CLOWNFLEISCH. Tim Curran. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tim Curran
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958355187
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      Teague unterdrückt den brennenden Wunsch, ihm zu sagen, dass er nicht mehr alle Tassen im Schrank hat. »Wieso gerade Clowns? Wieso sehen die wie Clowns aus?«

      »Weil es die Leute unruhig werden lässt. Es macht ihnen Angst«, erklärt Clegg. »Nur kleine Kinder mögen Clowns, und genau auf die haben es die Viecher abgesehen.« Er zuckt mit den Schultern. Teague seufzt. »Okay. Aber wer hat Sie dazu autorisiert, diese gefährlichen Clowns zu jagen?«

      »Das würden Sie ja doch nicht verstehen.«

      »Vielleicht doch.«

      Cleggs Gesichtsausdruck spricht Bände. Er wird hier nicht ernst genommen, das weiß er ganz genau. Doch es scheint ihn nicht zu stören. »Sagen wir einfach, wir gehören einer uralten Bruderschaft an, die diese Monster ausradiert, und nichts kann sich uns in den Weg stellen. Wir patrouillieren im ganzen Land – auf der ganzen Welt – um diese Dinger zu jagen.«

      »Tja, es tut mir leid, dass ich Ihnen das so sagen muss, Mister Clegg, aber mit dieser Wagenladung illegaler Waffen wird sich Ihnen garantiert etwas in Ihren Weg stellen, zum Beispiel diese Gefängniszelle. Denn Sie werden sich auf gar keinen Fall hier wegbewegen, und wenn, dann nur in ein richtiges Gefängnis.«

      Clegg interessiert das offenbar überhaupt nicht. Kein bisschen. »Nun ja, das können Sie gern glauben, Sheriff. Ich werde meine Zeit ganz bestimmt nicht damit verschwenden, Ihre Meinung ändern zu wollen. Aber mal so nebenbei: Ihr Hilfssheriff hat vergessen, mir meine Rechte vorzulesen als er mich festgenommen hat.«

      Teague wirft Peanut einen anklagenden Blick zu. Wenn diese Sache vor Gericht geht, werden sie damit auf keinen Fall durchkommen und Clegg würde deshalb sofort freigesprochen werden.

      »Außerdem müssen Sie mich irgendwann meinen rechtlich gestatteten Anruf machen lassen, und wenn ich das tue, werde ich eine ganz bestimmte Nummer anrufen, und innerhalb weniger Stunden wird Ihnen der Bundesanwalt tierisch in den Arsch treten.«

      »Behaupten Sie etwa, dass der Bundesanwalt Ihr Treiben unterstützt?«

      »Natürlich nicht. Der tappt genauso im Dunkeln, wie Sie. Aber die Leute, die hier im Land wirklich das Sagen haben, kennen und schätzen mich, und die werden ihn deshalb schon zum Tanzen bringen. Er wird Ihnen garantiert irgendeine schwachsinnige Geschichte auftischen, dass ich für das ATF, die DEA oder die Bundesschatzanstalt arbeite. Es wird sich komplett plausibel anhören, und dann marschiere ich hier raus, weil man Ihnen sagen wird, dass Sie mich in Ruhe lassen sollen.«

      Teague schluckt. Dieser Typ ist ganz offensichtlich irre, aber warum klingt er dann so verdammt überzeugt von seiner Geschichte?

      »Ich schätze mal, das Risiko muss ich eingehen.«

      Clegg kichert. »Das ist für mich vollkommen in Ordnung, Sheriff. Das ist ja nicht meine Stadt oder mein Landkreis, und diese Leute haben mich auch nicht gewählt. Bis morgen früh bin ich aber hier raus, und Sie sind dann immer noch hier und müssen Fragen beantworten. Denn bis zum Morgengrauen werden Sie eine ganze Menge Leichen haben, und für die sind Sie dann ganz allein verantwortlich.«

      »Wovon zur Hölle reden Sie?«

      »Ich rede von dem, was gerade da draußen lauert.«

      »Und was lauert da draußen?«

      Clegg drückt seine Zigarette aus. »Sie haben hier eine Kolonie, Sheriff. Ein erstklassiges Clown-Nest. Der Blizzard hat die Ortschaft eingeschlossen, und deswegen haben die Clowns hier jetzt ein absolut perfektes Jagdgebiet. Bis zum Morgengrauen wird es garantiert Dutzende Tote geben. So viele kleine, schnucklige Häuser da draußen … für die Clowns sind die Einwohner letzten Endes nichts anders als Fleisch am Stiel.«

      Teague hat ein echtes Problem, das ist ihm vollkommen klar. Natürlich glaubt er nicht an Monsterclowns, aber es sind definitiv schlimme Dinge in den letzten Stunden passiert … merkwürdige Dinge. Beebe Chandliss hat außerdem gesagt, dass sie tatsächlich einen Clown gesehen hat. Aber das ist einfach irre. So etwas kann er nicht akzeptieren.

      »Was zur Hölle ist das?«, fragt Peanut plötzlich.

      Im ersten Moment hört Teague nichts außer dem Summen der Neonröhren, doch dann nimmt er draußen etwas wahr; einen Klang, der sich über das Jaulen des Windes erhebt. Es klingt sehr nach einem Schrei, und dieser ist ganz in der Nähe ausgestoßen worden, vielleicht sogar an der nächsten Ecke. Er hört das Geräusch wieder, und dieses Mal ist es lauter. Es ist ein wildes Kreischen, das sowohl ein Tier als auch ein Mensch erzeugen könnte, vielleicht beides.

      Clegg legt den Kopf schief und lauscht. Dann nickt er. »Das kommt aus dem kleinen Park hier um die Ecke. Ich habe da ein paar Fallen zwischen die Schaukeln und das Karussell gelegt. Habe wohl einen von den Wichsern erwischt.«

      »Fallen?«, japst Teague und ihm schießt durch den Kopf, was Peanut ihm über die Bärenfallen im Auto gesagt hatte. Jemand ist in eine hineingeraten! Wahrscheinlich wurde der Person der halbe Fuß abgerissen. Er schaut Clegg wütend an. »Wenn sich jemand in Ihrer gottverdammten Falle verletzt hat, dann werden Sie nicht lange genug leben, um Ihren beschissenen Anruf machen zu können!«

      Wütend stampft er von dannen und Peanut folgt ihm, nachdem er die Zelle hinter sich abgeschlossen hat.

      »Das ist aber kein Jemand«, ruft Clegg dem Sheriff hinterher. »Darauf gebe ich Ihnen mein Wort. Ich benutze handgefertigte Kopien der historischen Onieda-Newhouse-Bärenfallen von 1880. Diese sind gusseisern und haben neun Zentimeter lange Zähne. Was auch immer da drin gefangen ist, wird nicht flüchten können.«

      Peanut schaut ihn entsetzt an und rennt dann seinem Chef hinterher. Er ist sich nicht mehr sicher, vor wem er gerade mehr Angst hat.

      Kapitel 15

      Der fragliche Park befindet sich an der nächsten Ecke, auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Er heißt Little Willow Park, weil ein kleiner Bach hindurchläuft. Teague, dem Peanut dicht auf den Fersen ist, schnappt sich seine Schrotflinte aus dem GMC und eilt so schnell er kann, durch Sturm und Schnee. Der Park ist recht groß und vor seinem geistigen Auge sieht er ihn jetzt im Hochsommer vor sich, mit saftig grünen Hügeln im Hintergrund. Enten quaken in dieser schönen Jahreszeit immer im Teich und eine Band spielt jeden Dienstagabend. Der Baseballplatz könnte mal wieder etwas frische Farbe gebrauchen, und dann ist da natürlich noch die kleine Brücke, die über den Bach führt … direkt zum Spielplatz.

      Doch der Sommer aus seiner Vorstellung verabschiedet sich recht schnell wieder, denn es ist nicht Sommer. Gefühlt wird es nie wieder Sommer werden. Vielleicht macht der kalte, weiße Tod des Winters aus seinem Städtchen ja einen riesigen Friedhof.

      Teague kämpft sich über die Straße, wobei er sich regelrecht gegen den Wind stemmen muss, um nicht auf dem Hintern zu landen. Niemand außer ihnen ist momentan auf der Straße. In der Ferne kann er einen der Schneepflüge hören, aber das ist auch schon alles … bis auf den heulenden Wind und das Klappern eingefrorener Äste und den immer wieder aufjaulenden Schrei von Cleggs Opfer.

      Das Letzte, was Teague will, ist, dass es sich dabei um irgendeinen unschuldigen Bürger handelt, der aus Versehen hineingeraten ist. Grundgütiger, er wagt es kaum, sich auszumalen, was das für Schmerzen sein müssen … und was für ein Anblick sich ihnen bieten wird, wenn wirklich der Fußknöchel von jemandem von diesen Metallzähnen zerschmettert wurde. Andererseits hofft er aber auch irgendwie, dass es ein Mensch ist, denn wenn nicht, würde das bedeuten, dass er seine Ansichten über die Realität empfindlich überdenken müsste.

      Natürlich ist es ein Mensch!, sagt er sich und geht an dem kleinen schmiedeeisernen Zaun entlang in Richtung des Spielplatzes. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass es etwas anderes ist, oder?

       Nein, nein, natürlich nicht.

      Als sie an das Tor kommen, stellen sie fest, dass es etwa zwanzig Zentimeter weit geöffnet und von festgefrorenen Eismassen umschlossen ist. Er zieht kräftig daran, doch es bewegt sich keinen Millimeter. Keine Chance, dass einer von