Das heitere Lexikon der Österreicher. Georg Markus. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Georg Markus
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783902998521
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      * 13. 3. 1901 Graz † 25. 8. 1964 Wien. Der Sozialdemokrat trat als Gartentechniker in den Dienst des Wiener Stadtgartenamts ein. Verhaftung 1942, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Wiener Gemeinderat und Amtsführender Stadtrat für Verwaltungsangelegenheiten. 1959 bis 1963 Innenminister, danach Regierungskommissär der Wiener Internationalen Gartenschau.

      Kremlchef Nikita Chruschtschow wurde von der Bevölkerung sehr herzlich aufgenommen, als er Österreich 1960 einen offiziellen Staatsbesuch abstattete«, erinnerte sich der für die Sicherheit des Ministerpräsidenten verantwortliche Wiener Polizeipräsident Josef Holaubek. Der Grund dafür: Chruschtschow hatte die Reduktion der österreichischen Erdöllieferungen an die UdSSR genehmigt. »Davon profitierte nun Innenminister Josef Afritsch, der dem sowjetischen Politiker sehr ähnlich sah. Afritsch fuhr im offenen Wagen durch die Stadt, und die Wiener jubelten ihm zu, denn alle glaubten, er sei Nikita Chruschtschow. Der aber schlief auf dem Rücksitz, um sich von den Strapazen des Staatsbesuchs zu erholen.«

      ROSA ALBACH-RETTY

       Schauspielerin

      * 26. 12. 1874 Hanau/Deutschland † 26. 8. 1980 Baden bei Wien. Nach ihrem Debüt in Berlin ab 1895 am Deutschen Volkstheater in Wien und ab 1903 am Burgtheater, Hofschauspielerin (Aase in »Peer Gynt«, Mrs. Edna Savage in »Eine sonderbare Dame« u. v. a.). Mutter des Filmschauspielers Wolf Albach-Retty, Großmutter von Romy Schneider. Langjährige Doyenne des Burgtheaters.

      Ein besonderes Fest im Wiener Burgtheater. Rosa Albach-Retty, die letzte noch lebende k. u. k. Hofschauspielerin, beging 1974 in außergewöhnlicher Frische ihren 100. Geburtstag. Bundespräsident, Kanzler und das gesamte Ensemble waren anwesend, als Burgtheaterdirektor Gerhard Klingenberg die Jubilarin unter tosendem Applaus auf die Bühne bat – nicht ohne vorher anzukündigen, dass ihre zwei Kollegen, die Kammerschauspieler Attila Hörbiger und Richard Eybner, jeweils 78 Jahre alt, ihr dabei behilflich sein würden.

      Kaum stand die Hofschauspielerin auf der Bühne, wies der Direktor darauf hin, wie leichtfüßig sie, Arm in Arm mit den beiden Herren, die Stiegen erklommen hätte. Worauf Rosa Albach-Retty lachend erwiderte: »Ich wär ja noch schneller da gewesen, wenn ich nicht den Hörbiger und den Eybner hätt raufschleppen müssen.«

      Die Hundertjährige wurde gefragt, wie sie sich in ihrem Altersdomizil der Vereinigung Künstler helfen Künstlern in Baden bei Wien fühle. »Na ja«, antwortete sie, »es ist ja ganz nett, aber es sind halt lauter alte Leute dort.«

      EDUARD ALBERT

       Arzt und Schriftsteller

      * 20. 1. 1841 Senftenberg bei Königgrätz/Tschechoslowakei † 25. 9. 1900 ebd. Vorstand der I. Chirurgischen Klinik in Wien, Pionier der Orthopädie. 1876 gelang ihm die erste Nerventransplantation am Menschen, später führte er die antiseptische Behandlung in Österreich ein. Gründete eine Heilstätte in Istrien. Ab 1895 Mitglied des Herrenhauses. Auch als Dichter und Übersetzer überaus begabt.

      In die Ordination des berühmten Chirurgen Eduard Albert kam ein eleganter alter Herr, vom Typus Reiteroffizier. »Herr Professor«, sagte der Patient, »ich möchte Sie wieder konsultieren.«

      »Wieder? Ich kann mich gar nicht erinnern, dass wir uns schon einmal …«

      »Sie haben mich doch an den Hämorrhoiden operiert, Herr Professor!«

      »Tatsächlich? Darf ich bitten?« Professor Albert wies den Herrn an, sich auf den Behandlungstisch zu legen.

      Der Arzt beugte sich nun über ihn und fuhr zurück, frohes Wiedererkennen in der Stimme: »Oh, meine Verehrung, Herr Graf!«

      PETER ALEXANDER

       Schauspieler und Entertainer

      * 30. 6. 1926 Wien † 12. 2. 2011 ebd. Eigentlich Peter Alexander Neumayer. Nach Medizinstudium und Reinhardtseminar Engagements am Bürgertheater, am Kabarett Simpl und im Theater in der Josefstadt. Zahlreiche Musikfilme wie »Die süßesten Früchte« (1952), »Die Abenteuer des Grafen Bobby« (1961), »Die Fledermaus« (1962). Langjährige TV-Show: »Peter Alexander präsentiert Spezialitäten«.

      Der erste Film, den der spätere Publikumsliebling Peter Alexander drehte, hieß Verliebte Leute, und er handelte von drei jungen Männern, die mit einem Wohnwagen in den Süden ziehen. Peter Pasetti und Rudolf Platte waren bereits fix engagiert, ehe Franz Antel für die Rolle des Dritten den noch unbekannten Peter Alexander auswählte, den er kurz vorher in einem Theaterstück gesehen hatte.

      Doch der machte damals, im Sommer 1954, mit Ehefrau Hilde gerade Urlaub. »Irgendwo in Italien«, mehr wusste man nicht.

      Antel setzte alle Hebel in Bewegung, konnte Alexander aber nicht ausfindig machen. In seiner Verzweiflung wandte sich der Regisseur wenige Tage vor Drehbeginn mit der ungewöhnlichen Bitte, Peter Alexander aufzutreiben, an die Wiener Polizei.

      »Was hat er denn ausg’fressen?«, fragte ein gemütlicher Bezirksinspektor. »Gar nix«, beruhigte Antel und erklärte die Situation.

      Der »Fall« wurde an Interpol weitergeleitet, die Alexander tatsächlich mit Hilfe der italienischen Behörden aufspürte. Stunden später hatte der Schauspieler ein Telegramm Antels, und am nächsten Tag saß er im Studio der Wien-Film.

      Als Bürgermeister Helmut Zilk Peter Alexander viele Jahre später den Ehrenring der Stadt Wien verlieh, sagte er in seiner Laudatio: »Sie sind der erste Schauspieler der Welt, der durch die Interpol zum Film gekommen ist.«

      Der Regisseur Géza von Cziffra war der Nächste, der Peter Alexanders Zugkraft erkannte. Freilich gerieten die beiden einander schon in ihrem ersten gemeinsamen Film Musikparade in die Haare. Der Perfektionist Alexander ertrug nicht, dass Cziffra alles möglichst schnell drehen wollte. Als Alexander von der Qualität einer dreimal gedrehten Szene noch immer nicht überzeugt war, wandte er sich an den Regisseur: »Herr von Cziffra, ich hätte einen Wunsch, wenn ich den äußern dürfte!«

      »Bitte was, Herr Alexander?«, fragte Cziffra mit einem Blick in Richtung Studiouhr.

      »Herr von Cziffra, könnt ma die Szene net noch amal drehen?«

      »Wozu? Können Sie es besser?«

      »Ich will’s probieren, einmal noch, wenn’s möglich ist.«

      »Bitte schön, also auf Wunsch von Herrn Alexander alles noch einmal. Licht ab, spielen Sie!«

      Und ehe die Kamera lief, sagte er: »Aber bitte, Herr Alexander, machen Sie es nicht zu gut, sonst passt’s nicht zu dem anderen, was Sie bis jetzt gedreht haben.«

      Alexanders Managergattin Hilde war von Anfang an darauf bedacht, den Marktwert ihres immer populärer werdenden Mannes auszubauen. Besonders wichtig war ihr, dass in seinen Filmen möglichst keine zweitklassigen Schauspieler mitwirkten, weshalb in den Verträgen stand: »Herr Alexander muss mit der Besetzung des Films einverstanden sein.«

      Als »Peter der Große« dann tatsächlich bei einem Film mit der Auswahl seiner Kollegen ganz und gar nicht zufrieden war, wandte er sich – auf den diesbezüglichen Vertragspunkt pochend – an Cziffra. Der aber zuckte nur die Achseln und meinte:

      »Sie lesen das falsch. Hier steht: Herr Alexander muss mit der Besetzung einverstanden sein!«

      RUDOLF VON ALT

       Maler und Aquarellist

      * 28. 8. 1812 Wien † 12. 3. 1905 ebd. Er lernte bei seinem Vater Jakob Alt und an der Wiener Kunstakademie und entwickelte in der Folge das Aquarell zur hohen Kunst. Berühmt für seine Darstellungen zahlreicher Wiener Straßen, Gassen und Plätze, die auch großen historisch-topografischen Wert besitzen. Vorstand des Wiener Künstlerhauses und Gründungsmitglied der Secession.

      Als