Inhaltsverzeichnis
Liebe hat viele Gesichter und manchmal verbirgt sie sich hinter einer Maske.
Das Claddagh, der traditionelle irische Ehering, setzt sich zusammen aus zwei Händen, die ein gekröntes Herz halten. Dabei stehen die Hände für Freundschaft, das Herz für die Liebe und die Krone für die Treue.
Dieser zweite Teil der Irish-Romance-Trilogie beginnt dort, wo der erste endet. Aus Leidenschaft wird Liebe, das zentrale Symbol des Claddagh-Ringes. Ebenso wichtig sind Freundschaft und Treue. Fehlt eines, sind auch die anderen gefährdet und eine vermeintlich richtige Entscheidung kann alles infrage stellen.
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© Juni 2020 Iris H. Green · www.irish-romance.de
Lektorat: Ursula Hahnenberg · www.buechermacherei.de
Covergestaltung / Satz & Layout / e-Book: Gabi Schmid · www.buechermacherei.de
Fotos: Privat
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Druck und Verlagsdienstleister:
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
1. Auflage
978-3-347-09337-9 (Paperback)
978-3-347-09339-3 (e-Book)
1.
Eroberung
Sean McLeary hatte schon sehr früh festgestellt, dass seine Wirkung auf Frauen jeden Alters der einer offenen Flamme auf Motten entsprach. Es war nicht seine Schuld, wenn sie sich die Flügel versengten, während er nur kurz aufloderte und dann ruhig und stetig weiterbrannte. Bis sein Docht neue Nahrung brauchte. Er musste nie lange suchen. Nachdem er seine Kenntnisse in der Verführung von Frauen perfektioniert hatte, konnte er es sich leisten, wählerisch zu sein.
Manche hieß er nur ein einziges Mal in seinem Bett willkommen, andere fand er einer Wiederholung wert. Mit einigen verband ihn über längere Zeit sogar eine Art Freundschaft, auf die er bei Bedarf zurückgriff. Es mochte durchaus an seinen Qualitäten als Liebhaber liegen, dass kaum eine dieser Freundinnen ihn jemals abwies, wenn er nach längerer Zeit anrief. Dann lud er sie zu einem Pubbesuch ein, der meistens in dem Hotel endete, in dem er sich gerade aufhielt, oder im Bett seiner Gespielin.
Sean besaß gar kein eigenes Bett, abgesehen von dem im Haus seiner Schwester, in dem er aber nur selten und höchstens für zwei oder drei Tage schlief. Dorthin nahm er nie eine Frau mit. Zwar hatte Ciara es nie verboten, aber ihm war die unmittelbare Nachbarschaft seines Zimmers zu dem seiner Nichte und seines Neffen allzu bewusst.
Zusammen mit seinem Schwager Elmer Doyle hatte er vor drei Jahren den Familienbetrieb ›Doyle & McLeary Bustours‹ gegründet. Und so war er die meiste Zeit mit einem Reisebus unterwegs, zeigte Touristen seine Heimat, erklärte ihnen antike Monumente und erzählte Anekdoten aus der Geschichte Irlands. Mit dem ihm eigenen Ehrgeiz wurde er rasch zu einem ebenso versierten Reiseleiter wie er sich seinen Ruf als Frauenschwarm erworben hatte. Allerdings waren seine weiblichen Gäste absolut tabu, obwohl es ihm nicht an eindeutigen Angeboten mangelte, sogar von Frauen, die in Begleitung ihres Freundes oder Ehemannes reisten.
Vor einem Jahr war Maren im Büro von Doyle & McLeary aufgetaucht und hatte den Betrieb mit deutscher Gründlichkeit aufgemischt. Nicht nur das Programm ihres kleinen Unternehmens, auch sein Gefühlsleben hatte Maureen, wie Sean sie nannte, gehörig durcheinandergewirbelt.
Nach ihrer gemeinsamen Nordirland-Tour war sie mit ihrem deutschen Freund nach Dublin gefahren und er war zum ersten Mal unkonzentriert gewesen, was den Amerikanern, die er zwei Tage später dort in Empfang genommen hatte, allerdings nicht aufgefallen war. In der St. Patricks Cathedral, der Guinness-Brauerei, im Trinity College oder dem Writers Museum hatte er ständig damit gerechnet, Maureen und L. B. zu begegnen, sogar daran gedacht, dem Typen, dem sie den Vorzug vor ihm gab, gehörig die Meinung zu geigen.
Schließlich hatte er mit Elmer telefoniert und ihn gebeten, die nächste Tour mit ihm zu tauschen. Wexford gegen Connemara, was ihm ermöglichen würde, zwei Tage mit Maureen zu verbringen – falls sie ihn nicht sofort rauswarf.
Natürlich ignorierte Sean ihre halbherzige Aufforderung, er könne jetzt gehen, sagten ihre Augen doch das Gegenteil. Er war darauf vorbereitet, alle Register zu ziehen, doch statt sich zur Wehr zu setzen, lehnte Maureen sich an die Tischkante und erwiderte seinen Kuss in einer Weise, die ihn schwindelig werden ließ. Als sie kurz darauf in seiner Hand kam, ohne dass er viel dazu beigetragen hatte, fragte er, »Hast du mit L. B. geschlafen?« Er musste es einfach wissen. Nicht, dass es etwas geändert hätte.
»Ich wünschte, ich hätte es nicht getan.« Atemlos drängte sie sich an ihn.
Er zog Luft durch seine Zähne und entzog sich hastig ihrer Reichweite. »Nicht hier.«
Wortlos deutete sie auf die linke Tür in der gegenüberliegenden Wand.
Er schob seine Hände unter ihren Po und sie klammerte sich mit Armen und Beinen an ihm fest. So trug er sie ins Schlafzimmer und legte sie auf das breite Bett.
»Ich