Das dritte Ereignis, das die evangelikale Zielsetzung des II. Vatikanums bekräftigte und die lebendigen Teile der Weltkirche im 21. Jahrhundert inspirierte, war das große Jubiläumsjahr, das Heilige Jahr 2000.
Johannes Paul II. rief dieses Heilige Jahr aus, damit die Kirche sich erneut auf den Wegen der Heilsgeschichte bewegte. Wozu das? Damit das Kirchenvolk sich daran erinnerte, dass das Christentum keine fromme Legende ist: Das Christentum beruht auf bestimmten historischen Ereignissen, auf Dingen, die echten Männern und Frauen zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort widerfahren sind. Und diese Ereignisse – allen voran die Begegnung mit dem auferstandenen Herrn, den diese Männer und Frauen zuvor als den Rabbi Jesus aus Nazaret gekannt hatten – verwandelten Menschen, die sich bis dahin scheu abseits gehalten hatten, in eine Gemeinschaft von Jüngern, die eine religiöse Revolution auslöste.
Um dies ein für alle Mal klarzustellen, beendete Johannes Paul II. das Heilige Jahr am 6. Januar 2001 mit dem Apostolischen Schreiben Novo millennio ineunte (»Zu Beginn des neuen Jahrtausends«), in dem er eine biblische Metapher für den Katholizismus des dritten Jahrtausends prägte. Wie Christus die Fischer Petrus und Andreas aufgefordert hatte, aufs tiefe Wasser hinauszufahren und die Netze zum Fang auszuwerfen (vgl. Lk 5,4)10, so rief Christus nun seine Kirche dazu auf, die seichten, zuweilen brackigen und scheinbar sicheren Gewässer der institutionellen Verwaltung zu verlassen und hinauszufahren in die aufgewühlten Fluten des 21. Jahrhunderts, um einen großen Fang an Jüngern zu machen.
Wie die Kirche einst begonnen hatte, so sollte sie ihren Auftrag weiter erfüllen.
Diese vom Geist geführte Reise durch die letzten Jahrzehnte des zweiten und die ersten Jahrzehnte des dritten Jahrtausends ist für die Kirche zuweilen eine Wüstenwanderung gewesen. Es gab Zeiten – manchmal waren es Jahre –, in denen die Reise in eine vom großen Sendungsauftrag getragene katholische Zukunft ins Stocken geriet. Das war nicht anders zu erwarten. Eine Kirche, die ganz und gar aus unvollkommen Bekehrten besteht, eine Kirche der Sünder, die von der Gnade leben und im Glauben voranschreiten, wird hin und wieder vom Weg abkommen und sich womöglich in diesen Zeiten des Stillstands gegen sich selbst wenden und auf eine Art brudermörderischen Streit einlassen. Es hat in den vergangenen eineinhalb Jahrhunderten auch Zeiten gegeben, in denen die Kirche kurz vor dem Schiffbruch zu sein schien. In solchen Zeiten ist es wichtig, daran zu erinnern, dass das einzige göttlich inspirierte Buch über die Kirchengeschichte, die Apostelgeschichte, mit einem Schiffbruch endet – und dass diese scheinbare Katastrophe zur Chance wurde, den Missionsauftrag der Kirche auszuweiten.
Trotz aller Schwierigkeiten, mit denen der Katholizismus konfrontiert ist – Schwierigkeiten, über die man die katholische Kirche in der Regel definiert, wenn man sie nicht von innen kennt –, bleibt doch klar, wie der gangbare Weg in eine Zukunft der katholischen Kirche verläuft. Die Kirche des 21. Jahrhunderts und des dritten Jahrtausends wird eine christuszentrierte Kirche sein, die das Evangelium in seiner ganzen Fülle verkündet – oder sie wird nichts sein. Jene, die diese Kirche leiten werden, müssen das verstehen. Die Leitung dieser Kirche darf sich nicht davon einschüchtern lassen, dass wir nicht in Zeiten des Christentums, sondern in apostolischen Zeiten leben. In der jetzigen Zeit des Katholizismus sollte uns diese Tatsache beleben und stärken, denn es ist eine Zeit, in der jeder in der Kirche zum Abenteuer der Mission aufgerufen ist.
Die missionarische Verantwortung betrifft jeden in der Kirche. Und viele können in unterschiedlichen Lebensphasen bei der Durchführung dieser Mission eine tragende Rolle übernehmen. Die Hauptrolle in diesem Missionswerk spielen jedoch per definitionem diejenigen, die innerhalb der Kirche mit pastoraler Autorität ausgestattet sind. Diese Autorität wird durch das Weihesakrament und die Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom verliehen.
Und welche Anforderungen an den Bischof von Rom in diesen apostolischen Zeiten gestellt werden, ist Gegenstand der folgenden Überlegungen.
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