Seht, meine Freunde, der Frühling ist gekommen!
Die Erde hat die Umarmung der Sonne empfangen
und wir werden bald die Früchte dieser Liebe sehen.
Indianische Weisheit
»... eine Rose als Stütze«, heißt es in einem Gedicht von Hilde Domin. Ja, so erstaunlich es klingt, Blumen können bei aller Zartheit, Sanftheit und Vergänglichkeit eine mächtige Kraftquelle sein. Etwas, woran wir uns in schweren Zeiten »festhalten« können. Als mein Vater völlig überraschend mit nur fünfundfünfzig Jahren in seinem Skiurlaub gestorben war, näherte sich der Februar gerade dem Ende. Es war ein kalter Tag und in Düsseldorf lag der Karneval in der Luft. Unmittelbar nachdem ich das Unfassbare erfahren hatte, war ich zu meiner Mutter gefahren. Ich werde diesen Vormittag nie vergessen. Diese Atmosphäre abgrundtiefer Hilflosigkeit und Traurigkeit, diese Verzweiflung und dieses Gefühl erdrückender Schwere, das auf allem lastete. Schweigend saßen wir im Wohnzimmer, wie tot, wie abgestorben. Ohne Worte. Ohne Trost. Nach und nach schellten Patienten meiner Mutter, die in der Praxis vom Tod meines Vaters gehört hatten. Offensichtlich sprach es sich in Windeseile herum. Schon bald folgten Freunde und Nachbarn. Jede Menge Beileidsbekundungen. Jede Menge Tränen. Und dann erschien eine Freundin meiner Mutter mit einem Blumenstrauß, einem riesigen bunten Frühlingsstrauß. Noch heute sehe ich ihn auf dem Wohnzimmertisch stehen. Für mich war er wie ein Licht in all der Dunkelheit. Wie ein Lächeln, vom Leben vorbeigeschickt. Und ich weiß, dass ich bei seinem Anblick und seinem Duft, der schon nach kurzer Zeit das Zimmer erfüllte, tatsächlich einen Hauch von Trost verspürt habe. Weil er mich im Angesicht des Todes für Augenblicke an die Schönheit des Lebens erinnerte.
Blumen, diese wunderbaren Geschöpfe der Natur, bezaubern durch ihre ureigene Sprache. Sie »sprechen« dort, wo wir verzweifeln, aber auch dort, wo wir im Glück sind, in Glückseligkeit nur so schwelgen. Immer finden sie die richtigen »Worte« zum richtigen Anlass, schenken uns ihre glühenden Farben, ihren Duft, ihre Anmut, ihre freundlichen Blumengesichter. Für mich sind sie Prediger der Liebe, Botschafter des Himmels, die es mit Leichtigkeit schaffen, unsere Herzen zu öffnen. Bei einer Rosenmeditation in einem meiner Seminare hatte eine ältere Teilnehmerin seufzend festgestellt, sich niemals Blumen geschenkt zu haben. Auf diese Idee war sie zeit ihres Lebens nicht gekommen. Der Gedanke, dieses Vergnügen, diese so einfache Freude nachholen zu können, gefiel ihr und sie nahm sich vor, es in der kommenden Zeit zur Herzensangelegenheit zu machen. Sich selbst Blumen zu schenken ist ein wunderbarer Weg, sich Beachtung zu schenken. Ist ein farbenfrohes, zärtliches Geständnis. Ein Liebesbeweis der besonderen Art. Wir verwöhnen uns und versichern uns der eigenen Wertschätzung. Indem wir Blumen sprechen lassen, zaubern wir Liebe in unser Leben. Selbstliebe.
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