Schwarzes Glas - Die Reise in die Zwischenwelt. Hendrik Lambertus. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hendrik Lambertus
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783764192693
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      Über das Buch

      Plötzlich entdeckt der 13-jährige Elias durch seine Handykamera Dinge, die mit bloßem Auge nicht zu sehen sind: ein Hochhaus mit flackernden Lichtern, das nie gebaut wurde. Flügelflossen, die aus dem Rücken einer Mitschülerin wachsen. Und Hörner auf seinem eigenen Kopf?

      Er sucht nach Antworten – und stößt auf eine verborgene Parallelwelt voller schillernd bunter Schwellenwesen. Eine Welt, aus der Elias einen digitalen Hilferuf bekommen hat. Denn der ehrgeizige Herr der Spiegel droht die Zwischenwelt zu schwarzem Glas erstarren zu lassen …

      Ein fantasievolles Leseabenteuer, das zeigt, wie viel im »Zwischen« verborgen ist

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      Inhalt

       1 (K)ein Haus in der Dämmerung

       2 In-Between

       3 Im Labyrinth

       4 [email protected]

       5 Augen wie Spiegel

       6 Im Vier-Winde-Haus

       7 Es war einmal …

       8 Aus der Tiefe

       9 Hinter den Schleiern

       10 Durch die Salamanderkeller

       11 Graffiti

       12 Der Verbotene Park

       13 Ein einsamer Pirscher

       14 Hörner

       15 Das Neue Zwischen

       16 Herolde der Schwelle

       17 Große Pläne

       18 Die gläserne Festung

       19 Der Spiegel des Zagreus

       20 Ewige Geborgenheit

       21 Spiegel und Schwelle

       22 Nur eine Scherbe

       23 Auf neuen Pfaden

       1

       (K)ein Haus in der Dämmerung

      Kann man ein Foto von etwas machen, das es gar nicht gibt?

      Elias hatte vor, genau das herauszufinden.

      Er hockte im Schneidersitz auf einem kiesbedeckten Flachdach, von dem aus er gut über die Hinterhöfe des Viertels schauen konnte. Hier war sein Lieblingsplatz, der perfekte Ort, um allein zu sein und in die Dämmerung zu starren. Elias war stolz darauf, ihn entdeckt zu haben.

      Das war nicht einfach gewesen. Man musste sich auf eine Garage hochziehen und anschließend eine rostige Feuerleiter hinaufklettern, die in einem dunklen Winkel verborgen lag. Der Weg war umständlich, aber dafür hatte er hier oben auf dem Dach garantiert seine Ruhe. Und die konnte er gerade wirklich gebrauchen.

      Elias zog seine Knie enger an den Körper, holte sein Handy aus der Tasche und öffnete die Kamera-App. In den Häusern ringsum gingen die ersten Lichter an. Ein bisschen würde er noch warten müssen. Er ließ seinen Blick über den Hof direkt unter sich schweifen. Dieser war von Balkonen umgeben, die nicht besonders ordentlich aussahen. Klar, sie schauten ja auch nicht zur Straße, wo die Leute gucken konnten. Auf manchen Balkonen wurden Kisten und Gerümpel gelagert, Kinderwagen und ein alter Katzen-Kratzbaum, daneben übervolle Wäscheständer. Andere sollten offenbar ein kleines Naturparadies imitieren, zugewuchert von Topfpflanzen und vollgestellt mit Gartenzwergen und Plastik-Störchen. Elias war sich nicht sicher, was er hässlicher fand.

      Er schaute lieber wieder hoch, dorthin, wo der Herbsthimmel hellgrau über den Häusern hing. Elias nahm sein Handy quer zwischen die Hände und fokussierte den Bereich im Display, wo die Dachkanten an den Himmel stießen. Dann drückte er ab. Zur Sicherheit gleich dreimal.

      Anschließend betrachtete er seine Fotos in Ruhe. Sie sahen alle gleich aus: graue Flächen, bei denen ganz unten die Dächer als rot-brauner Rand zu erahnen waren. Nichts Interessantes. Nicht einmal ein Vogel. Aber Elias wusste, was er tat. Diese Fotos waren nur als Vergleich gedacht. Das eigentliche Motiv kam erst noch.

      Elias streckte die Beine aus und wartete. Die Dunkelheit kam schnell in dieser Jahreszeit. Unten gingen immer mehr Lichter an. Es war kalt, aber er trug eine gut gefütterte Jacke. Außerdem fror er nicht so leicht. Und hier oben, in der Dämmerung auf dem Dach, war es immer noch gemütlicher als zu Hause. Dort packte jetzt sein Vater vielleicht schon seinen Kram zusammen. Oder er stritt mit seiner Mutter herum. Oder sie schwiegen sich an. Nein danke. Hier oben war es besser.

      Langsam wurde es richtig dunkel. In den Straßen leuchteten die Laternen. Elias beugte sich gespannt vor und machte sein Handy bereit. Jetzt konnte es nicht mehr lange dauern.

      Da! Drüben, jenseits der Dachkanten, gingen weitere Lichter an. Es war eine Reihe von mattleuchtenden Quadraten, sauber übereinandergestapelt. Wie die Fenster im Treppenhaus eines Hochhauses. Links und rechts davon leuchteten jetzt kleinere Rechtecke auf. Die Fenster der Wohnungen, zu denen das zentrale Treppenhaus führte.

      Ganz oben, über dem höchsten Quadrat, erschien leicht verzögert noch eine leuchtende Linie. Sie war blau und seltsam geformt: wie ein umgedrehtes Hufeisen, vielleicht auch ein Torbogen. Vermutlich war es eine Art Schild oder Leuchtreklame.

      Dann wurde es wirklich abgedreht: Rund um die Fenster begannen leuchtende Nebel durch die Dunkelheit zu tanzen. Manche schimmerten grünlich, andere blassblau oder rot. Elias hatte keine Ahnung, was das sein sollte. Die schimmernden Nebel sahen unwirklich aus. »Nordlichter« war das Wort, das ihm dafür am ehesten einfiel. Natürlich war das Quatsch. Er war mitten in der Stadt und nicht am Nordpol.

      Mit zitternden Fingern hielt Elias sein Handy hoch und machte eines der Fotos von eben auf. Darauf war nichts als grauer Himmel zu sehen. Kein Hochhaus, kein Turm, kein Funkmast. Schon gar keine Lichterscheinungen.

      »Das gibt es nicht!«, murmelte er. Die beleuchteten Fenster dort drüben stammten von einem Haus, das nicht da war. Jedenfalls nicht im Hellen.

      »Und jetzt kommt der Beweis!«, flüsterte Elias aufgeregt