Sophienlust Staffel 14 – Familienroman. Elisabeth Swoboda. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Elisabeth Swoboda
Издательство: Bookwire
Серия: Sophienlust Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740971625
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Beweis stellen.« Norbert Hellbach gab sich ruhig und gelassen. Doch das war er keineswegs.

      Inges hübsches Gesicht war ein einziges Fragezeichen. »Ich weiß nicht, wie du das meinst«, erwiderte sie unsicher.

      »Das kannst du auch nicht wissen.« Norbert sah stolz auf den jungen Mann, der ein bisschen verlegen die Hände hinter seinem Rücken verschränkte. Die Begegnung schien ihm nicht angenehm zu sein. Doch er war höflich genug, sein Missbehagen hinter einem verbindlichen Lächeln zu verbergen.

      »Christian Gentsch ist Medizinstudent und mit materiellen Gütern nicht gerade gesegnet. Um sich ein paar Euro dazuzuverdienen, hat er sich in die Dienste einer Samenbank gestellt.«

      Jetzt ahnte Inge die Zusammenhänge. Ein jähes Erschrecken ließ ihren schlanken Körper zusammenzucken. Ihre Lippen bebten, ihre Hände zupften nervös am Gürtel ihres hellen Jerseykleides.

      »Du brauchst also nicht länger zu grübeln, kannst dir weitere sehnsüchtige Gedanken ersparen. Er ist Uwes Vater.«

      Inge war es, als hätte sie einen brutalen Schlag ins Gesicht bekommen. Sie taumelte zurück, presste erschrocken beide Hände auf den Mund. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. »Wo… woher weißt du das?«, stammelte sie und fühlte, wie das Blut in ihren Ohren brauste.

      »Seine Anschrift zu erfahren, war verhältnismäßig einfach. Du weißt doch, dass Dr. Gerlitz, der damals die Samenübertragung vorgenommen hat, mein Freund ist. Wir machten gemeinsam das Abitur. Er war auch dabei, als jenes fürchterliche Motorradunglück geschah, bei dem ich so schwer verletzt wurde. Ich war kürzlich bei ihm. Und als er abgerufen wurde, habe ich mich in seiner Kartei umgesehen. Es waren verschlüsselte Angaben, aber es war nicht sehr schwierig, die Lösung zu finden. Und wie du siehst, war ich erfolgreich.« Norbert reckte stolz den Kopf.

      »Das hättest du nicht tun dürfen«, flüsterte Inge entsetzt. »Das ist Vertrauensmissbrauch.«

      »Wer wird denn so kleinlich sein, für mich war es eine Notwendigkeit. Ich konnte nicht länger mit ansehen, wie du dich quälst.«

      »Du hast mich nie verstanden«, erwiderte Inge aufgebracht. Die Begegnung war ihr unsagbar peinlich. Sie schämte sich vor dem jungen Mann, der gegen seinen Willen in die Sache hineingezogen wurde. »Ich habe dir immer wieder gesagt, dass es mir nur um das Kind geht.«

      Norbert lachte ironisch. »Ich weiß, dass du nie zugeben wirst, dass dich die Sehnsucht nach dem Vater fast umgebracht hat. Glaubst du, ich hätte nicht bemerkt, dass du nachts stundenlang geweint hast. Ich konnte das nicht länger ertragen.«

      »Ich habe nie gedacht, dass du so gemein sein könntest. So rücksichtslos und so gemein.« Inge zitterte vor Erregung am ganzen Körper. Ihre Stimme war nur ein heiseres Flüstern.

      Umso selbstsicherer erschien Norbert Hellbach. »Ich gebe dir die Möglichkeit, dich frei zu entscheiden. Und ich weiß nicht, was daran schlecht sein soll. Herr Gentsch wird einige Tage bei uns bleiben. Du hast also die Möglichkeit, ihn kennenzulernen, ihn mit mir zu vergleichen. Ich bin gespannt, auf wen deine Wahl fallen wird.«

      »Mein Gott, wie kannst du mir das nur antun?«, wisperte Inge in unsagbarer Qual. »Ich habe doch keinen Augenblick an einen anderen Mann gedacht. Wir beide sind verheiratet. Hast du das denn vergessen?«

      »Man wird unsere Ehe unter den gegebenen Umständen ohne Schwierigkeiten scheiden«, meinte Norbert scheinbar unbeteiligt. In Wirklichkeit brachten ihn Hass und Neid fast um den Verstand. Dieser junge Mann, den er ausfindig gemacht hatte, war fast mittellos. Doch er besaß andere Fähigkeiten, und das brachte ihn an den Rand der Verzweiflung. Er war Uwes Vater, war ohne sein direktes Dazutun zum wichtigsten Mann in Inges Leben geworden.

      »Das will ich aber nicht!« Inges Atem ging rasch und laut. Ihr Blick irrte zwischen den beiden Männern hin und her. Warum quälte, warum demütigte Norbert sie so sehr? Empfand er denn nicht die Peinlichkeit dieser Unterredung? Wie konnte er den Rivalen, auf den er so wahnsinnig eifersüchtig war, einladen, einige Tage bei ihnen zu bleiben? Was versprach er sich davon?

      »Meine Frau ist viel zu stolz, ihre Liebe zuzugeben«, wandte sich Norbert spöttisch an den jungen Mann, der bis jetzt kein einziges Wort gesagt hatte. Er stand breitbeinig in der Nähe der Tür und sah Inge Hellbach immer wieder verwundert an. Wunderschön war sie in ihrer Erregung. Ihre dunklen Augen schimmerten feucht, auf ihren Wangen brannte ein tiefes Rot.

      »Aber ich werde euch natürlich Gelegenheit geben zu einer Aussprache unter vier Augen. Wenn man gemeinsam ein Kind hat, gibt es vieles zu sagen.«

      »Nein, Norbert, tu das nicht«, schrie Inge voll Verzweiflung. Sie rang die Hände, warf sich ihrem Mann an den Hals. »Beschwöre nicht noch mehr peinliche Situationen herauf!« Ihre Stimme klang flehend.

      Norbert Hellbach befreite sich aus der Umarmung. »Ich will, dass du glücklich bist. Das ist alles. Und ich habe volles Verständnis, wenn du dich für den Vater deines Jungen entscheidest. Mit ihm kannst du weitere Kinder haben, mit mir nicht.« Er drehte sich ruckartig nach dem Besucher um. »Sie sind ein Glückspilz, junger Mann, denn Inge wird sich natürlich für Sie entscheiden. Seit das Kind zur Welt gekommen ist, sehnt sie sich nach Ihnen. Mir gegenüber wird sie es nie zugeben, aber ich weiß es.«

      »Es ist nicht wahr!« Inge wand sich, als habe sie schlimme Schmerzen. Ihr Gesicht war verzerrt. »Das, was du als Großzügigkeit tarnen willst, ist doch nur ein Vergnügen für dich! Was habe ich dir getan, dass du mich so furchtbar erniedrigst?« Inges Brust hob und senkte sich in rascher Folge. In diesen Minuten zweifelte sie an Norberts Liebe. An jener Liebe, der sie zuvor so sicher gewesen war.

      »Warte es ab. Du wirst mir noch sehr dankbar sein, denn ich ebne dir den Weg in eine glückliche Zukunft.«

      »Du siehst alles so falsch, Norbert. Ich will mit dir und mit Uwe glücklich sein. Alles andere interessiert mich nicht.« Die zitternde junge Frau wusste kaum noch, was sie tat. Sie fasste sich mit beiden Händen an den Kopf, zerzauste mit gespreizten Fingern ihr glänzendes blondes Haar.

      »Ich habe lange genug Zeit gehabt, mir Klarheit zu verschaffen«, höhnte Norbert. »Seit zweieinhalb Jahren bin ich nur ein lächerlicher Ersatz für dich. Wenn ich dich in den Armen halte, denkst du an ihn, an Uwes Vater!« Er machte eine weit ausholende Bewegung. Fast sah es aus, als wollte er Inge schlagen.

      Die junge Frau zuckte erschrocken zusammen. Sie warf den Kopf zurück und kreischte laut: »Nein! Nein! Du weißt genau, dass das alles nicht wahr ist. Du weißt, dass du lügst!« Ihre Zähne schlugen klappernd aufeinander, Tränen rannen über ihre Wangen. Sie konnte sich nicht länger beherrschen. Sie schrie schrill und laut, voll Not und Pein. Fast tierische Laute waren es, die über ihre Lippen kamen. Ihre Glieder bebten.

      Norbert Hellbach tat nichts, um seine Frau zu beruhigen. »Statt mir dankbar zu sein, machst du so ein Theater«, beklagte er sich.

      Inge hörte es überhaupt nicht. Ihr war, als müsste sie wahnsinnig werden, ersticken in einer Flut von Gemeinheit und Misstrauen. Ihr Verstand schien auszusetzen. Sie handelte nur noch mechanisch. Unaufhörlich drangen schrille Schreie aus ihrem Mund. Es war, als könnte sie nicht mehr damit aufhören. Schweißtropfen traten auf ihre Stirn, Schweiß lief ihr über den Rücken.

      Plötzlich wusste sie, dass sie den Anblick der beiden Männer keine Sekunde länger ertragen konnte. Sie rannte aus dem großen Wohnraum, stürzte wie blind durch die geräumige Diele. Fort, nur fort, schrie es in ihr.

      Ihre Füße waren schwach und zittrig, trotzdem rannte sie wie gehetzt weiter. Sie erreichte den Fahrstuhl, war froh, niemanden darin anzutreffen.

      Im Swimmingpool im hinteren Teil des Gartens wurde gelärmt und fröhlich gelacht. Inge lief noch schneller. Sie mochte keine Menschen sehen, keine Stimmen hören. Man hatte ihr wehgetan, hatte ihre Gefühle in den Schmutz gezogen. Nach all dem Kummer der letzten Wochen war das mehr, als sie ertragen konnte. Ihre Nerven versagten. Laut weinend rannte sie dem Wald zu. Sie wusste gar nicht, wohin sie eigentlich wollte. In ihrer Panik war ihr alles gleichgültig.

      *

      Vorwurfsvoll sah Christian Gentsch seinen