»Jeder von uns hat Fehler gemacht«, warf der Baron ein.
»Nun, ich hätte Barnet gegenüber mißtrauischer sein müssen«, sagte Marian. »Ich wußte, daß Juanita ihn nicht mochte. Verzeihst du es mir, Liebling, daß ich dachte, du wärest ungerecht wegen des tragischen Todes deiner Mutter?«
»Ich habe mich falsch benommen. Aber erzähle jetzt, warum sie dich so mißhandelt haben, Marian.«
»Sie wollten mich aus dem Weg räumen, aber es sollte so aussehen, als wäre es ein Unfall. Aber dann haben sie wohl gemerkt, daß sie mich nicht mehr ans Steuer setzen konnten und haben mich dann an die Stelle gebracht, wo ich gefunden wurde. Und sie waren überzeugt, daß ich die Nacht nicht überleben würde. Chérie muß wohl schon vorher weggelaufen sein, um Hilfe zu holen, aber sie war wohl zu schwach, zu ausgehungert.«
»Und sie muß meilenweit gelaufen sein«, sagte der Baron, »nur zu mir ist sie nicht gekommen.«
»Wahrscheinlich, weil wir uns gestritten hatten, Papa«, sagte Marian. »Nun können wir uns zusammenreimen, was wir noch nicht wissen.«
»Ich kann mich nur wundern, daß Barnet nicht überlegt hat, daß man den Überfall auf Juanita und den auf Marian in Zusammenhang bringen würde«, sagte Fee.
»Er hat nicht daran gedacht, daß beide überleben würden«, sagte der Kommissar grimmig.
»Und er hat auch nicht bedacht, daß Hunde oft mehr Instinkt haben als Menschen.«
»Und er ahnte nicht, daß er an die Dokumente nicht herankommen würde«, sagte Juanita.
»Jedenfalls wird er nun viel Zeit haben, über alle Fehler nachzudenken, die er machte«, sagte Dr. Keller.
»Besonders über den, daß er Juana für so einfältig hielt, daß sie nichts anderes im Sinn haben könnte, als das versprochene Geld. Wo ist sie überhaupt?« fragte Kommissar Baum.
»Jenny führt sie schon durch die Klinik«, sagte Fee lächelnd. »Sie wird vier Wochen intensiv deutsch lernen und dann hier eine Anstellung bekommen.«
»Und von mir bekommt sie die versprochene Belohnung«, sagte Juanita. »Dann sollten Sie aber lieber ein bißchen aufpassen, Herr Kommissar, daß sie nicht diesmal an einen Mitgiftjäger gerät.«
»Da ist mir gar nicht bange«, erwiderte der Kommissar lächelnd.
»Warum schauen Sie mich so an?« fragte Marian. »Denken Sie, ich bin ein Mitgiftjäger?«
»O nein, ich wollte nur noch fragen, wann die Hochzeit stattfindet, damit ich mir einen Tag Urlaub nehmen kann, denn eingeladen möchte ich schon werden.«
»Zuerst muß er mal gesund werden«, sagte Juanita. »Aber Sie bekommen rechtzeitig Bescheid, das ist versprochen. Sie würden uns eine große Freude bereiten, wenn Sie Trauzeuge sind.«
»Sehr gern«, erwiderte er.
»Und gefeiert wird natürlich im Jagdschlössel«, sagte Juanita.
*
Darauf konnten sich Sepp und Kathi Hoflechner zwei Monate vorbereiten, und so viel Zeit brauchten sie auch, denn bei diesem Fest sollte alles bestens stimmen, und kein Fremder sollte im Hause sein.
Im Nachhinein erschien alles wie ein böser Traum, der vergessen war, als Marian von Eickstedt und Juanita zum Traualtar schritten. Da war es wie in einem Märchen. Alle Schrecken waren vergessen. Voller Andacht lauschte auch Juana den Worten des Pfarrers, und sie konnte alles verstehen.
»Wunderschön ist Juanita«, sagte sie zu Kommissar Baum, »gell, das findest du auch, Gustl.«
Lustig und rührend zugleich klang das, aber er konnte in ihren Augen lesen, daß auch sie von innen heraus glücklich war. Gute Freunde waren sie geworden, und vielleicht würde aus dieser Freundschaft eines Tages auch noch mehr werden, meinte Fee Norden.
Vorerst konnten die Behnischs sehr zufrieden sein mit ihrer neuen Krankenschwester. Und als sie an diesem Abend kamen, um mitzufeiern, konnten sie sich über eine glückstrahlende Juanita freuen, die mit ihrem Mann den Brautwalzer tanzte.
»Tanzen kann er, lachen kann er, was wollen wir mehr«, sagte Dieter Behnisch.
»Und das haben wir Ihnen und Ihrer verehrten Frau Gemahlin zu verdanken«, sagte Joachim von Eickstedt. »Darf ich bitten, gnädige Frau?«
»Da sieh mal einer an, wie charmant er sein kann«, sagte Daniel Norden schmunzelnd.
»Ich bin ganz froh, wenn ich nicht tanzen muß«, sagte Dieter. »Das Essen war phantastisch.«
Das fanden auch Wastl und Chérie, die sich an Leckerbissen laben konnten, die sie sich reichlich verdient hatten, wie Kathi meinte.
Als dieses Fest nach Mitternacht ausklang, konnten die Ärzte ganz sicher sein, daß sie zumindest nicht wegen Juanita oder Marian aus der wohlverdienten Nachtruhe geschreckt werden würden.
Fee und Daniel wurden allerdings mit einem freudigen Gewinsel begrüßt, als sie heimkamen, denn seit zwei Wochen gehörte ihnen ein weißes »Bärle«, das zwar noch klein und tapsig war, aber schon wachsam.
»Morgen bekommst du auch einen ganz schönen Knochen, Bärle«, sagte Fee, »aber jetzt wird geschlafen.«
Und gehorsam trottete er zu seiner Schlafecke, legte sich nieder und grummelte behaglich, als Daniel ihn kraulte.
»Wie schnell man sich doch an so ein Tierchen gewöhnen kann«, sagte er.
»Aber verwöhnt wird er nicht«, meinte Fee energisch.
»Ich habe es vernommen«, lachte Daniel leise.
»Aber der Mensch hat zwei Ohren. Und ich bin gespannt, wer sich daran hält. Auch Tiere brauchen liebevolle Zuwendung.«
Er zog sie in seine Arme. »Nun, wie fühlt man sich, da alles ein Happy-End gefunden hat?«
»Himmlisch«, sagte Fee träumerisch.
»Aber auch auf Erden kann es wunderschön sein«, raunte er ihr ins Ohr. »Ich habe immer an unsere Hochzeit denken müssen.«
»Bei uns ging es vorher wenigstens nicht so dramatisch zu, und nun ist es schon so lange her.«
»Wenn die beiden in zehn Jahren auch noch so glücklich sind wie wir…«
»Ganz bestimmt«, sagte Fee. »Und dann werden sie auch ein paar Kinder haben. Ich glaube, daß der Baron ein sehr lieber Großpapa wird.«
Und auch damit sollte sie recht behalten.
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