Aber es soll – bei aller Treue und rhythmischen Regelmäßigkeit – eine lebendige Mitte sein. Die Liturgie der Kirche ist ehrwürdig und sie unterliegt in ihren wesentlichen Riten nicht der persönlichen Willkür. Aber andererseits ist sie auch keine Museumsabteilung für Versteinerungen. Das Konzil bietet viele Möglichkeiten lebendiger Gestaltung. Der Sonntag hat eine weite Ausstrahlung, bis hinaus in die Kultur von Gemeinschaft und Erholung. Aber die Gemeinde braucht die lebendige Mitte. Und das Innerste dieser Mitte ist der Herr.
Der Mensch braucht Gott
Vor einiger Zeit bin ich am frühen Morgen von Innsbruck nach Wien geflogen. Auf dem Flugplatz war eine richtige Waschküche, mit tiefhängenden Wolken. Das Flugzeug hat dann die dichte Wolkendecke durchstoßen und auf einmal hat sich ein wunderbares Bild geboten. Aus dem weiten Wolkenmeer, das sich bis zum Horizont erstreckte, haben nur die höchsten Dreitausender in die Sonne geragt …
Das ist eigentlich der innerste Sinn des christlichen Sonntags. Unser Leben braucht, wie ein großes Atemholen, das Durchstoßen des Wolkenmeeres, hinein in den Glanz der ewigen Auferstehung. Wir müssen verhindern, dass die Waschküche des Alltags, die Nebelschwaden der Diesseitigkeit, des reinen Gewinn- und Konsumdenkens und unserer persönlichen Sorgen immer höher steigen und alles zudecken. Wir brauchen den Durchstoß zum Ewigen, wie die hohen Gipfel über dem Nebelmeer.
Auch heute und morgen gilt:
Das Leben braucht Rhythmus,
die Gemeinde braucht die lebendige Mitte,
und wir alle brauchen den erlösenden Gott.
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