Fear Street 57 - Mondsüchtig. R.L. Stine. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: R.L. Stine
Издательство: Bookwire
Серия: Fear Street
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783732014880
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dunkles Haar hatte sie zu vielen kleinen Zöpfchen geflochten. Die langen, bernsteinfarbenen Ohrringe, die sie trug, hatten dieselbe Farbe wie ihre mandelförmigen Augen und passten wunderbar zu ihrer dunklen Haut.

      Dee war so still gewesen, dass Sue völlig vergessen hatte, dass sie auch noch da war. Caroline, Mary Beth und sie hatten sich die ganze Fahrt über unterhalten, während Dee nur stumm aus dem Fenster gestarrt hatte, ohne sich am Gespräch zu beteiligen.

      „Ob sie wohl irgendwann mal nett zu mir sein wird?“, fragte sich Sue. „Wird sie jemals darüber wegkommen, dass sie nicht mehr die einzige Sängerin der Band ist?“

      Sue fiel plötzlich ihr Vorsingen wieder ein, das im Probenraum der Band stattgefunden hatte, einem Zimmer über der Garage von Carolines Familie.

      Sie war furchtbar nervös gewesen, obwohl sie wusste, dass sie eine tolle Stimme hatte und ziemlich gute Stücke schreiben konnte. Aber würden die anderen ihre Sachen auch mögen?

      Als sie ankam, wurde sie herzlich begrüßt. Billy war besonders nett zu ihr. Er stellte ihr alle vor und machte zu jedem eine witzige Bemerkung. „Nimm dich vor Kit in Acht“, warnte er sie. „Er beißt.“

      Sues Hände zitterten richtiggehend, als sie ihren Gitarrenkoffer öffnete.

      Der Raum war voll gestopft mit Verstärkern, Instrumenten und aufgerollten Kabeln. Joey, der zusammen mit Kit für den Sound zuständig war, schloss ihre Gitarre an einen Verstärker an und zeigte ihr dann den erhobenen Daumen.

      Die anderen lächelten und ließen sie nicht aus den Augen, während Sue sich auf einen hohen Hocker setzte und ihre Gitarre stimmte.

      Alle waren so nett zu ihr gewesen.

      Alle, bis auf Dee. Sie hatte die ganze Zeit mit verschränkten Armen und düsterer Miene an der Wand gelehnt.

      Sie rührte sich nicht mal, als Sue unter lautem Jubel und Applaus ihren ersten Song beendete, sondern starrte sie mit finsterer Miene an.

      Nach dem zweiten Stück baten sie Sue, draußen zu warten. Aber sie brauchten nicht lange, um eine Entscheidung zu treffen. Billy kam die Treppe hinuntergestürmt. „Du bist dabei!“, rief er und umarmte sie begeistert. „Du und Dee, ihr seid in Zukunft zusammen unsere Leadsängerinnen. Und wir wollen den zweiten Song, den du gesungen hast, für die Band übernehmen. Der ist echt spitze!“

      Das war ein echter Glückstag gewesen. Wenn nur Dee nicht versucht hätte, alles zu verderben. Sie war Sue zur Auffahrt gefolgt, als sie zu ihrem Wagen ging. Und obwohl sie flüsterte, konnte Sue sie doch ganz deutlich verstehen.

      „Du hast in dieser Band nichts zu suchen.“ Das hatte sie gesagt. Mit einem heiseren Flüstern. Wie ein eisiger Windhauch.

      Dann hatte Dee sich hastig umgedreht, um sich zu vergewissern, dass sie keiner der anderen gesehen hatte, und war ohne ein weiteres Wort mit großen Schritten zurück zur Garage gegangen.

      Seit damals hatte Sue schon mehrfach versucht, sie umzustimmen. Aber Dee war weiterhin kalt und unfreundlich zu ihr.

      „Ich weiß gar nicht, was ich überhaupt hier mache“, sagte Dee gerade und drehte sich wieder nach vorn. „Ich meine, eine Band ohne Namen. Das ist doch echt schlapp, oder?“

      Joey drehte sich zu Sue, Caroline und Mary Beth um. „Ich weiß, wie ihr die Band nennen solltet!“, rief er grinsend.

      „Joey, bitte!“, quietschte Sue. „Sieh auf die Straße! Neben uns geht’s ziemlich steil runter!“

      „Wie wär’s mit Joeys Groupies?“, grölte er. Er warf den Kopf zurück, dass seine langen Locken nur so nach hinten flogen, und stieß ein lautes Heulen aus.

      Es endete wie abgeschnitten, als der Van plötzlich ausbrach.

      Sue schrie auf.

      Die Reifen quietschten, als Joey auf die Bremse trat.

      Zu spät.

      Sue hörte das Knirschen von Metall, als der Wagen durch die niedrige Leitplanke brach.

      Kapitel 2

      Der Wagen schoss über die Kante des steilen Abhangs. Weit unter ihnen konnte Sue die gezackten Felsen am Fuß des Berges ausmachen. Sie glitzerten im Mondlicht wie scharfe Messer.

      Dann neigte sich der Kühler des Vans nach unten.

      Sue wurde in ihrem Sitz nach vorne geschleudert und schrie gellend, als sie den Transporter genau auf die Felsen zusteuern sah.

      Sie spürte einen heftigen Ruck, gefolgt von dem entsetzlichen Knirschen von Metall. Die Vorderräder des Vans streiften die Felsen. Die Windschutzscheibe zersplitterte. Glas flog durch den Wagen.

      „Nein!“, schrie Sue laut auf. Sie beugte sich vor und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. Der Transporter überschlug sich. Trudelte wie ein Spielzeugauto durch die Luft.

      „In ein paar Sekunden sind wir alle tot!“, schoss es Sue durch den Kopf. Sie hielt sich die Augen zu und wartete auf den tödlichen Aufprall.

      Eine Hand berührte sie an der Schulter, hielt sie fest und schüttelte sie sanft.

      „Sue!“

      Carolines Stimme.

      Langsam blickte Sue auf. Ihre Freundin betrachtete sie voller Sorge. „Es ist alles in Ordnung“, sagte Caroline leise. „Beruhige dich.“

      „Aber der Wagen ...“ Sue unterbrach sich. Sie spürte, dass der Van gleichmäßig auf der Straße dahinfuhr. Die Reifen surrten leise auf dem Asphalt. Sie warf einen Blick zur Windschutzscheibe. Das Glas war heil.

      „Wir hatten gar keinen Unfall“, wurde ihr bewusst. „Es ist überhaupt nichts passiert. Ich hab mir das alles nur eingebildet. Aber es war so real, so entsetzlich real.“ Sue holte zitternd Luft. Ihr Herz schlug immer noch wie verrückt.

      „Was ist passiert?“, fragte Caroline. „Was war los, Sue?“

      „Der Wagen ist über den Abhang gestürzt!“, keuchte sie. „Joey hat so komisch geheult, und dann hat er die Kontrolle über den Wagen verloren. Ich hab gesehen, wie wir durch die Leitplanke gekracht sind und wie die Windschutzscheibe zersplittert ist ...“

      „Kein Wunder, dass du so geschrien hast“, sagte Mary Beth leise.

      Sue atmete noch einmal tief durch und blickte sich um. Billy und Kit waren jetzt hellwach und starrten sie an. Dee musterte sie ebenfalls mit gerunzelter Stirn.

      Als Sue sich abwandte, begegnete sie Joeys von Schatten verdunkelten Augen im Rückspiegel. Er hatte die Brille abgenommen und grinste ein wenig beschämt. „Tut mir echt Leid“, sagte er. „Ich wollte niemanden erschrecken.“

      „Das sollte dir auch Leid tun“, fuhr Dee ihn an. „Wir haben Glück gehabt, dass du uns nicht tatsächlich den Abhang runtergestürzt hast.“

      Joey zuckte mit den Achseln. „Hey, ich hab mich doch entschuldigt! Aber was soll’s. Eigentlich ist der Mond an allem schuld.“ Er zeigte aus dem Fenster. „Ist beinahe Vollmond, seht ihr? Das macht mich immer ein bisschen wild.“

      Sue blickte zum Nachthimmel hinauf. Der Mond schwebte tief und leuchtend über ihnen. „Kalt sieht er aus“, dachte sie schaudernd. „Wie Eis.“

      Von hinten ertönte Billys leises Lachen. „Um dich wild zu machen, braucht man keinen Mond, Joey. Das ist echt nicht mehr nötig.“

      „Das kann man wohl sagen“, murmelte Dee.

      „Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist, Sue?“, fragte Billy.

      Sie drehte sich in ihrem Sitz um. Billy und Kit sahen sie aufmerksam an.

      Kits dunkelbraunes Haar verschmolz mit dem schattenhaften Halbdunkel im hinteren Teil des Wagens. Seine wasserblauen Augen mit den dichten schwarzen Wimpern waren besorgt zusammengekniffen.

      Billy machte