Perry Rhodan Neo 235: Das Mausbibergrab. Ben Calvin Hary. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ben Calvin Hary
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan Neo
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845354354
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anderes zu schaffen. Wir wissen nicht, was.«

      Das Knistern steigerte sich zu einem Höhepunkt, bevor es schlagartig verstummte. Watsons Zunge löste sich vom Stromanschluss und schnellte in sein offen stehendes Maul zurück. Ein Medotechniker, der gerade die Holoanzeige am Überwachungsmonitor eines der Krankenbetten ablas, stöhnte erleichtert auf.

      »Hiii, Watson.« Abermals winkte Hawk den Okrill zu sich, erntete aber nur einen starren Blick aus leblosen Facettenaugen.

      »Ist schon gut!« Der Chefarzt Drogan Steflov trat aus dem Bereitschaftsraum, der ihm als Büro diente, und machte einen respektvollen Bogen um den Okrill. »Um ihr Haustier kümmern Sie sich bitte später, Hawk. Schonen Sie Ihre Kräfte noch für ein paar Minuten. Es ist eigentlich ein Wunder, dass Sie überhaupt noch leben.«

      Hawk sank aufs Lager zurück. »Sie übertreiben. Wann lassen Sie mich hier raus?« Inzwischen drängte es ihn danach, in die Zentrale zurückzukehren. NATHAN hatte ihn nicht ausgesandt, um die Mission im Bett zu verbringen. Auch wenn sein ursprüngliches Ziel Plophos gewesen war.

      Der Mediziner eilte von Liege zu Liege, zeichnete die Behandlungsvorschläge der Positronik ab und legte einem jungen Techniker tröstend die Hand auf die Stirn. »Bald, Hawk. Ich musste Sie vorzeitig wecken. Wie Sie erkennen, gab es einen Zwischenfall. Ihr Zustand lässt mich rätseln, aber ich benötige jedes verfügbare Bett.«

      Hawk nickte. »Das dachte ich mir schon. Was ist geschehen?«

      »Die Shafakk.« Gucky fing wieder zu kippeln an. Diesmal wirkte es eher nervös als übermütig. Seine Schnurrhaare zitterten. »Diese Scheusale haben uns grundlos attackiert. Mentro Kosum hat die CREST II beinahe überfordert, um uns aus der Reichweite ihrer Waffen zu holen. Zum Glück wollten sie uns nur verscheuchen. Die hätten uns sonst pulverisiert.« Bezeichnend wies er auf die Verletzten.

      Hawk begriff. Guckys gute Laune war gespielt. Der Mausbiber litt mehr unter dem abscheulichen Äußeren und dem kriegerischen Verhalten seiner »Verwandten«, als er zugab. War er aus diesem Grund hergekommen? Wollte er mit dem »Krankenbesuch« sein schlechtes Gewissen beruhigen? Immerhin stammte sein Volk von den Gegnern ab.

      Ein Angriff von Shafakk, obwohl sich ein Omnit an Bord aufhält. Was geht im Compariat vor? Hawks Verlangen, endlich aktiv zu werden, wuchs.

      Steflov trat vor die Medoeinheit am Fußende des Krankenlagers und klappte sie um, sodass der Oxtorner auf das holografische Anzeigefeld sah. Ein Sensorarm entfaltete sich und glitt über Hawk hinweg, um ihn von Kopf bis Fuß zu durchleuchten.

      Hawk lag da und betrachtete sein Inneres. Schicht um Schicht entstand ein dreidimensionales Abbild seines Körpers. Sein schmales Skelett wurde von Blutbahnen überlagert, dann von Organen. Muskeln zeichneten sich über dem Knochengerüst ab. Schließlich überzog Haut die Holokopie. Sie blieb halbtransparent.

      Watson hockte wie versteinert hinter Steflov, glotzte auf das Holo. Hawk fragte sich, was der Kreatur durch den Kopf ging.

      »Es geht Ihnen schon besser?« Der Arzt wirkte erstaunt.

      Hawk horchte in sich hinein, wertete die Schmerzimpulse aus, die seine Nerven lieferten. Die bleierne Müdigkeit verflog mit jedem Atemzug mehr. Der Schwindel ließ nach. Sein Herz schlug unregelmäßig, wohl infolge des Herzanfalls, den er bei seiner Ankunft erlitten hatte. Doch die Rhythmusstörungen waren zu vernachlässigen. Einem Terrageborenen, vermutete er, wären sie gar nicht aufgefallen.

      »Ja«, antwortete er schließlich. »Ich vermute, in Ihren Augen ist das ungewöhnlich.«

      »Alles an Ihnen ist ungewöhnlich. Ich habe nie Muskulatur in solcher Dichte gesehen.« Steflov rief ein zweites Hologramm auf und schob es zum Vergleich neben das erste.

      Auf einen flüchtigen Blick zeigten beide Holos das identische Bild: die Anatomie eines Manns, mit halbtransparenter Haut und darunter sichtbaren Knochen sowie Organen. Erst beim zweiten Hinsehen begriff Hawk, dass es sich um verschiedene Personen handelte.

      »Diesen Scan habe ich von mir selbst angefertigt, beim Aufbruch der CREST II. Er war Teil der üblichen Funktionstests.«

      Als Steflov die oberen Hautschichten komplett ausblendete und die Schulterpartien beider Abbildungen vergrößerte, wurden die Unterschiede deutlich erkennbar. Hawks Muskelfasern waren dünner, dafür hatte er in etwa die doppelte »Muskelmasse« – ohne dass seine Arme merklich dicker gewesen wären.

      Gucky stieß einen Pfiff aus. Er verließ den Platz an Moncadas' Seite und watschelte vor das Holo. »Im Armdrücken hättest du gegen diese ... Kompaktkonstitution keine Chance, Drogan. Es sei denn, ich helfe telekinetisch nach.«

      Steflov wischte beide Holos beiseite. »SENECA hat mir Überwachungsaufzeichnungen Ihrer Ankunft gezeigt, Hawk. Ich wusste, dass Sie über ungewöhnliche Körperkräfte verfügen. Ich hatte auf Implantate getippt, Prothesen oder eine Stimulation durch hyperanabole Substanzen. Die Umweltanpassung an Ihren Heimatplaneten erklärt jedoch Ihre Widerstandsfähigkeit.«

      »Es hat seine Vorteile. Oxtorne ist eine harte Welt.« Hawk lächelte. NATHAN hatte seine Kolonie im Geheimen aufgebaut. Zum Genom der Bevölkerung war außerhalb der Hyperinpotronik nichts verzeichnet. Die Verblüffung des Mediziners war somit verständlich. Hawk seinerseits kamen die Menschlein von der Erde geradezu zerbrechlich vor.

      Ein Signalton kündigte eine Nachricht aus der Zentrale an. Wenig später klang Perry Rhodans Stimme aus einem Akustikfeld. »Gucky, ich brauche dich.«

      »Soll ich wieder das Universum retten? Ich dachte, Kosum hätte die Lage im Griff.«

      Hawk hörte zu. Durch Gucky wusste er von dem Beinahegefecht gegen die Streitkräfte des Omnitischen Compariats, wobei ihm noch immer ihm die Hintergründe fehlten. Konnte er aus dem Gespräch mehr erfahren?

      »Die CREST II steht im Ortungsschutz eines Blauen Riesen«, informierte Rhodan. »Unsere Langstreckensensoren konnten die Raumregion kartieren. Inzwischen liegen erste Ergebnisse vor. Die solltest du dir ansehen!« Er beendete die Verbindung.

      Gucky zeigte den Nagezahn. »Ich könnte aus seinen Gedanken lesen, worum es geht. Aber ich würde mir die Überraschung verderben.« Er grüßte zum Abschied und wandte sich zum Gehen. Das verdickte Hinterteil mit dem ausladenden Biberschwanz wiegte bei jedem Schritt auf und ab.

      »Warte! Ich komme mit.« Hawk setzte sich auf. Sekundenlang kehrte das Schwindelgefühl zurück, sein Herz pochte unter der Belastung.

      Steflov legte ihm die Hand auf die Brust, wollte ihn aufs Lager zurückdrücken. »Sie sind noch nicht so weit. Ich muss noch weitere Untersuchungen anstellen, bevor ich Sie entlassen kann.«

      Der Versuch, Hawk aufzuhalten, war lächerlich. Der Oxtorner spürte die Berührung kaum. Mühelos schüttelte er den Griff ab und schwang die Beine über den Rand der Liege. »Sagten Sie nicht, Sie bräuchten freie Betten?«

      Steflov rollte mit den Augen. »Positronik! Patient fixieren!«

      »Übertreibst du's nicht, Drogan?« Gucky hielt am Ausgang inne.

      Omar Hawk kannte die Konfiguration von Rechnern, wie sie auf der CREST II verbaut waren. Die Positronik der Medostation war ein untergeordnetes System von SENECA, das unabhängig vom Bordgehirn entschied. Sie befolgte den Befehl des Chefarztes, indem sie einen Emitter im Kopfende der Liege aktivierte und ein Fesselfeld aufbaute.

      Hawk fühlt sich jäh niedergedrückt. Er spannte die Arme, kämpfte gegen die unsichtbare Macht an, doch das Feld passte sich seinen Kräften an. Normalerweise hätte er sich durchsetzen können. Aber nicht in seinem geschwächten Zustand. Hatte der Mediziner recht, wenn er den Patienten dabehalten wollte? Aber Hawk hatte einen Auftrag zu erfüllen. Seine Gesundheit war zweitrangig.

      Es war Watson, der ihn rettete. Der Blick des Okrills war starr auf ihn gerichtet. Als Hawk vor Anstrengung ächzte, öffnete Watson das breite Maul.

      Es ging zu schnell, als dass Hawk jemanden hätte warnen können. Die rosafarbene Zunge schoss fingerbreit an Steflovs Oberarm vorbei und blieb am Fesselfeldemitter kleben.

      Ein