Das Orchester, das niemals schläft. Christoph Wagner-Trenkwitz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christoph Wagner-Trenkwitz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783903083691
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20. Jahrhunderts) nie zurückgekommen, »die räumliche Trennung von Opernpflichten und Konzert-Unternehmertum war endgültig« (Blaukopf).

      Gemeinsam mit Jauner kam auch ein 32-jähriger neuer Kapellmeister, dem weder die Oper noch ihr Orchester neu waren. Hans Richter war geborener Österreicher und ehemaliger Hornist im Wiener Orchester. 1866 hatte er seinen Posten aufgegeben, um für Richard Wagner die Meistersinger Partitur zu kopieren. Die enge Beziehung zum Meister hielt lebenslang: Richter war der Trauzeuge Richards und Cosimas, leitete 1876 in Bayreuth die Uraufführung des Ring des Nibelungen und wenig später dessen Erstaufführung an der Wiener Hofoper. 1916 starb er in Bayreuth und liegt dort auch begraben. Richter war nicht nur der führende Wagner-Dirigent seiner Zeit, er blieb auch für ein Vierteljahrhundert (mit einer kurzen Unterbrechung) Leiter der Philharmonischen Konzerte.

      Als ehemaliger Kollege genoss Richter nicht den Status des abgehobenen »Pultmagiers«, sondern des primus inter pares, wie später auch Arthur Nikisch, der drei Jahre als Geiger im Orchester zugebracht hatte, oder Willi Boskovsky, der als amtierender Konzertmeister 25-mal das Neujahrskonzert leitete.

      Im letzten Brief an »sein« Orchester (das er schon lange verlassen hatte, um in England eine lukrative Karriere zu machen) schrieb Hans Richter im April 1913, er müsse »dankbar anerkennen, daß ich vom Orchester gelernt habe, wie man dirigieren soll. Natürlich muß es ein Orchester sein, so vortrefflich wie die Wiener Philharmoniker; im Verkehr mit einem solchen lernt man erst, was man als Dirigent wagen kann.«

      Die Entwicklung des Repertoires

      In den 1840ern dominierte in der Programmgestaltung unseres Orchesters die Wiener Klassik, allen voran Beethoven, von dem 60% der gespielten Werke stammten. Weder Johann Sebastian Bach war im Repertoire jener Jahre vertreten, noch Franz Schubert, der erst 1857 mit der großen C-Dur-Symphonie »debütierte«. Seine eigenen Werke hat Otto Nicolai eher selten gespielt. Dagegen finden wir »Stars« der Komponistenszene des 19. Jahrhunderts wie Cherubini, später Meyerbeer, Goldmark oder Rubinstein, die heute fast vergessen sind.

      Die »Feindschaft« der Philharmoniker gegenüber »modernen« Komponisten ist jedenfalls ein Gerücht; bei den 120 Abo-Konzerten der Ära Dessoff (1860–1875) waren 208 der 265 gespielten Werke Novitäten. Diese wurden in sogenannten »Novitätenproben« durchgespielt und dann einer Abstimmung unterzogen. Vereinzelt wurden neue Werke auch »per acclamationem«, also durch einhellige Beifallsbekundung angenommen, so 1865 die Sakuntala-Ouvertüre von Karl Goldmark. Dass andererseits Werke von Brahms und Bruckner durch den Rost fielen, mag man vom heutigen Standpunkt belächeln. In seiner ersten Komiteesitzung als Vorsitzender, am 4. Juni 1875, monierte Hans Richter, dass Hector Berlioz und Liszt zu wenig gepflegt wurden; des Ersteren Symphonie fantastique hatte 1862 erstmals aufs Programm gefunden, während Liszt im Jänner 1874 mit den Philharmonikern zum letzten Male konzertiert hatte (der gefeierte Pianist interpretierte seine Ungarische Rhapsodie und die von ihm orchestrierte Wanderer-Fantasie Schuberts). Doch der heute gültige Repertoire-Kanon war im 19. Jahrhundert, als die Werke brandneu waren, noch Gegenstand von Fehden und Feindschaften.

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      Der Dirigent Hans Richter dominierte die Goldene Ära.

      Nehmen wir den heute unumstrittenen Peter I. Tschaikowsky als Beispiel: Erstmals erklang 1876 in einem »Philharmonischen« ein Werk von ihm, die Ouvertüre zu Romeo und Julia. Fünf Jahre später kam es zu einer bemerkenswerten, von Publikum und Kritik jedoch abgelehnten Tschaikowsky-Uraufführung: Adolf Brodzky, der vorübergehend Geiger im Wiener Philharmonischen Orchester gewesen war, dann aber die Solistenkarriere eingeschlagen hatte, hob am 4. Dezember 1881 das Violinkonzert aus der Taufe. Der bis heute hoch angesehene Kritiker Eduard Hanslick bewies nach seiner Ablehnung der Werke Wagners und Bruckners erneut seine Beschränktheit und reihte das Werk unter die »Musikstücke, die man stinken hört«. Endgültige Anerkennung errang der Russe erst postum, mit der Wiener Erstaufführung seiner 6. Symphonie (Pathétique) im März 1895.

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      Orchesterfoto aus dem Jahre 1885, in der ersten Reihe Mitte der stolze Bartträger Hans Richter

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