Forschungskreuzer Cimarron. Hubert Haensel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hubert Haensel
Издательство: Bookwire
Серия: HOPF Autorenkollektion
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783863053710
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rief der Erste Offizier. »Sie hängen fest wie die Kletten.«

      Erneut verschlechterte sich die Qualität der Aufzeichnung. Energieüberschläge zuckten durch die Zentrale des Frachters. Dichter Qualm trübte die Aufzeichnung. Das Dröhnen überlasteter Aggregate und das Rauschen der Luftumwälzung, die gegen den Rauch ankämpfte, untermalten die Szenerie.

      »Weitere Emissionen!«, gellte ein Aufschrei. »Da kommen mehr dieser Dinger. Mindestens zwanzig …«

      Alles Weitere ging im erneuten Aufheulen des Alarms unter.

      *

      Nur langsam fand die Kommandantin in die Gegenwart der CIMARRON zurück. Mit einem schnellen Blick sah sie sich in der Zentrale des Forschungskreuzers um. Das schrille Heulen hielt an. Es kam nicht mehr von der Aufzeichnung.

      Distanzalarm auf der CIMARRON!

      Diana reduzierte die Intensität. »Ursache?«, fragte sie.

      »Eine Strukturerschütterung, wenige Lichtminuten voraus«, antwortete Duncan Lemonde.

      »Ein Raumschiff?«

      »Anzunehmen, wenngleich die aufgefangenen Impulse äußerst schwach sind. Wir müssen die Auswertung abwarten.«

      Diana nickte flüchtig. Auch wenn sie es sich keinesfalls eingestanden hätte, irgendetwas beunruhigte sie. Da war eine Ahnung heraufziehender Gefahr, die nur mit dem ungeklärten Schicksal der XB-18 zu tun haben konnte.

      Die CIMARRON näherte sich der letzten bekannten Position des verschollenen Frachters, aber noch waren einige Billionen Kilometer zu überwinden.

      Ein optisches Signal kündigte das Ende der Computeranalyse an. Duncan Lemonde nahm den ausgeworfenen Datenstreifen an sich. Während er las, weiteten sich seine Augen in ungläubigem Erstaunen.

      »Was immer die Strukturerschütterung ausgelöst hat, ein Raumschiff war es bestimmt nicht«, sagte er dann, eher zu sich selbst, als für die anderen bestimmt.

      »Duncan, was ist?« Die Kommandantin funkelte ihn verärgert an.

      »Schwer zu definieren. Für einen Strukturriss, der sich über etliche tausend Kilometer erstreckt, habe ich keine Erklärung.« Lemonde erhob sich von seinem Platz, drückte Diana den Datenstreifen in die Hand, und zwängte sich in die Kontrollnische der überlichtschnellen Ortung zwischen seinem Terminal und dem Funk- und Ortungsplatz.

      Er schaffte es nicht, Detailmessungen vorzunehmen. Eine zweite starke Erschütterung des Raum-Zeit-Kontinuums wurde angezeigt, ein punktuelles Aufreißen der übergeordneten Dimension. Diesmal in unmittelbarer Nähe der CIMARRON.

      Der Forschungskreuzer glich einem welken Blatt im Wind, weil die Woge der freigesetzten Energie über ihn hinwegflutete. Nur dem aktivierten Schutzschirm war es zu verdanken, dass schwere Schäden ausblieben.

      Das Schiff wurde aus dem Kurs gerissen. Die Absorber reagierten den Bruchteil einer Sekunde zu spät, und die durchschlagenden Beharrungskräfte waren extrem. Ohne den bestehenden Alarm wären wohl viele der Besatzung schwer verletzt worden. Da jedoch alle die Gurte geschlossen hatten, gab es nur leichtere Blessuren.

      »Was um alles in der Welt war das?« Diana Rossfeldt starrte auf den Hauptbildschirm, der eine Flut irrlichternder Entladungen zeigte, die rings um die CIMARRON tobten.

      Der Weltraum war zum Hexenkessel geworden, und mitten durch dieses entfesselte Inferno raste der Kreuzer. Jedes Molekül kosmischen Staubes schien aufzuflammen und andere in einer nicht enden wollenden Kettenreaktion mit sich zu reißen.

      Die Filter schafften es kaum, die grelle Lichtflut zu dämpfen. Diana bemühte sich, sogar geblendet den Überblick zu behalten.

      Die Materiedichte hatte sich bereits verzehnfacht und wuchs weiter an. Die Flugüberwachung zeigte deutlich, dass die Triebwerke gegen einen stärker werdenden Widerstand ankämpften.

      »Was geschieht da?« Duncan Lemonde klang nervös. »Es hat den Anschein, als würden wir durch Sirup fliegen.«

      Die CIMARRON beschleunigte kaum noch. Minuten später zeigten die Kontrollen bereits, dass der Kreuzer an Geschwindigkeit verlor. Doch als hätte gerade das eine Wende ausgelöst, wurde das Schiff wieder schneller.

      Lemonde atmete hörbar auf. »Ein Messfehler?«, vermutete er. »Anders wäre es nicht erklärbar …«

      »Es ist nicht erklärbar!«, fiel die Kommandantin ihm ins Wort. »Die Triebwerke liefern so gut wie keinen Schub mehr. Trotzdem werden wir wieder schneller.«

      Duncan schüttelte den Kopf. »Ich sagte schon: falsche Messwerte.«

      »Und ich bezweifle das. – Auf Gegenschub gehen!«, befahl Diana. »Gefechtspositionen einnehmen!«

      »Was erwartest du? Piraten?«

      Lemonde erhielt keine Antwort.

      Die Bugdüsen wurden auf Volllast gefahren. Der Schub wäre stark genug gewesen, die CIMARRON zum relativen Stillstand zu bringen, jedenfalls zeigten die Verlaufskontrollen entsprechende Werte. Der Forschungskreuzer wurde dennoch weiter in die dichter werdende Materieballung hineingezogen.

      »Dagegen kommen wir nicht an«, stellte Lemonde fest. »Hoffentlich halten die Schirme, bis wir durch sind. Eigentlich kann es sich nur um einen Ausläufer der Dunkelwolke handeln.«

      »Die Schirme werden zusammenbrechen, bevor wir überhaupt das Zentrum der Ballung erreichen können.« Diana Rossfeldt zwang sich zur Ruhe. »Da: Es geht schneller los, als ich dachte …«

      Entladungen zuckten durch die optische Überwachung. Blitze tanzten auf der Außenhaut der CIMARRON einen wilden Reigen. Ein Messgerät schrillte rhythmisch.

      »Energie springt über, dringt ins Schiff ein!«, meldete José Ramirez.

      Lemonde blickte fragend zur Kommandantin. Seine Miene gefror, weil er sah, dass sie die Notschaltung aktivierte.

      »Nein!«, rief er. »Unsere Geschwindigkeit ist zu gering. Der Übertritt in den Überlichtflug wird uns in Stücke reißen.«

      Diana sah kurz auf ‒ ihre Blicke trafen sich, ruhten für Sekunden ineinander. Vielleicht hast du recht, schien die Kommandantin zu denken, und Duncan nickte auffordernd. Womöglich hätte sie ihre Entscheidung rückgängig gemacht, hätte nicht erneut die Ortung angesprochen.

      »Unbekannte Objekte auf Kollisionskurs!«, meldete Ruttloff.

      »Distanz?«

      »Zehn hoch fünf. ‒ Jetzt: neun.«

      »Diana, was ist das?«

      »Ich weiß es nicht«, antwortete sie. »Was auch immer, es könnte mit den verschollenen Frachtern zu tun haben. Jedenfalls bleibt uns keine andere Wahl. Mit der Sonne allein wären wir vielleicht klargekommen …«

      »Sonne?« Lemonde verstand nicht.

      »Was glaubst du, bedeutet die Materieballung? Ebenso die Energieentladungen und das starke Gravitationsfeld?«

      Begreifen huschte über Duncan Lemondes Züge. Die Geburt einer Sonne! Gab es nicht Wissenschaftler, die alle Dunkelwolken als potentielle Sternenwiegen einstuften? Sicher dauerte es Jahrmillionen, bis die Staubmassen sich derart verdichteten, dass ein erster Fusionsprozess zündete. Und ringsum spielte sich erst der Anfang dieses langwierigen Prozesses ab …

      Duncan Lemonde zuckte wie unter einem heftigen Schlag zusammen. Er öffnete den Mund zu einem Aufschrei, doch kein Laut drang über seine Lippen. Ein ungeheuerlicher Schmerz schwemmte jede Empfindung davon.

      Mit einem letzten schwindenden Gedanken erfasste Duncan Lemonde, dass Diana die Überlichtetappe einleitete.

      Die Geschwindigkeit der CIMARRON war für dieses Manöver viel zu gering.

      Schwärze schlug über Duncan zusammen, eine tiefe Bewusstlosigkeit. Er nahm nicht mehr wahr, dass der Kreuzer in den Hyperraum eindrang.

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