BAT Boy 2. C. A. Raaven. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: C. A. Raaven
Издательство: Bookwire
Серия: BAT Boy
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783982064536
Скачать книгу

      »Ich musste da plötzlich abhauen, weil mich der Lärm fast alle gemacht hat.«

      »Aha.«

      »Ja, und nicht nur das. Alles war plötzlich viel heller, lauter und irgendwie … mehr. Erst habe ich es gar nicht richtig bemerkt, aber als wir an die neue Schule gekommen sind, da wär ich fast ausgetickt, wenn Herr Neumann mich nicht gefunden hätte.«

      »Stimmt. Du bist doch mit dem zusammengeknallt. Was ist eigentlich mit …«

      »Später.«

      »Aber …«

      »Bitte lass mich weitermachen.«

      »Na gut.«

      »Neumann schien damals irgendwas bemerkt zu haben und hat mich dann in so einen Club eingeladen, wo ich angeblich Antworten auf diese Fragen bekommen sollte.«

      »Der BAT-Club!«

      »Genau. Aber hast du dir schon mal Gedanken darüber gemacht, was das BAT zu bedeuten hat?«

      »Ähm«, machte Ines. »Na ist doch eigentlich ganz einfach … ‘bat’ heißt Fledermaus.«

      »Also Fledermaus-Club?«, bemerkte Lucas fragend.

      »Och Mensch, jetzt nerv doch nicht«, sagte Ines und schubste ihn spielerisch.

      Lucas war stark in Versuchung, jetzt mit ihr eine armlose Kabbelei einzugehen, aber er zwang sich zur Beherrschung.

       Okay, schnall dich an. Showtime.

      Er blickte Ines an, bis er sich sicher war, wieder ihre volle Aufmerksamkeit zu haben.

      »Du hast gar nicht mal so unrecht, auch wenn BAT in Wirklichkeit eine Abkürzung ist. Und zwar für ‘Berliner Akademie für Transmutationen’.«

      »Transmu … wasfürnzeug?«

      »Transmutationen. Das bedeutet Umwandlung durch Veränderung des Erbguts.«

      Zwischen Ines‘ Augen bildete sich über der Nasenwurzel eine tiefe Falte, als sie bei dem Versuch, Lucas‘ Worten eine Bedeutung zu entnehmen, die Stirn runzelte.

      »Lass es mich so erklären«, fuhr er fort. »Wenn du als Mensch lieber eine … sagen wir mal, weil wir schon dabei sind, Fledermaus wärst. Was hindert dich dann daran, eine zu sein?«

      »Was?!«, rief Ines völlig verwirrt.

      »Dein Erbgut. Das hindert dich daran, denn deine Gene besagen, dass du nun mal ein Mensch bist.«

      »Ist doch klar«, kam es von Ines zurück.

      »Richtig. Aber was wäre, wenn du in der Lage wärst, deine Gene zu verändern, sodass sie nun ‘Fledermaus’ sagen?«

      »Ja klaar«, bemerkte sie ungläubig.

      Aber Lucas sah ihr ein weiteres Mal in die Augen und sagte: »Ja, klar.«

      Ines blinzelte entgeistert.

      »Du … du-du-du meinst …«

      »Dass es Menschen gibt, die genau dazu in der Lage sind. Und die BAT ist ein Ort – wenn nicht sogar der Ort, wo sie lernen können, damit umzugehen.«

      Ein Großteil der Farbe wich aus Ines‘ Gesicht. Sie sackte leicht zusammen, als sie diesmal Lucas fest in die Augen sah.

      »Sag, dass das nicht wahr ist«, hauchte sie.

      »Das kann ich nicht, denn es ist wahr. Und ich bin einer von ihnen. Ein Gestaltwandler.«

      Lucas sprach nicht weiter, da er sich sicher war, dass Ines etwas sagen würde. Aber sie saß nur da und sah ihn mit großen Augen an. Also machte er weiter.

      »Jeder von uns kann sich zuallererst in eine Fledermaus umwandeln. Später kommen dann möglicherweise noch andere Tiere dazu.«

      »So wie … Löwen?«, fragte Ines dazwischen.

      Lucas nickte. Er wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als er plötzlich ein eigenartiges Geräusch hörte, dass ihm die Haare zu Berge stehen ließ. Dann aber merkte er, dass es sich um ein leicht hysterisches Lachen handelte, und dass es Ines war, die da lachte. Nun war es an ihm, verwirrt dreinzuschauen.

      »Ähm, warum …«, begann er.

      »Warum ich lache?«, presste Ines kichernd hervor. »Ich habe gerade an den Tag denken müssen, als ich in einem der Räume in der BAT etwas holen wollte und mit einem Mal vor einem Löwen stand. Dann bin ich wieder rausgestürzt und hab die Tür hinter mir zugeknallt, weil ich hoffte, dass Löwen keine Türen öffnen können. Aber sie öffnete sich doch. Da standest du und hast mir was von Projektoren erzählt. Aber das war keine Projektion, sondern du!«

      »Ja, ich und Harald. Oder denkst du, ich dürres Gerippe kriege allein so nen großen Löwen hin?«

      Ines brach in ein erleichtertes Gelächter aus, denn ihr war in diesem Moment ein Stein vom Herzen gefallen. Tief in ihrem Inneren hatte sie nie das geglaubt, was Lucas ihr damals als Erklärung angeboten hatte. Nur hatte sie sich nicht getraut, nachzufragen, aus Angst davor, dass er sie lediglich beruhigen wollte, weil mit ihr etwas nicht stimmte.

      Lucas bemerkte, wie ein Teil der Anspannung aus Ines wich. Hoffnungsvoll stimmte er in ihr Lachen ein. Vielleicht konnte ja doch noch alles gut werden.

      Nach einer Weile wischte sich Ines die Lachtränen aus den Augen und sagte: »Puh, das war gut. Und wie ging’s dann weiter? Was hat Neumann denn dazu gesagt, dass du nen Löwen kannst?«

      »Hatte überhaupt keine Gelegenheit dazu, es ihm zu sagen, und …«

      »Na ja, das kannst du ja später nachholen.«

      »Ähm Lucas?«, ergänzte Ines, nachdem eine Weile Stille geherrscht hatte. Dann sah sie ihn genauer an und stutzte, denn Lucas war bleich geworden. Tränen rannen in Strömen seine Wangen hinunter.

      »Lucas, was ist denn?«, fragte Ines vorsichtig, aber er schüttelte nur den Kopf und schwieg.

      Er hatte geglaubt, hatte es inständig gehofft, dass er nach fast zwei kompletten Tagen, in denen er seiner Trauer freien Lauf gelassen hatte, besser mit den Tatsachen umgehen könnte. Aber nichts dergleichen war der Fall. Der Verlust war immer noch wie eine frisch geschlagene Wunde in seiner Brust, durch die sein Lebensmut entwich. Am liebsten hätte er sich einfach fallen lassen, in einen Schlaf, aus dem er nie mehr erwachen musste. Klar, Neumann war letztendlich einer von den bösen Jungs gewesen, aber Lucas konnte einfach nicht vergessen, was er alles für ihn getan hatte.

      »Was ist denn nur los mit dir?«, fragte Ines von neuem und berührte ihn sanft am Arm.

      Es war diese Berührung ihrer warmen Finger, die es Lucas ermöglichte, sich aus der Abwärtsspirale zu lösen, in die er sich begeben wollte. Er schniefte mit der Nase und hob den Kopf, um Ines anzusehen.

      »Neum …« Lucas räusperte sich, weil seine Stimme ihm den Dienst versagte. »Neumann kann ich nix mehr erzählen.«

      »Wieso? Na klar, morgen ist doch …«

      »Er ist tot!«, sagte Lucas mit erstaunlich fester Stimme, aber viel lauter, als notwendig.

      »Waas?«, rief Ines mit weit aufgerissenen Augen, die Hand vor den Mund geschlagen.

      »Okay, die Kurzfassung«, sagte Lucas, der sich inzwischen wieder unter Kontrolle bekommen hatte. »Ich bin also in der BAT und kriege mit, dass sich irgendwelche Typen über diese Bombe unterhalten. Leider muss ich abhauen, als die das Gespräch beenden, damit mich keiner sieht. Daher weiß ich nicht, wer das war. Aber ich schaue hinterher in dem Kabuff nach, wo sie sich unterhalten hatten, und entdecke eine Zeichnung. Außerdem habe ich bei dem Gespräch so ein Wort mitbekommen.«

      »Weitukäi«,