Die langsamen, schweren Schritte kamen näher und näher.
Zu Tode erschrocken, fuhr Donna herum und stolperte auf die Tür zu.
In diesem Moment tauchte eine hoch gewachsene Gestalt aus der Dunkelheit auf und stürzte sich auf sie.
Arme streckten sich nach ihr aus und umklammerten sie mit festem Griff.
Donna öffnete den Mund, um zu schreien. Doch eine große, raue Hand legte sich über ihre Lippen und erstickte jedes Geräusch.
Die Arme zogen sie näher heran. Pressten sie an den Körper des Unbekannten. Immer fester.
„Der Mörder“, schoss es ihr durch den Kopf. „Er wird mich töten!“
6
Donna rang keuchend nach Luft. Sie wand sich hin und her und versuchte verzweifelt, sich zu befreien. „Nein, nicht! Bitte nicht!“, flehte sie im Stillen.
Zu ihrem Erstaunen ließ der Unbekannte sie plötzlich los.
Donna stolperte vorwärts und wirbelte dann herum, um ihrem Angreifer ins Gesicht zu sehen.
„Du?“, keuchte sie.
„Überraschung!“, rief er. „Freust du dich gar nicht, mich zu sehen?“
Marco.
Donnas wild hämmernder Herzschlag beruhigte sich etwas. Sie spürte, wie ihr Körper vor Erleichterung regelrecht in sich zusammensackte.
„Hey, Donna.“ Marco lachte, als hätte er einen großartigen Witz gemacht. „Hab ich dich etwa erschreckt?“
„Das kann man wohl sagen!“, brüllte Donna und schlug mit beiden Fäusten auf seine Brust ein.
Ihre Furcht machte einer unbändigen Wut Platz. Sie hatte sich so darauf gefreut, mal einen unbeschwerten Abend mit ihren Freunden zu verbringen. Ohne Marco. Und jetzt stand er in voller Lebensgröße vor ihr.
Sie holte eine Schachtel Streichhölzer aus ihrer Tasche und zündete wortlos eine Kerze an.
„Hey, das war doch nur Spaß“, sagte Marco.
„Du hast mich beinah zu Tode erschreckt“, fauchte Donna ihn an. „Nur zu deiner Information: Irgendwo hier in der Gegend läuft ein entflohener Mörder frei rum. Er … er hat drei Mädchen umgebracht. Ich dachte schon …“
Marco fuhr sich mit der Hand durch die langen Haare. „Echt? Oh, tut mir Leid. Das wusste ich nicht“, murmelte er verlegen.
„Die Polizei ist damit noch nicht an die Öffentlichkeit gegangen“, gab Donna widerwillig zu.
„Und woher weißt du es dann?“
„Patrick hat es von seinem Vater erfahren, aber der hat ihn dazu verdonnert, es nicht weiterzusagen.“
„Du kannst doch nicht wegen etwas, das ich gar nicht wissen konnte, sauer auf mich sein“, wandte er ein und versuchte, Donna wieder in seine Arme zu ziehen. Aber sie wand sich aus seinem Griff.
Marco sah sie stumm an. Dann verschränkte er die Arme vor der Brust und seufzte.
Donna musste zugeben, dass es ein beeindruckender Anblick war, wie das weiße T-Shirt über seinem muskulösen Oberkörper spannte und die Jeans sich knalleng an seine Beine schmiegte.
Donna wusste, dass die meisten Mädchen an der Highschool, ohne eine Sekunde zu zögern, mit ihr getauscht hätten. Aber sie wollte einfach nicht länger mit ihm gehen.
Sie konnte nichts dagegen machen. Das war nun mal ihr Gefühl.
Donna trat ein paar Schritte zurück und schälte sich aus ihrer Jacke. Dann hängte sie sie auf den altmodischen Garderobenständer neben der Eingangstür. „Woher weißt du überhaupt, dass ich hier auf der Insel bin?“, fragte sie.
„Deine Mutter hat es mir erzählt, als ich heute Abend bei euch angerufen habe“, antwortete Marco.
Er lehnte sich lässig gegen das Treppengeländer. „Ich hab mein Boot auf der anderen Seite der Insel versteckt, damit ich dich überraschen konnte. Clever, was?“ Er grinste. „So leicht entkommst du mir nicht. Das müsstest du doch eigentlich wissen.“
Donna runzelte die Stirn. Ahnte er, dass sie mit ihm Schluss machen wollte?, schoss es ihr durch den Kopf. Hatte er es endlich gemerkt?
Doch dann schüttelte sie kaum merklich den Kopf. Nein, wahrscheinlich nicht. Marco war so von sich überzeugt, dass er sich bestimmt gar nicht vorstellen konnte, dass sie sich von ihm trennen wollte.
Donna ging nicht auf seine letzte Bemerkung ein, sondern bat ihn, die Sicherungen wieder hineinzudrehen, damit sie in der Küche Licht machten konnten. In diesem Moment hörte Donna Geräusche an der Tür und sah den Strahl von Gils Taschenlampe durch die vorderen Fenster leuchten.
Gleich darauf strömten ihre Freunde in die Hütte.
Nachdem Hannah Marco entdeckt hatte, warf sie Donna einen irritierten Blick zu.
„Später“, gab ihr Donna mit stummen Mundbewegungen zu verstehen.
„Marco, du hier?“, quietschte Cindy begeistert.
„Du hast doch wohl nicht gedacht, dass ich deinen Geburtstag verpassen würde, oder?“ Marco grinste sie an.
Er breitete die Arme aus, und Cindy stürzte auf ihn zu und umarmte ihn.
„Ich sehe bestimmt furchtbar aus“, murmelte sie geziert und strich sich das Haar aus dem Gesicht.
„Von wegen furchtbar“, dachte Donna. Cindy sah so perfekt aus wie immer.
„Eigentlich wollten wir erst alle Kerzen anzünden, bevor du reinkommst“, sagte Hannah entschuldigend.
„Aber es ist auch so ganz, ganz toll hier!“, schwärmte Cindy.
„Ja, wir haben uns echt eine Menge Arbeit gemacht“, schaltete sich Donna ein.
Sie und Hannah hatten drei Stunden gebraucht, um die Hütte zu schmücken. Bunte Girlanden zogen sich quer durchs Wohnzimmer, und an den Wänden hingen Sterne aus Silberfolie und goldene und pinkfarbene Ballons. Über dem Kamin hatten sie ein großes Spruchband angebracht, auf dem Happy Birthday stand.
Im ganzen Zimmer waren Kerzen in verschiedenen Größen und Farben verteilt, die Donna jetzt hastig anzündete. Dabei kam sie an den Schlafsäcken vorbei, die in einer Ecke des Wohnzimmers auf einem großen Haufen lagen. „Ich glaube nicht, dass wir heute Nacht viel Schlaf kriegen werden“, dachte sie.
Schließlich wollten sie richtig durchmachen.
Donna zündete die letzte Kerze an und pustete das Streichholz aus. „Ta-ta! Jetzt ist alles perfekt.“
„Alles Gute zum Geburtstag!“, rief Hannah.
Auch die anderen scharten sich um Cindy und gratulierten ihr.
Cindy blickte sich in dem geschmückten Zimmer um.
„So was Nettes hat noch nie jemand für mich auf die Beine gestellt. Ich kann gar nicht glauben, dass ihr euch so viel Mühe gemacht habt, nur um mich zu überraschen.“
„Warum denn nicht?“, fragte Donna. „Du bist doch unsere Freundin.“
„Das ist der schönste Geburtstag, den ich jemals hatte“, sagte Cindy begeistert. „Daran werde ich mich erinnern, so lange ich lebe.“
Später, nachdem der Albtraum begonnen hatte, fielen Donna Cindys Worte wieder ein. Daran werde ich mich erinnern, so lange ich lebe.
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