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Worte Sri Aurobindos
Erstens, es besteht ein großer Unterschied darin, etwas als Wahrheit auszugeben, was man für falsch hält oder wovon man weiß, dass es falsch ist, und etwas als Wahrheit auszugeben, was man nach seinem Gewissen für wahr hält, was aber in Wirklichkeit nicht wahr ist. Ersteres richtet sich ganz eindeutig gegen den Geist der Wahrheit, das zweite huldigt ihm. Das erste ist bewusste Falschheit, das zweite schlimmstenfalls ein Irrtum oder Unwissenheit.
Das ist vom praktischen Standpunkt aus betrachtet, die Antwort zum Problem „die Wahrheit zu sprechen“. Vom Standpunkt der höheren Wahrheit aus betrachtet, darf nicht vergessen werden, dass jede Bewusstseinsebene ihre eigene Norm hat – was für das Mental Wahrheit ist, mag für ein höheres Bewusstsein nur eine teilweise Wahrheit sein, doch muss das Mental durch diese teilweise Wahrheit hindurch, um die umfassendere und vollendetere Wahrheit dahinter zu erreichen. All das braucht es, um flexibel und offen zu sein, um bereit zu sein, die höhere Wahrheit, wenn sie kommt, zu erkennen, und es darf sich nicht an die niedrigere klammem, weil sie zu ihm gehört, es darf den vitalen Begierden und Passionen nicht erlauben, das Mental blind zu machen für das Licht oder die Dinge zu verdrehen und zu entstellen. Wenn einmal das höhere Bewusstsein zu wirken beginnt, verringert sich die Schwierigkeit, und es findet ein klarer Fortschritt von der Wahrheit zu einer größeren Wahrheit statt.
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Worte der Mutter
Das Denken ist etwas Ungefähres,es ist so weit entfernt von der Wahrheit. Es ist nur eine Art von unbestimmter Widerspiegelung, unvollkommen, verworren und voller Lügen, selbst im besten Fall. Nun, im Grunde ist es der Zeitpunkt, praktisch zu werden und sich zu sagen: „Nun gut, ich mache mir diesen Gedanken zu eigen, wenn er mir hilft, voranzuschreiten.“ Doch wenn du glaubst, dass sei die absolute Wahrheit, dann irrst du dich mit Sicherheit, denn es gibt keinen Gedanken, der die absolute Wahrheit ist.
Nun, in die Bücher, die du in der Universitätsbibliothek ausleihen kannst, wird eine kleine Anmerkung von Sri Aurobindo gelegt, die wunderbar ist (ich habe sie heute drucken lassen); darin heißt es: Wie auch immer die Lehre beschaffen ist, selbst die höchste, reinste, vornehmste, wahrhaftigste Lehre ist immer nur ein Aspekt der Wahrheit, und nicht die Wahrheit (ich gebe den Text1 sinngemäß wieder), es ist nicht die ganze Wahrheit. Und wirklich, so ist es. Wie auch immer du denken magst, auch wenn es sehr hoch, sehr rein, sehr vornehm, sehr wahr ist, es ist immer nur ein ganz kleiner, mikroskopischer Aspekt der Wahrheit, und demzufolge ist es nicht vollständig wahr. Also muss man in diesem Bereich praktisch vorgehen, wie ich sagte, den Gedanken vorläufig übernehmen, denjenigen der dich in dem Moment, da ihr ihn habt, zu einem Fortschritt verhilft. Manchmal kommt das wie eine Erleuchtung und hilft dir voranzuschreiten. Solange der Gedanke hilfreich ist voranzuschreiten, bewahre ihn; beginnt er sich aufzulösen, keine Wirkung mehr zu haben, nun gut, dann lass ihn fallen und versuche, einen anderen zu bekommen, der dich ein wenig weiter bringt.
Viel Elend und viel Unglück würden aus der Welt verschwinden, wenn die Menschen die Relativität des Wissens, die Relativität des Glaubens, die Relativität der Lehren erkennen würden und auch die Relativität der Umstände... inwieweit eine Sache eine so relative Bedeutung hat! In einem Augenblick kann sie von höchster Bedeutung sein, dich entweder zum Leben oder in den Tod führen – ich meine nicht das physische Leben und den physischen Tod, ich spreche vom Leben und Tod des Geistes – aber das ist nur für den Augenblick. Und wenn du einen gewissen Fortschritt gemacht hast, wenn du spirituell gesehen einige Jahre weiter bist und auf diese Sache, diese Begebenheit oder diese Idee zurückblickst, die vielleicht über dein Leben entschieden hat, dann wird sie dir so relativ, so unbedeutend erscheinen.... Und du brauchst etwas sehr viel Höheres, um einen neuen Fortschritt zu machen.
Könnte man sich stets daran erinnern, würde man viel Sektierertum vermeiden, viel Intoleranz, und man würde sofort alle Streitereien aufheben, denn eine Streitigkeit entsteht nur, dass der eine auf die eine Art denkt und der andere auf eine andere Art, dass der eine eine bestimmte Haltung eingenommen hat und der andere eine andere Haltung, und dass man nicht versucht, beide zusammenzubringen und herauszufinden, wie sie sich vertragen könnten, sondern sie stattdessen einander gegenüberstellt, als versetzte man sich Faustschläge. Es ist nichts anderes als das.
Macht man sich aber die vollständige Relativität seines Standpunktes klar, seines Denkens, seiner Überzeugung, dessen, was das Gute ist und inwieweit es relativ ist im Gang des Universums, dann ist man weniger heftig in seinen Reaktionen und ist toleranter.
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Worte der Mutter
Was ist „die geringere, auf dem Weg noch zulässige Wahrheit“?
Die höchste Wahrheit lässt sich nicht sogleich, im ersten Anlauf, erreichen. Unterwegs gibt es wahrere Dinge als die dir bekannten, die aber noch nicht die Wahrheit sind. Es sind gewissermaßen Entdeckungen, die man macht: auf einmal kommt einem eine Art Erleuchtung, stößt man auf ein Gesetz, findet einen Hebel, erblickt einen Weg, der sich einem eröffnet; das ist nicht die höchste Wahrheit, nicht die höchste Erfahrung, ist nicht das, was man erlebt, wenn man mit dem Göttlichen einsgeworden ist, sondern wie etwas, das von dort in einen herabgekommen ist und eine Teilverwirklichung gibt. Diese teilweisen Erleuchtungen sind das, was Sri Aurobindo „geringere Wahrheiten“ nennt.
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Worte der Mutter
In einer Welt der Wahrheit würde vielleicht alles so sein wie jetzt, doch es würde anders angesehen werden.
Beides. Es würde einen Unterschied geben. Es ist die gegenwärtige Unwissenheit und Dunkelheit in der Welt, die dem göttlichen Wirken eine deformierende Erscheinung gibt, und das muss natürlich nach und nach verschwinden; doch es ist ebenfalls wahr, dass es eine Sichtweise der Dinge gibt ... man könnte sagen, die ihrer Erscheinung eine andere Bedeutung verleiht.
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1 „Aber weder Gedanke noch Wort können die ewige Wahrheit erfassen.“ – Sri Aurobindo
Kapitel 7
Lasst uns der Wahrheit dienen
Worte Sri Aurobindos
Wahrheit ist eine unendlich komplexe Realität und derjenige, der ihre unendliche Komplexität erkennt, doch sich davon nicht entmutigen lässt, hat die beste Chance sich ihr so weit wie möglich zu nähern. Wir müssen das ganze Gedankengewirr betrachten, Tatsache, Emotion, Idee, Wahrheit jenseits von Idee, Schlussfolgerung, Widerspruch, Modifikation, Ideal, Praxis, Möglichkeit, Unmöglichkeit (die dennoch versucht werden muss), und während man die Seele ruhig hält und das Auge klar, in diesem mächtigen Strom und Gewoge der Welt, überall ein Wort der Harmonie suchen, nicht die augenblickliche in der letzten Wahrheit vergessen, auch nicht die letzte in der augenblicklichen, sondern jeder ihren angemessenen Platz und Anteil geben. Einige Denker, wie Plato und Vivekananda, fühlen mehr als andere diese mächtige Komplexität und verleihen ihr eine Stimme. Sie schütten Gedanken in Sturzbächen oder in reichen und majestätischen Strömen aus. Sie kümmern sich nicht in logischer Weise um Konsistenz. Sie können kein zusammenhängendes, dennoch umfassendes System aufbauen, aber sie beleben den Geist der Menschen und befreien sie von religiösem, philosophischem und wissenschaftlichem Dogma und Tradition. Sie lassen die Welt nicht sicherer, aber freier zurück als bei ihrem Eintreten.
Einige Menschen versuchen die Wahrheit durch imaginative Wahrnehmung zu finden. Sie ist ein gutes Instrument, wie Logik, aber Logik bricht zusammen, bevor sie das Ziel