»Habt ihr die glückstrahlenden Augen gesehen?«
»Und ob«, schmunzelte Arnold. »Übrigens weiß ich das schon von Ackermann, wie ja die ganze Begebenheit überhaupt.«
»Ist er denn bei dir gewesen?« fragte Brunhild erstaunt.
»Nein, wir kamen aus der Stadt und trafen ihn unterwegs. Und da ich doch in Unruhe um Trutz war, kam ich sofort hierher.
Elvi, geh doch mal zum Wagen und hole meine Pfeife, ohne die ich mir vorkomme wie eine Katze ohne Schwanz.
Ist nicht nötig, daß so ein Gör hier Nase und Mund aufsperrt«, brummte er, nachdem das Töchterlein gegangen war. »Es würde das Schnäbelchen ja doch nicht halten können und unser Paar damit in Verlegenheit bringen.
Ich muß schon sagen, daß das Schicksal da wieder einmal helfend eingriff. Denn wie hätte es sonst wohl möglich sein können, daß Ragnilt ausgerechnet da bei Gustchen weilte – und daß ausgerechnet auf dem Hof das Feuer ausbrach, bei dem unser Trutz sich wieder einmal glänzend bewährte?«
»Du meinst doch nicht etwa, daß Ragnild deswegen…«
»Nein, Hermine«, winkte er entschieden ab. »Die Angst um sein Leben war es, die sie aus ihrer seelischen Lethargie aufrüttelte. Und dazu sage ich Gott sei Dank.«
»Und ich bin glücklich«, sagte die Großmutter leise. »Daß ich diesen Tag noch erleben darf, dafür danke ich unserem Herrgott inbrünstig.«
Sie mußten das Thema fallen lassen, da Elvira eintrat und die verlangte Pfeife brachte. Gleich darauf erschien auch das junge Paar, elegant wie eh und je.
»Na also«, schmunzelte Arnold. »Da haben wir ja unseren Prachtkerl wieder. Hast du nun endlich deine Schuld bezahlt, mein Sohn?«
»Welch eine Schuld?« fragte Elvria neugierig dazwischen.
»Die Schuld an Ragnilt«, entgegnete der Vater trocken. »Er hatte sie nämlich mordsmäßig angepumpt. Mach aber bloß den Mund zu, Marjellchen, sonst kriegt das Herzchen Gegenzug.«
»Ach, Paps, du machst dich wieder mal über mich lustig«, schmollte sie. »Ich geh’ jetzt zu Trutzi.«
Damit wippte sie ab, und die Luft war rein, wie Arnold vergnügt bemerkte.
»Sag mal, Onkelchen, was hast du der Kleinen da eben für ein Märchen aufgetischt?« fragte Ragnilt lachend. »Seit wann hat Trutz mich denn angepumpt?«
»Das fragst du ihn am besten unter vier Augen. Jetzt wird erst mal angestoßen, und zwar auf Trutz, der sein Leben für das eines andern einsetzte, daß er dabei nicht ernstlich zu Schaden kam und dennoch damit ein verhärtetes Herzchen aufrüttelte bis zum tiefsten Grund, ferner stoßen wir an auf den Stammhalter der Ackermanns und dann auf Gustchens Socken.«
»Und ich auch noch auf Gisbert«, setzte Ragnilt hinzu, obwohl sie dabei heiß errötete. »Auf daß er fröhlich und unbeschwert zu uns zurückkehre – erst dann kann ich so ganz von Herzen glücklich sein.«
»Bist ein tapferes Kind«, sagte die Großmutter gerührt. »Nicht jede Frau hätte den Mut zu so einem Bekenntnis in Gegenwart des Gatten.«
»Na, dem geht doch dabei nichts ab«, blitzte sie ihn an, und da nahm er sie ganz einfach beim Schopf und küßte den lachenden Mund.
Und später, in trauter Zweisamkeit, fragte sie Trutz, was es mit der Schuld für eine Bewandtnis hätte.
»Die habe ich heute dem Glück bezahlt«, gab er mit unterdrücktem Lachen Antwort.
»Und wer ist das Glück?«
»Du.«
»Also, Trutz, wenn du noch weiter in Rätseln sprichst, dann bin ich dir böse.«
»Um alles nicht, das bist du lange genug gewesen. Und nun paß mal auf, Herzliebelein: Schuldig bin ich doch an dir geworden, als ich damals deine Liebe so rücksichtslos abtat. Heute durfte ich nun die Schuld bezahlen – am Glück – verstehst du nun endlich?«
»Ja«, lachte sie herzfröhlich auf. »Die Bezahlung nehme ich mit Wonne – wenn du mir versprichst, nie mehr bei mir Schulden zu machen.«
»Ich schwöre mit dem Eid der Liebe.«
Und da ein Eid ja besiegelt werden muß, geschah es mit einem heißen Kuß.
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