Mami Staffel 10 – Familienroman. Lisa Simon. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lisa Simon
Издательство: Bookwire
Серия: Mami Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740951436
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stöbern zu können. Allerdings hatte ich am Anfang etwas Mühe, die Leute wieder loszuwerden, die hier regelmäßig ihre Teepause einlegten, bevor sie weiterzogen.«

      »Das kann ich mir vorstellen. Aber Sie erscheinen mir energisch genug, um sich nicht ausnutzen zu lassen.«

      Gut, daß er das gleich erkannte. Kristin nickte.

      »Ja, wenn man ein Geschäft führt, muß man das können. Aber jetzt muß ich Sie allein lassen. Ich habe noch eine Menge zu tun.«

      »Sie sind hier die Inhaberin, ja? Sagen Sie mir Ihren Namen? Ich heiße übrigens Frederik Holl.«

      »Angenehm, Kristin de Bruhs.«

      »Was für ein schöner Name.«

      »Mein Vater ist Holländer. Daher kommt er.«

      »Dann sind Sie also nicht verheiratet.«

      »O nein, Gott sei Dank nicht.«

      Er grinste. Kristin fand ihre Antwort ein bißchen übertrieben, weil sie keineswegs deutlich machen wollte, daß sie ehefeindlich war.

      Eigentlich hatte sie ihm nur durch die Blume zu verstehen geben wollen, daß sie frei war. Na, nun war es keine Blume, sondern eher ein Zaunpfahl gewesen.Er würde schon nicht glauben, daß sie ihn anmachen wollte.

      Frederik hielt sich noch eine gute Viertelstunde in der Leseecke auf, bis es ihm dort zu lebhaft wurde, weil eine Mutter ihre zwei Kinder dort geparkt hatte, die sich gegenseitig etwas »vorlasen«, und dabei in Streit gerieten. Er bezahlte sein Buch, versprach, bald wiederzukommen und drehte sich an der Tür noch einmal um, um zu winken. Kristin ging wieder ins Lager zurück und überließ Frau Schneider den Verkauf.

      Am Nachmittag machte sie eine Pause. Sie brauchte täglich einen Cappuccino und war in dem Bistro in der Nähe ihrer Buchhandlung Stammkundin. Sie mußte gar nicht mehr extra bestellen, kaum hatte sie Platz genommen, wurde ihr der Cappuccino serviert. Sie trank ihn mit Sahne statt mit geschäumter Milch, was natürlich ein Sakrileg war. Aber der Besitzer des Bistro, ein Italiener aus Umbrien, verzieh es ihr, weil er gern ein bißchen mit ihr flirtete.

      »Signorina de Bruhs, wie schön, Sie zu sehen.«

      Das sagte er jeden Tag, außer am Sonntag, weil dann hier geschlossen war. Kristin begrüßte ihn ebenfalls und dankte ihm für den Cappuccino. Meistens nahm er sich einen Moment Zeit, um mit ihr zu plaudern, aber heute war viel zu tun. Draußen regnete es, und es saßen hier mehr Leute als sonst.

      Kristin war das ganz lieb. Sie dachte noch immer an den Mann mit den blauen Augen. Offenbar hatte sie mal wieder einen kleinen Notstand. Vielleicht sollte sie Markus’ Einladung ins Kino doch endlich annehmen. Er nervte sie schon seit drei Wochen damit. Markus war eine Art Notnagel, was er natürlich nicht wußte. Er hielt sich für den besten Fang, den eine Frau machen könnte. Aber im Vergleich mit Frederik Holl schnitt er noch schlechter ab als so schon. Sie mußte sich nur vorstellen, den ganzen Abend mit seinen Heldentaten unterhalten zu werden. Markus war Rechtsreferendar, aber ihm zufolge hielt sich die Kanzlei nur durch seine überragende Leistung überhaupt so gut. Kristin kannte alle Fälle, die dort je bearbeitet worden waren, davon war sie überzeugt. Markus ließ nichts aus, um zu prahlen. Nein, das tat sie sich lieber nicht an. Dann lieber zu Hause auf der Couch liegen und weiter träumen. Vielleicht kam Frederik ja bald wieder, um die Bekanntschaft fortzusetzen. Kristin war sicher, daß sie ihm auch gefallen hatte.

      Wie immer fand sie ihre Pause viel zu kurz. Sie mußte wieder zurück in die Buchhandlung, sonst würde sie heute noch später nach Hause kommen. So schön war es nicht, spät abends allein im Geschäft zu bleiben. Geräusche klangen anders, unheimlicher, und ihr Auto stand in der Tiefgarage, die um diese Zeit sämtliche Horrorvorstellungen in Kristin weckte, wenn sie es holen mußte.

      Vor der Buchhandlung traf sie Marion. Johannes saß in der Karre und lutschte hingebungsvoll an einem Traubenzuckerlolly.

      »Hallo, wolltest du zu mir?«

      »Ja. Ich dachte, ich besuche dich mal. Das heißt, könntest du einen Moment auf Johannes aufpassen? Ich muß etwas einkaufen und kann ihn da so schlecht mit hineinnehmen. Die… Umkleidekabinen sind so eng.«

      »Was willst du denn kaufen?«

      »Äh… Unterwäsche. Ich brauche dringend etwas Neues.«

      Also stand vermutlich Derriks Besuch an. Kristin unterdrückte eine Bemerkung dieser Art und nickte.

      »Klar. Kommst du zu mir, Johannes? Wollen wir die Mama in Ruhe einkaufen lassen?«

      Johannes verstand zwar nicht, worum es ging, aber er ließ sich gnädig von ihr in den Laden schieben. Marion versprach sich zu beeilen und hastete los. Kristin empfand Mitleid mit ihr. Es mußte wirklich frustrierend sein. Was immer Marion tat, es reichte nie, Derrik für sich zu gewinnen.

      Sie schob die Karre in die Leseecke und holte ein Kinderbuch unter dem Tisch hervor. Es war nicht zum Verkauf bestimmt, sondern sollte die Kleinen unterhalten, solange die Eltern aussuchten. Johannes interessierte sich im Moment aber mehr für seinen Lolly und beachtete das Häschen gar nicht, das Kristin ihm zeigte.

      Als sie aufschaute, begegnete sie dem Blick eines Mannes, der an der Kasse stand und sie offenbar interessiert beobachtet hatte. Er lächelte leicht, doch nun ging Frau Schneider zu ihm, um zu kassieren und das Buch einzupacken. Er drehte sich zu ihr um.

      Kristin fühlte sich für einen Moment etwas verwirrt. Warum hatte er sie so angesehen, als…

      Ja, wie eigentlich? Der Blick ging über das normale Maß von Interesse hinaus, das Kristin von vielen Männern kannte. Er war eindringlicher gewesen, irgendwie… besonders. Sie beobachtete ihn weiter, aber jetzt schien er sich nicht noch einmal zu ihr umdrehen zu wollen. Schade eigentlich. Es hätte sie interessiert, ob sie sich getäuscht hatte.

      »Da, haben!« verlangte Johannes und deutete auf das Buch. Den Stiel von seinem Lolly warf er einfach auf den Boden.

      »Erst muß ich dir die Finger abputzen. Warte.«

      Sie zog ein Tempotaschentuch aus der Hosentasche und bemühte sich, das klebrige Zeug von seinen kleinen Fingern zu entfernen. Wieso so ein Ding nun gesünder sein sollte als ein Stückchen Schokolade, war ihr ein Rätsel. Es klebte wie Pech.

      Nachdem Johannes zufriedengestellt war, war der Mann bereits gegangen. Kristin hatte das komische Gefühl, eine Chance verpaßt zu haben. Sie stellte lakonisch fest, daß ihr Hormonhaushalt offenbar ziemlich durcheinander sein mußte, wenn sie heute schon zwei Männern nachtrauerte.

      *

      Marion hatte Johannes früh ins Bett gesteckt, so daß sie sich in Ruhe auf Derrik vorbereiten konnte. Heute würde er bis nach Mitternacht bei ihr bleiben können, das hatte er ihr jedenfalls versprochen. Sie haßte es, wenn er so schnell wieder verschwand, wofür Derrik kein Verständnis hatte.

      »Aber Schatz, ich liebe dich doch! Du darfst nicht denken, daß es mir nicht recht ist. Aber Maren fühlte sich heute nicht gut. Ich hätte eigentlich gar nicht kommen dürfen…«

      So oder ähnlich lauteten dann seine Antworten.

      Was interessierte sie, wie es Maren ging? Fragte er eigentlich je danach, wie es ihr ging, wenn sie dauernd allein war, vor allem an Feiertagen oder zu besonderen Gelegenheiten? Sie konnten nicht einmal miteinander ausgehen aus lauter Angst, daß jemand sie mit Derrik sah.

      Jedesmal nahm sie sich vor, ihm ein Ultimatum zu stellen, denn ganz so dumm, wie Kristin zu glauben schien, war Marion auch nicht. Aber wenn er dann da war, sie lieb in den Arm nahm und anlächelte, war das nicht mehr wichtig. Außerdem war er Johannes’ Vater, und der Kleine hatte ein Recht auf ihn. Im Moment war das vielleicht noch nicht so wichtig, aber wenn Johannes größer wurde…

      Nachdem sie geduscht und sich eingecremt hatte, nahm sie den neuen BH und den Slip aus der hübschen Verpackung. Leuchtend rot, es sah toll aus zu ihrer hellen Haut. Wahrscheinlich würde Derrik die Luft wegbleiben, wenn er das sah. Das Geld war es wert, obwohl Marion sehr rechnen mußte. Derrik konnte nicht regelmäßig zahlen, damit es seiner