SF Abenteuer-Paket 1006 - Raumkapitän am Schwarzen Loch: Science Fiction Sammelband 1006. Margret Schwekendiek. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Margret Schwekendiek
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783745212518
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während sich der Konvoi in einer Phase des koordinierten Maximalflugs befand. Das Universum schien von einem bläulichen Leuchten erfüllt zu sein. Sterne waren nur auf den Bildschirmen zu erkennen, die Wirkungen des Dopplereffektes herausrechnen konnten und dem Betrachter im Prinzip ein virtuelles Bild des Universums boten, das nicht den Tatsachen entsprach.

      Aber was entspricht schon den Tatsachen?, fragte sich Rollins in diesem Moment mit Blick auf den Panorama-Schirm der Brücke. Diesem großen Moment, da der erste Konvoi – oder das, was von ihm übrig geblieben war – endlich das Ziel erreicht hatte. Ist es nicht vielmehr einfach nur die Ansicht des Gewohnten und nichts anderes? Die Rotverschiebung im Spektrum aller Sonne und Galaxien hatte bewiesen, dass sich das Universum unablässig ausdehnte und sich alle Objekte von allen anderen Objekten entfernten. Aber wenn ein Raumschiff sich mit 0,6 LG auf ein Sterngebiet zu bewegte, dann wurde dieser Effekt mehr als nur umgekehrt.

      Wenn aus rotem Licht blaues Licht wurde störte das niemanden. Aber bei Geschwindigkeiten, wie sie der Konvoi über lange Zeiträume hinweg geflogen hatte, wurde dieses harmlose Licht zu Gamma-Strahlung.

      Die Strahlenbelastung war während des Flugs extrem gewesen und hatte höchste Anforderungen an das Material gesellt.

      Von der Gesundheit der Besatzungen ganz zu schweigen.

      Die Hälfte der hundert Schiffe, die ursprünglich aus dem Sol-System aufgebrochen waren, hatten es bis Tau Ceti geschafft. Die Hälfte, dachte Arthur Rollins I, als sein Blick das gelbe Licht dieses so Sol-ähnlichen Gestirns betrachtete. Mit einer so hohen Verlustrate hat niemand rechnen können. Aber seien wir froh, dass es wenigstens diese fünfzig Schiffe geschafft haben…

      Manche jener Konvoi-Einheiten, die nicht mehr zum Verband des Konvois gehörten, waren schlicht verschollen.

      Wenn bei Geschwindigkeiten von mehr als halber Lichtgeschwindigkeit eine einzelne Einheit relativ gesehen zurückblieb, dann hatte sie innerhalb kurzer Zeit die Verbindung zu den anderen verloren. Die harte Strahlung hatte dafür gesorgt, dass immer wieder Schäden an den Computersystemen, an der Funkübertragung und an den Aggregaten zur Antriebssteuerung auftraten.

      „Captain, wir warten auf Ihre Befehle!“, hörte Rollins nun den Ersten Offizier. Sein Name war Milton Mahatma Gupta. Er stammte aus Indien.

      „Bremsmanöver einleiten und eine gründliche ortungstechnische Analyse durchführen“, befahl Rollins.

      1

      Der Kurs des Konvois wurde auf die Lebenszone des Tau Ceti Systems ausgerichtet. Dabei wurden die Kursdaten an alle Einheiten übertragen, sodass ein koordiniertes Vorgehen möglich war. Leider hatte dies während des Fluges durch den interstellaren Raum nicht immer so funktioniert, wie es eigentlich der Absicht jener Ingenieure entsprochen hätte, die die Schiffe der EXODUS-Klasse entworfen hatten. Und manch eines der Schiffe war dadurch vom Gesamtverband getrennt worden und geisterte nun vielleicht irgendwo im interstellaren Nichts durch das All.

      Wobei der Begriff Nichts keineswegs richtig war.

      Auch diese Zonen enthielten Materie. Brocken, die manchmal nur lose durch die Anziehungskraft von einer der umliegenden Sonnen gehalten wurden und sie in Umlaufbahnen, die nach Jahrhunderttausenden zählten, umkreisten. Objekte, die sich auf Grund der Lichtlosigkeit dieser öden Weiten zwischen den Sternen, nur schwer orten ließen. Manchmal hatten diese Materieklumpen das Ausmaß ganzer Planeten. In Einzelfällen konnte man sogar auf bisher unentdeckte braune Zwerge stoßen.

      Hoffen wir, dass es einige von jenen, die wir verloren haben, nach Jahr und Tag doch noch schaffen, das Gelobte Land Tau Ceti zu erreichen!, ging es Arthur Rollins I durch den Kopf.

      2

      Die Bordrechner der Konvoi-Schiffe waren zu neunzig Prozent mit der Auswertung von Ortungsdaten beschäftigt. Drei Astronomische Einheiten weit reichte die Erfassung der Abtaster. Das war noch nicht einmal eine halbe Lichtstunde.

      Man musste Geduld haben, aber angesichts der Tatsache, dass man das Licht Tau Cetis ständig auf dem Panorama-Schirm sah, war es leicht, sich der Illusion hinzugeben, dass man es schon geschafft hatte.

      Aber Arthur Rollins war es durchaus bewusst, dass dies keineswegs der Fall war. Im Gegenteil. Die schwierigste Phase lag noch vor jenen, die auf den Schiffen des Konvoi dem Augenblick entgegenfieberten, dass sie zum ersten Mal den Fuß auf eine der Tau Ceti Welten setzen konnten.

      Rollins rechnete durchaus auch mit der Möglichkeit, dass man sich dieses vermeintliche Paradies erst freikämpfen musste. Dir Schiffe der Exodus-Klasse waren daher mit Wuchtkanonen ausgestattet, die wolfram- und uranummantelte Geschosse verschiedener Größe verschossen. Vorläufermodelle der späteren Gauss-Geschütze, deren Geschosse aber mit einer Lauf-Austrittsgeschwindigkeit von 0,07 LG nicht einmal ein Fünftel von deren Durchschlagskraft hatten.

      Aber verheerend genug war die Wirkung durchaus, die man mit ihrer Hilfe erzielen konnte. Und falls in diesem System Raumschiffe fremder galaktische Mächte sich ihnen entgegenstellten, war man gerüstet.

      Irgendwann, so war allen klar, musste es unweigerlich zu einem Zusammentreffen mit fremde Intelligenzen kommen.

      Rollins hoffte, dass dies nicht unbedingt in jenem System stattfand, das er und seine Anhänger sich als neue Heimat ausgesucht hatten.

      Aber ausschließen konnte das natürlich niemand.

      3

      Je weiter der Konvoi in das System vordrang, desto präziser wurden die Daten über die Lebenszone. Immer deutlicher kristallisierte sich heraus, dass auf dem dritten Planeten nahezu ideale Lebensbedingungen herrschten. Nummer eins hatte zwar eine Sauerstoffatmosphäre. Allerdings betrug der Sauerstoffgehalt über fünfzig Prozent bei einem atmosphärischen Druck, der sogar noch über der Erdnorm lag.

      „Besucher müssen dort wohl mit spontaner Selbstentzündung rechnen“, kommentierte Gupta.

      Davon abgesehen wandte Nummer eins immer dieselbe Seite seinem Zentralgestirn zu, so dass es zwischen Tag- und Nachtseite zu extremen Temperaturunterschieden kam.

      Nummer zwei war eine trockene heiße Wüstenwelt, deren Ozeane vor langer Zeit verdampft waren.

      Nummer vier hatte einen ganz ähnlichen Charakter, nur dass die Durchschnittstemperatur gut hundert Grad unterhalb der Werte von Nummer zwei lag.

      Alle anderen Planeten des Tau Ceti Systems waren Gasriesen oder zu weit vom Zentralgestirn entfernt, als dass eine Besiedlung mit vertretbarem Aufwand möglich gewesen wäre.

      Einige der Monde, die es innerhalb des Systems gab, waren noch Kandidaten zur Errichtung von Basen oder Bergwerken, weil die ersten Analysen viel versprechende Rohstoffvorkommen an den Tag gebracht hatten.

      „Wir sind der erste Konvoi“, sagte Arthur Rollins I in einem fast feierlichen Tonfall - und dabei hatte er ganz bewusst die Aufzeichnung eingeschaltet. Rollins war ein Mann, der durchaus Sinn für die Größe eines Moments hatte. „Wir sind der erste Konvoi, dem noch viele weitere folgen werden. Aber der erste Konvoi wird sich der Erforschung jener Welt widmen, deren Bedingungen denen der Erde so stark gleichen, dass man sie mit vollem Recht als Second Earth bezeichnen kann. Und das soll fortan auch der Name des dritten Planeten sein.“

      Arthur Rollins' Worte wurden Zeit versetzt an alle Schiffe übertragen. „Ich habe einen Konzern verkauft. Ich habe jeden Cent, den ich besaß in dieses Projekt gesteckt und wie ihr alle, die ihr jetzt an den Panorama-Schirmen sitzt oder an den Fenstern, um darauf zu warten, dass der Bremsvorgang weit genug voranschreitet, um die Folgen der Blauverschiebung nicht mehr so stark in Erscheinung treten zu lassen. Aber ihr habt damit an etwas Anteil, was größer ist, als alle Unternehmungen, die die Menschheit bisher begonnen hat!“

      Fünfzig Jahre war Rollins, als die Hälfte des ersten Konvois das Tau Ceti System erreichte. 31 war er gewesen, als er von der Erde aufgebrochen war. Er hatte ein Vermögen in der Computerspielbranche gemacht. Einige der erfolgreichsten