und einem Gespräch, das im Hintergrund geführt wird. Es wird einfach mit übertragen. Hinzu kommt, dass die Aufzeichnungen manchmal manuell ausgewertet werden (siehe S. 175). Es hat für Furore gesorgt, dass Amazon Teile dieser Auswertungen von Zeitarbeitern im Homeoffice durchführen ließ, ohne den Schutz, den ein Rechenzentrum oder ein Verwaltungsgebäude bietet. Niemand kann nachvollziehen, was nachher mit diesen Daten geschehen ist, ob sie gelöscht oder weiterverarbeitet wurden.

      Samsung wiederum hatte lange Zeit in den Lizenzbedingungen seiner Smart TVs einen Passus, dass der Benutzer sich über Folgendes bewusst sein sollte: Nutzt er die Spracherkennung, um Funktionen des Fernsehers zu steuern, muss er damit rechnen, dass der Fernseher Privatgespräche mithört. Die Menge der Daten, die dabei gespeichert wird, kann kaum überblickt werden. Mittlerweile ist Samsung dazu übergegangen, ebenfalls mit einem Aktivierungswort zu arbeiten und nur die relevanten Befehle abzuhören.

       Info

      Ihr Fernseher kennt Ihre Lieblingsserie: Smart TVs sammeln natürlich auch Daten über die angesehenen Programme. Welchen Sender Sie sich zu welcher Zeit ansehen, lässt auf Ihre Interessen schließen. Die zusätzlich installierbaren Apps wie Netflix, Amazon Prime Video und andere tragen dann zu einem umfassenden Profil bei. Das Ergebnis sind beispielsweise Empfehlungen für Filme und Serien, die genau Ihren Geschmack treffen. Derartige personalisierte Werbung