Der Sensor – in der digitalen Fotografie ist er ausschlaggebend für die Bildqualität. Eine Faustregel der Fotografie besagt: Je größer der Sensor, umso besser ist die Aufnahmequalität (u. a. dank höherer Bildauflösung und geringerem Rauschen). Große Sensoren haben aber leider keinen Platz in einem kleinen, schmalen Smartphone. Somit bemühen sich die Hersteller, das Beste aus der eingebauten Optik herauszuholen – sie optimieren immer wieder die Software der Bildbearbeitungstools und bauen inzwischen sogar auf Künstliche Intelligenz. Diese hilft, Motive automatisch zu erkennen oder je nach Aufnahmebedingungen die richtigen Einstellungen vorzunehmen.
Fotografieren Sie etwa in einer schlechten Lichtsituation – z. B. in der Dämmerung oder in nur wenig beleuchteten Innenräumen –, wird nach dem Auslösen sofort das für solche Aufnahmesituationen typische Bildrauschen korrigiert. Ein schöner Schärfeverlauf, der sonst nur mit lichtstarken (und teuren) Objektiven möglich ist, wird nun automatisch durch Software erzeugt. Wie von Zauberhand wird Ihr Hauptmotiv erkannt und vom Hintergrund abgesetzt. Auch längere Belichtungszeiten ohne Stativ sind mittlerweile möglich, ohne dass Sie verwackelte Bilder riskieren. Künstliche Intelligenz werkelt auch in einigen Bildverwaltungs- und -bearbeitungsprogrammen – etwa zum Identifizieren und Sortieren von Bildinhalten.
Smartphone-Kameras mit zwei bis drei eingebauten Objektiven sind inzwischen die Regel, es gibt sogar schon Smartphones mit 16 eingebauten Objektiven. Das macht die Anschaffung einer Kompaktkamera nahezu überflüssig und reduziert den Einsatz großer klassischer Kameratechnik auf die Einsatzfelder der Profifotografie.
1.1Gute Fotos haben (fast) nichts mit Technik zu tun
Ein gelungenes Foto basiert auf unterschiedlichen Gestaltungsprinzipen. Das können Linienführung, Symmetrie oder der Goldene Schnitt sein, der Einsatz von Licht, Schatten, Farben und besondere Perspektiven wie Vogelperspektive oder Froschperspektive. Selbst das Format des Bilds trägt zu seiner Aussage bei.
Viele dieser Gestaltungsprinzipien kennen wir schon aus dem Alltag. Bewusst oder unbewusst sehen und arrangieren wir unsere Motive bereits vor unserem inneren Auge, bevor wir auf den Auslöser drücken. Für gute Bilder braucht es keine aufwendige und teure Kameratechnik, sondern Intuition, Kreativität und Emotion. Das Bild entsteht in unserem Kopf – und mit unserem Smartphone wird daraus ganz schnell und ohne viel Aufhebens ein reales Bild.
Ein gutes Auge für das Motiv ist nach wie vor die Basis für ein gelungenes Foto. Aber natürlich gestalten Sie auch mit Aufnahmetechnik, etwa der Belichtungszeit (kurz oder lang), gezielter Unter- bzw. Überbelichtung (Low- bzw. Highkey), unterschiedlichen Brennweiten, Schärfe oder dem Weißabgleich. Die Qualität der Resultate variiert dabei mit den unterschiedlichen Smartphone-Modellen (und bei einem direkten Vergleich haben »richtige« Digitalkameras hier immer noch die Nase vorn). Aber mit ein paar Kniffen, ein bisschen Freude am Experimentieren, den passenden Apps und Gadgets können Sie trotzdem sensationelle Fotos machen. Darüber hinaus sind mit der kleinen Smartphone-Kamera Bilder aus ungewöhnlichen Perspektiven und Blickwinkeln möglich, von denen Sie bisher nur träumen konnten. Bilder, bei denen Ihnen niemand glauben wird, dass sie mit einer Smartphone-Kamera entstanden sind. Fangen wir also an!
2Der fotografische Blick
Mit dem Fotografieren ist es so ähnlich wie mit der Beherrschung eines Instruments. Je mehr Sie dieses Instrument spielen, umso besser werden Töne und Melodien gelingen und man wird Ihnen gerne zuhören.
Mit unserer Hosentaschenkamera ist es heute noch viel einfacher, den fotografischen Blick zu üben. Ein Bild überrascht, wenn es nicht die offensichtlichen Motive zeigt, sondern die, die der Fotograf in diesem Moment wahrgenommen hat. Das kann eine besondere Lichtstimmung sein, es können spannende Linien sein, auch starke oder ungewöhnliche Farbkontraste machen Ihre Bilder zu etwas Besonderem. Nutzen Sie jede Gelegenheit sich umzuschauen, Ihren ganz speziellen fotografischen Blick zu trainieren und die besonderen Momente einzufangen.
Besonders Profifotografen sind der Meinung, dass es viel wichtiger sei, den fotografischen Blick zu trainieren, als die Kameratechnik auswendig zu kennen.
Dieser Blick kann trainiert werden. Sie lernen, das besondere Licht zu sehen, beschäftigen sich plötzlich mit Bildkompositionen, Farbspielen und lernen die Bedeutung von Schatten zu schätzen. Je mehr Sie Ihren Blick trainieren, jede freie Minute nutzen, beim Spaziergang, auf dem Heimweg oder einfach beim Warten auf den Bus, umso automatischer wird Ihr Unterbewusstsein diese Aufgaben mehr und mehr übernehmen. Und ganz plötzlich nehmen Sie Ihre Umgebung anders wahr und können viel schneller als andere die interessanten Motive erkennen.
Die Farbspiele eines Sonnenuntergangs sind einmalig und spannend. Dadurch wurden die Personen im Vordergrund zu Silhouetten und sind nicht mehr erkennbar.
2.1Bildkomposition
Bildkomposition – oder Bildgestaltung – meint die Platzierung der einzelnen Elemente Ihres Bildes im von der Kamera gesetzten Rahmen. Die Wirkung Ihrer Bilder hängt davon ab, wo Sie welches Bildelement platzieren. Es gibt aus der Kunst bekannte Regeln wie die Drittelregel oder den Goldenen Schnitt, die Ihnen dabei helfen können, ausgewogene oder spannende Kompositionen zu erreichen. Für den Anfang können Sie das Raster in Ihrer Standardkamera-App aktivieren oder eine App wie etwa Lightroom CC von Adobe zu Hilfe nehmen, deren Kamera erlaubt, Bildaufteilungen einzublenden: entweder in vier oder in neun gleich große Rechtecke oder in eine dem Goldenen Schnitt folgende Aufteilung. Mit diesen Hilfslinien können Sie Ihre Bildelemente schneller platzieren: meisten nah oder auf den Schnittpunkten der Linien.
Testen Sie verschiedene Bildaufteilungen, bei denen Sie Ihr Hauptmotiv auf den Schnittpunkten oder ganz zentral in der Mittel platzieren. Wie wirkt Ihr Bild, wie unterstützt die Bildkomposition das, was Sie über Ihr Motiv sagen wollen?
Wenn Sie später mehr Erfahrung in der Gestaltung Ihrer Motive haben, werden Sie mit diesen Regeln auch brechen, um noch stärkere Ergebnisse zu erhalten. Aber für den Anfang bieten sie gute Anhaltspunkte.
2.2Schulen Sie Ihren fotografischen Blick
Zudem können Sie Ihren fotografischen Blick mit den folgenden Übungen schulen. Führen Sie sie durch, wenn Sie ein wenig Zeit haben, bei verschiedenen Gelegenheiten. Sie werden sehen, dass Sie mit der Zeit einen Blick für Motive, für Farben, Formen und vor allem: für Licht entwickeln.
Die Ein-Motiv-Übung
Suchen Sie sich ein einziges Motiv, das Sie an einem Tag oder eine ganze Woche lang jeden Tag fotografieren möchten. Das können Gegenstände sein wie Türen, Fenster, Gartenbänke. Mein längstes Projekt waren Fahrradklingeln, die ich an meinem ehemaligen Wohnsitz Amsterdam gesammelt habe.
Entdecken Sie Farben und Formen