Gabriele Praschl-Bichler
Kaiserin Elisabeths Fitneß-
und Diät-Programm
Gabriele Praschl-Bichler
Kaiserin Elisabeths
Fitneß- und
Diät-Programm
Zur Rechtschreibung
Die Autorin legt großen Wert darauf, daß das vorliegende Buch in der alten Rechtschreibung wiedergegeben wird. Was nicht bedeutet, daß sie sich dem Fortschritt oder Neuerungen entgegensetzen will. Die Entscheidung bezieht sich ausschließlich auf einzelne Regeln der neuen Rechtschreibung, die sinnwidrig oder schlicht unerklärlich sind und sich sogar gegen die deutsche Sprache – eines der größten und ältesten Kulturgüter, das wir besitzen – richten.
Interessant im Zusammenhang damit sind die vielen, im laufenden Text zitierten Schriftproben aus dem 19. Jahrhundert, die in großen Zügen der »neuen Rechtschreibung« folgen (sie sind, um sie hervorzuheben, in kursiver Schreibweise gesetzt). Damit läßt sich die sogenannte »Neuregelung« in Frage stellen.
Bildnachweis
Alles im Buch veröffentlichte Bildmaterial sowie die Abbildung auf der Rückseite des Schutzumschlags entstammen einem Privatarchiv.
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© 2002 by Amalthea
in der F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH,
Wien · München
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung: Wolfgang Heinzel
Herstellung und Satz: VerlagsService Dr. Helmut
Neuberger & Karl Schaumann GmbH, Heimstetten
Gesetzt aus der 11,5/13,5 Punkt Adobe-Garamond
Druck und Binden: Wiener Verlag, Himberg
Printed in Austria
ISBN 3-85002-474-1
eISBN 978-3-902998-35-4
Inhaltsverzeichnis
Turnen war eine politisch anrüchige Sache
Die deutschen Fürsten und der Sport
1. Gehen, Wandern und Bergsteigen
2. Reitsport: Von der Hohen Schule zur Zirkusakrobatik
3. Reitjagden in Ungarn, England und Irland
Sportlich, fit und schlank im 19. Jahrhundert oder: Wie eine Revolution in »allerhöchsten Kreisen« um sich greift
Eines vorab: Sport und die damit zusammenhängende Massenbewegung war im 19. Jahrhundert in den oberen Gesellschaftsschichten kein Thema. Und schon gar keines für Frauen, die diesen Kreisen entstammten. Die einzige Ausnahme – also der einzig anerkannte »elegante« Sport – bildete das Reiten, und selbst das betrieben die Damen meist nur sehr zurückhaltend. Allerdings bestand in Zeiten ohne Auto auch die Notwendigkeit dazu, es zu beherrschen. Denn erstens war nicht jeder Weg, nicht einmal jede Straße, so gut erschlossen, daß man ihn oder sie in einer Kutsche durchfahren konnte, und zweitens zeichnete sich die Fahrt im Wagen weder durch besondere Geschwindigkeit noch durch besondere Bequemlichkeit aus. Der Ritt bot also vor allem eine wesentliche Zeitersparnis: Allein zu Pferd konnte man das Tempo selbst bestimmen und nach Lust und Laune auch wesentlich beschleunigen. Ausnahmen waren Ausritte in Gruppen und in Gesellschaft von Frauen. Dann war es selbstverständlich, daß man sich den weniger Begabten anpaßte.
Zwei Prinzessinnen von Orléans-Braganza, Graf Albrecht Meran (Bildmitte), ein französischer Graf und eine Dame des amerikanischen Geldadels vor dem gemeinsamen Ausritt (Südamerika, 1938), der auch noch um diese Zeit ein elegantes, gesellschaftliches Ereignis darstellte.
Die Notwendigkeit, das Pferd als Fortbewegungsmittel zu verwenden, bedingte, daß beinahe jeder – wenn eben auch mit unterschiedlicher Begabung – reiten konnte. Also auch die Kinder Herzog Maximilians in Bayern, zu denen Elisabeth, die nachmalige Kaiserin von Österreich, gehörte. Ihr Vater, der ein außerordentlich leidenschaftlicher Reiter war – er beherrschte nicht nur die Hohe Schule der Reitkunst, sondern konnte auf dem Pferd auch eine Menge akrobatischer Übungen ausführen – hat dieses Talent an den Großteil seiner Söhne und Töchter weitervererbt. Denn beinahe alle Kinder wurden hervorragende Reiter oder Reiterinnen, unter denen sich Elisabeth wiederum zur besten und wagemutigsten entwickelte. Diese besondere Begabung war aber nicht nur mit dem väterlichen Erbe zu erklären, sondern hatte auch noch eine andere Ursache. Denn die junge Prinzessin liebte beinahe jede (damals bekannte) Sportart und war zudem seit Kindertagen »bewegungssüchtig«: Das Mädchen wollte und konnte weder ruhig sitzen, noch war es für irgendeine ruhige Tätigkeit – wie sie zum Beispiel der Schulunterricht darstellte – zu begeistern. Gouvernanten und Lehrer hatten wenig Freude mit der Schülerin, denn Elisabeth war zappelig und beinahe ständig unkonzentriert.
Zu den vielen sportlichen Betätigungen, die die Prinzessin in ihrer Jugend betrieb und die damals natürlich noch nicht »sportliche Betätigungen« hießen, gehörten das Gehen, das Springen, das Wandern, das Kraxeln und das Bergsteigen, die meisten davon Sportarten, für die sich schon ihr Vater, Herzog Maximilian in Bayern, begeistert hatte. Daß sich dieser Wittelsbacher – entgegen den Vorstellungen der Zeit und der Gesellschaft, der er angehörte – für so viele damals unelegante Sportarten interessierte, hängt bestimmt mit der ungewöhnlichen Erziehung zusammen, die er genossen hatte: Als sicherlich einziger Mitteleuropäer seines Standes hatte er im frühen 19. Jahrhundert