Buchreihe:Respekt - Wirtschaft -. Joe Martin. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Joe Martin
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Социология
Год издания: 0
isbn: 9783947921027
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Überwachungskapitalisten in unserer Zeit mithilfe des Internets, der mobilen Apps und geschickter Datenerfassung heraus. Das war der erste Schritt. Nun wird dieses Wissen angewandt, um uns zu suggerieren, was wir wirklich brauchen, um wer zu sein, um glücklich zu werden. Das ist der zweite Schritt. Nun wird überwacht und dafür gesorgt, dass wir nur das machen, was den Überwachungskapitalisten Geld in die Taschen spült. Strafen für zu geringen Konsum und Bestrafung für kritische Meinung oder „unangepasstes“ Verhalten sind die nächsten Maßnahmen. „1984“ lässt grüßen.

       Das bedeutet also …

       Heute wird die Welt nicht durch Waffengewalt gesteuert und beherrscht. Heute geschieht das subtiler. Daten und Geld, Finanzprodukte und Wetten auf Wetten, das sind die Mittel der Finanzindustrie, die Methoden des ungezügelten Raubtierkapitalismus, geschuldet der endlosen Raffgier und der zynischen Ausbeutung von Mensch, Tier und der Umwelt. Das alles geschieht auf der Folterbank der Turbokapitalisten der heutigen Welt direkt vor unseren Augen.

       Das ist so perfide und so hinterhältig, dass selbst die Mafia staunend zuschaut. Und dann selbst die gleichen Methoden einsetzt, denn sie funktionieren, weil wir es zulassen.

      So funktioniert unsere Wirtschaft wirklich. Ein Blick hinter die Kulissen. Was dir sonst keiner sagt und sogar an Schulen und Universitäten nicht oder falsch gelehrt wird.

      Arschlöcher

       Arschlöcher sind Zeitgenossen, die keinen Respekt vor anderen Menschen haben – egal welcher Herkunft, Hautfarbe, sexuellen Orientierung oder anderen individuellen Eigenschaften.

       Arschlöcher sind auch all die Individuen, die dem Tierwohl keinerlei Respekt zollen und diejenigen, die die Natur ausbeuten und zerstören, um sich selbst direkt oder indirekt zu bereichern.

       Die meisten Arschlöcher zollen weder anderen Menschen noch dem Tierwohl und schon gar nicht der Umwelt irgendwelchen Respekt. All denen rufe ich ein lautes „Pfui Teufel“ entgegen!

      Wie erkennt man Arschlöcher?

       Der erste wichtige Filter zur Identifikation von Arschlöchern ist festzustellen, ob eine Profitorientierung zulasten anderer Menschen, zulasten des Tierwohls oder der Natur vorliegt.

       Die allermeisten Menschen, die jeden Tag arbeiten, studieren, die Schule besuchen oder auch Arbeit suchen, sind nicht profitorientiert, sondern sorgen sich um ihr Einkommen, damit sie ein zufriedenes, freies und gesundes Leben führen können. Sie sorgen sich um ihre Familien und wollen, dass es allen gut geht.

       Der zweite wichtige Indikator ist, dass Arschlöcher sich in aller Regel zulasten anderer bereichern, ihre Macht zementieren und erweitern und ihre Stellung zum eigenen Vorteil ausbauen. Sie sind durch Geld und Macht korrumpierbar und nutzen Lügen, Verschleierung, Verleumdungen, Hinterlist und respektloses Vorgehen, um eigene Vorteile zu erlangen.

       Wenn sie in entsprechender Position sind, nutzen sie auch rücksichtslos Waffen oder Gewalt und brechen, wenn nötig, Gesetze, um ihre Macht abzusichern. Wenn Gesetze nicht passen, dann erlassen sie gerne neue oder umgehen einfach gnadenlos bestehende. Je nachdem, an welchen Hebeln der Macht sie sitzen.

       Dieses Respektbuch schreibe ich natürlich auf Basis meiner persönlichen Moralvorstellung. Ich bin in Deutschland aufgewachsen und habe viele Jahre in den USA gelebt. Zudem habe ich viele Länder bereist und mich intensiv mit Religion, Philosophie, Gesellschaftssystemen und Marktordnungen beschäftigt.

      Es ist eine Frage meiner persönlichen Moralvorstellung

       Dieses Respektbuch wird eine Menge Menschen begeistern und eine Menge werden es nicht mögen. Das hat damit zu tun, dass Letztere anderen moralischen Vorstellungen folgen. Vielleicht weil sie in einem anderen Wertesystem aufgewachsen sind und es für normal erachten so zu handeln, wie es in diesem Buch angeprangert wird.

       Vielleicht aber auch, weil ihnen die Fähigkeit, für und mit anderen Menschen zu empfinden, schlicht und einfach fehlt. Aber das sind die Ausnahmen, obwohl es gerade diese Ausnahmen sind, die sich an die Spitze der Unternehmen und in höchste politische Ämter manipulieren, was bedauernswert ist.

       Die meisten sind durchaus der Empathie fähig und spüren, was falsch und was richtig ist. Aber vielleicht sind sie zu sehr von speziellen vorbesetzten liberalen Gedanken erfüllt. Was soll an Freiheit schlecht sein, mögen sie denken.

       Nun, wenn der liberale Gedanke, so wie ihn John Locke geäußert hat, im Hyperkapitalismus pervertiert, dann führt es zum Gegenteil und nur die Arschlöcher gewinnen.4

      Der Mensch ist Eigentümer seiner Person

       Locke hatte postuliert, dass der Mensch „Eigentümer seiner Person“ sei und mit einem Recht auf eine Freiheit, die allen Gesetzen vorausgeht, ausgestattet sei. Das kann man so sehen, aber es funktioniert eben nur, solange es genug Ressourcen für alle gibt. Genug Land, genug Rohstoffe, genug Geld, genug Nahrungsmittel – von allem eben alles im Überfluss.

       Wir wissen, dass dem nicht so ist. Lockes Utopie, die übrigens die amerikanische Verfassung sehr maßgeblich beeinflusst hat, ist das Schlaraffenland. Das hat im Amerika des 18. Jahrhunderts natürlich noch funktioniert, weil das Land menschenleer und voller natürlicher Ressourcen war. Wer nach Westen zog und Land einzäunte, der konnte Rinder züchten und reich werden. Wer in Kalifornien seinen Claim absteckte, der konnte Gold schürfen und reich werden. Wer auf seinem Land Öl fand, der wurde reich.

      Das Schlaraffenland

       Aber selbst dieses Schlaraffenland funktionierte nur unter der Maßgabe, dass die Ureinwohner, die sogenannten Indianer, nicht als vollwertige Menschen galten, sondern nur als Wilde. Zwischen den Wilden und den Bisons gab es nur wenig Unterschiede. Wilde sollte/durfte/konnte man nicht essen. Das war wohl ein wesentlicher Unterschied. Sie unterschieden sich jedoch nicht von anderen nicht-weißen Völkern, die allesamt vom weißen Manne jahrhundertelang wie Tiere behandelt wurden oder gar noch schlechter.

       „Wilde“ und andere Menschen oder Volksgruppen waren schwach. Sie mögen theoretisch die gleichen Rechte am Eigentum an der eigenen Person gehabt haben wie alle anderen, aber sie waren zu schwach, um diese Rechte einzufordern und zu verteidigen. Am Ende waren es in der Regel die Arschlöcher, die diese Rechte für sich durchsetzten – oft genug außerhalb aller Gesetze. Im Wilden Westen waren es die, die schneller schießen konnten, die gewannen, oder die, die diese Pistoleros bezahlten.

       Unter diesem Aspekt kann man dieses Respektbuch auch als einen Gegenentwurf gegen die Philosophie des Rechts der Stärkeren einordnen.

       Wir müssen entscheiden, ob wir den Stärkeren immer gewinnen lassen wollen, weil es sein „Recht“ ist, oder ob wir gemäß dem Grundsatz „Eigentum verpflichtet“, wie es im Übrigen auch im deutschen Grundgesetz steht, dafür sorgen, dass es möglichst vielen Menschen gut geht. Wir alle müssen entscheiden, ob wir gemeinsam dafür sorgen wollen, dass möglichst viele Menschen in Würde und mit Respekt glücklich und zufrieden leben können.

      Das Recht des Stärkeren

       Der Sozialdarwinismus, den wir in speziell den USA sehen und der durch den Ex-Präsidenten Trump immer offener zutage trat, beruht auf dem Recht des Stärkeren. Wollen wir das?

       In den 1930er-Jahren schien es so, dass die Deutschen das wollten. Das Ergebnis kennen wir alle. Doch wollen wir das wirklich? Das ist die Frage, die mich beschäftigt. Deshalb dieses Buch.

       In einem Artikel vom 22. Juli 2020 in der Zeit Online benennt es Thomas Assheuer5 treffsicher. Er schreibt: „Trumps Gegner verfehlen den entscheidenden Punkt, wenn sie ihm mit moralisierendem Augenaufschlag vorwerfen, er spalte das Land, anstatt Amerika in der Stunde der nationalen Not zu versöhnen. Mr. Präsident will das gar nicht. Für ihn markiert jede Krise den Augenblick einer sozialen Reinigung, und danach sehen alle klarer .“

      Weniger Menschen

       Das