»Kannst du bitte Lenni Bescheid sagen, dass sie alles vorbereitet? Ich kann sie im Augenblick nicht erreichen.«
»Natürlich, mein Schatz. Aber zuerst verkaufe ich eine Bäckerei.« Fee lächelte ihren Kunden an, der sofort einen Schreck bekam und am liebsten die Flucht ergriffen hätte. Allein sein Hunger hinderte ihn daran.
*
Ohne anzuklopfen, stürmte Tatjana ein halbe Stunde später in Dannys Krankenzimmer. Und blieb wie angewurzelt stehen. Danny war nicht allein. Wieder einmal war Olivia bei ihm. Sie saß auf der Bettkante, und ihre Wangen glühten förmlich, als ihr Kopf herumfuhr.
Einem ersten Impuls folgend wollte sich Tatjana sofort umdrehen und fliehen. Doch Dannys Stimme hielt sie zurück.
»Tatjana! Endlich! Komm her, ich will dir jemanden vorstellen.«
Einen Augenblick haderte Tatjana mit sich. Dann schluckte sie die dumme Eifersucht hinunter, lächelte freundlich und ging auf die beiden zu.
»Du bist Olivia, nicht wahr?«, fragte sie und streckte der vermeintlichen Konkurrentin die Hand hin.
»Und du Tatjana«, wusste die sofort, mit wem sie es zu tun hatte. »Danny hat mir die ganze Zeit von dir vorgeschwärmt. Ich war gerade dabei, Komplexe zu kriegen«, kicherte Olivia vergnügt. »Dabei bist du ja ein richtiger Mensch. Oder hast du die Engelsflügel unterm T-Shirt versteckt?«
Tatjana verdrehte die Augen.
»Ich hab dir doch schon x-mal gesagt, dass du den Leuten keine Märchen über mich erzählen sollst«, tadelte sie Danny sanft. »Die Teufelshörner habe ich nur abgefeilt.« Doch die offensichtliche Freude und Liebe, die aus ihren Augen blitzte, verriet sie.
»Das würde ich nie tun«, versprach Danny hoch und heilig. Der Schrecken, den Tatjana ihm mit ihrem Angebot eingejagt hatte, saß tief, sodass er sich keinen Scherz mit ihr erlauben wollte. Sie sollte ihm glauben, dass er sie wollte. Sie und nur sie allein.
Olivia war sensibel genug, um zu wissen, dass die beiden allein sein wollten.
»Gut, dass du da bist«, sagte sie munter zu Tatjana. »Ich muss nämlich jetzt los. Für den Unterricht nächste Woche pauken.« Sie schickte einen Stoßseufzer in den Himmel. »Mein Vater ist echt gnadenlos. Am liebsten würde er mir den Jahresstoff in eine einzige Woche packen. Kein Maß und kein Ziel, dieser Mann.« Sie schüttelte den Kopf, doch es war nicht zu übersehen, wie stolz und glücklich sie war.
»Du wirst ihn schon um den kleinen Finger wickeln«, versprach Danny, dankte Olivia für den Besuch und sah ihr fast ungeduldig nach. Kaum hatte sich die Tür hinter ihr geschlossen, als er auch schon die Arme nach Tatjana ausstreckte.
Sie zögerte nicht und kam seiner stummen Aufforderung nach. Dabei fiel ihr Blick auf die frisch verbundene Hand.
»Nanu, du bist ja dein Frankenstein-Gestell los«, bemerkte sie erleichtert.
»Ja, und stell dir vor: Die Hand wird wieder ganz gesund werden. Ein paar Wochen, dann kann ich wieder praktizieren. Der Familiengründung steht also nichts mehr im Weg.« Er zwinkerte ihr vergnügt zu und legte die Arme um ihre schmale Hüfte, um sie an sich zu ziehen.
»Darüber muss ich erst mal gründlich nachdenken«, kicherte Tatjana übermütig, als sie sich über ihn beugte und sein geliebtes Gesicht mit Blicken streichelte. Endlich war die Fremdheit der letzten Tage verschwunden und der alten Vertrautheit gewichen. Alles war wieder, wie es sein musste. »Dieser Denk-Prozess wird vermutlich mehrere Jahre in Anspruch nehmen«, warnte sie ihn vorsichtshalber schon mal vor.
»Solange du nicht überlegen musst, ob du mir genügst, bin ich mit allem einverstanden«, raunte Danny ihr ins Ohr.
»Ich liebe dich«, flüsterte Tatjana statt einer Antwort.
»Und ich dich erst«, gab er unendlich erleichtert zurück.
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