Ein Dutzend verdichtete deutsche Heimatsagen
1. Auflage, erschienen 9-2020
Umschlaggestaltung: Romeon Verlag
Autor: Frank Strehle
Illustrationen: Enola Bagi
Layout: Romeon Verlag
ISBN: (E-Book) 978-3-96229-866-1
Copyright © Romeon Verlag, Kaarst
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Ein Dutzend verdichtete deutsche Heimatsagen
Von Frank Strehle
mit Illustrationen von Enola Bagi
Inhalt
Wie der Schneider den Teufel überlistete
Das steinerne Herz im Schwarzwasser
Vorwort
Schon als Kinder hatte uns die bezaubernde Welt der Sagen fasziniert. Mit Ehrfurcht lauschten wir den Erzählungen aus längst vergangenen Tagen.
Die reiche Sagenwelt unserer deutschen Heimat genährt aus der Fantasie des einfachen Volkes, geprägt von tiefen religiösen Gefühlen, den alten Weisheiten und Sitten und nicht zuletzt bestimmt durch den Glauben an das Gute in der menschlichen Seele und die Gerechtigkeit zieht uns auch heute noch in ihren Bann.
Anfangs wurden unsere Sagen immer wieder als gesprochenes Wort von Generation zu Generation gestaltet und weitergegeben und schließlich aufgeschrieben.
Dennoch hat es, meines Wissens, nie einen umfassenden Versuch gegeben, diese Zauberwelt in Verse zu kleiden.
Mit meinem vorliegenden Büchlein richte ich mich an alle, die sich gern, getragen von meinen Reimen, in die deutsche Sagenwelt entführen lassen.
Frank Strehle,
Herrenberg im Juni 2020.
Rübezahl
Durch Wälder und Täler, über Flüsse und Höh‘n da
fegen des Nächtens die Stürme dahin.
Und belacht am Tage die Sonne das Land,
dann grüßen die Wälder in silbern Gewand.
Der Wanderer, der die Gegend bereist,
erfährt, dass sie Riesengebirge heißt.
Hier streift der rastlose Berggeist durchs Land,
über das er hält seine schützende Hand.
Von den Gipfeln steigt er hinab in das Tal,
man flüstert: “Es kommt der Rübezahl!”
Das Riesengebirge, es ist sein Revier,
wer Frevel hier treibt, den straft er dafür.
Den Bedrängten hilft er in Not und Gefahr,
treibt Schabernack, wird er Hochmut gewahr.
Doch Launen sind‘s statt Gerechtigkeit,
die treiben den Berggeist von weit nach breit.
Da glaubte er, von Rüben und Gold,
das schöne Kind es wäre ihm hold.
Nein, ihre List erkannte er spät,
denn die Zahl der Rüben, die er ihr gesät,
er konnt‘ ihr‘s nicht sagen, er wusste es nicht.
Und als er sie zählte, verschwand ihr Gesicht.
Es gab ihm der Hohn seinen lustigen Namen,
doch die, die ihn riefen, bald Ärger bekamen.
Vor allem die Pfaffen bewarfen mit Spott,
den Geist, der nicht glich ihrem himmlischen Gott.
In den Herzen der Menschen am seligen Ort,
war der Berggeist älter als das biblische Wort.
Als einst ein Mönch die Berge durchstreifte,
zu sammeln, was alles im Walde so reifte,
ein Hutzelweibchen den Weg ihm verkreuzte
und frierend nach warmer Barmherzigkeit seufzte.
Die Liebe Gottes konnt‘ ihr der Mönch nur preisen,
doch reichten der Alten die himmlischen Speisen?
Die irdischen Gaben vom Garten des Berggeist‘
die hätte der Fromme gern selber gespeist.
Und während der Mönch ihr die Segnung erteilte,