SF Abenteuer-Paket 1006 - Raumkapitän am Schwarzen Loch: Science Fiction Sammelband 1006. Margret Schwekendiek. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Margret Schwekendiek
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783745212518
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müssen, durch welche Zufälle oder Fügungen es bedingt ist, dass man sich entweder auf dem einen oder dem anderen Raumschiff befindet, wenn es zur Explosion kommt. Entweder auf dem, das zerrissen wird und seine Besatzung in einer Flammenhölle verglühen lässt oder auf jener Einheit, von der aus geschossen wurde. Sie ähneln sich doch alle in erschreckender Weise. Es scheint Gesetze der Effektivität zu geben, die das scheinbar erzwingen. Die Brücke der KAMPFKRALLE wies mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede zur Brücke der STERNENKRIEGER auf.

      Nur das Sitzmobiliar war auf der KAMPFKRALLE eindeutig besser an die orthopädischen Bedürfnisse eines Qriid-Körpers angepasst. Allein die nach hinten geknickten Vogelbeine, die dem erwählten Volk nun einmal eigen sind, bedeuten da schon eine gewisse Schwierigkeit.

      Meine Güte, wie hat mir manchmal das Gesäß wehgetan, während ich auf der STERNENKRIEGER diente!

      [Allerdings wurde mir durch die schnabellosen Feinde des Glaubens keine schlimmere Folter zuteil, sodass in mir kein verzehrender Hass aus dieser Zeit geblieben ist.] [Diese Passage wurde in der qriidischen Fassung gelöscht. Während Nirat-Son selbst am Gebrauch von Ironie und Sarkasmus eine gewisse experimentelle Freude entwickelt zu haben scheint, traut er wohl den qriidischen Downloadern seiner Aufzeichnungen nicht zu, diese Passagen richtig zu verstehen. Umso erstaunlicher erscheint, dass manche der kritischen Passagen über die Tugendwächter stehen blieben. - Der Übersetzer]

      10

      Es war kurz nach diesem Treffer. Der Tugendwächter hatte sein Dankgebet noch nicht zu Ende gebracht. Da traf uns die Gewalt der Heiden. Gleich drei Treffer meldete der Ortungsoffizier. Explosionen erschütterten das Schiff und ich wurde zu Boden geschleudert.

      Das Licht flackerte und verlosch. Ein ohrenbetäubender Lärm ließ meinen Kopf dröhnen. Ich hörte schmerzverzerrtes Krächzen, bis ich feststellte, dass es mein eigener Schnabel war, dem sich diese Laute entrangen.

      Bewusstlosigkeit erlöste mich aus dieser Hölle.

      11

      Als ich erwachte, fand ich mich auf einer Liege wieder. Ich hob den Blick, der noch etwas verschwommen war. Ich befand mich in einem Raum, in dem Dutzende von Verletzten behandelt wurden. Krieger, die von Treffern und Explosionen in Mitleidenschaft gezogen wurden. Manche so schwer zugerichtet, dass man sie gnädigerweise von ihren Leiden erlöste. Auch das war eine Aufgabe der Tugendwächter. Sie redeten auf den Betreffenden ein, beteten mit ihm, erinnerten ihn an seine Pflichten gegenüber dem Imperium und dass er nicht zu einer Last für die Gläubigen werden dürfe.

      Ein Stich mit dem Dorn der Gnade gab ihnen dann den Frieden.

      In Ewigkeit.

      Dieser Dorn war eine Art Dolch, aber ohne Schneide. Er ähnelte einem spitzen Horn und hatte eine Länge von etwas mehr als vierzig Zentimetern. Eigentlich handelte es sich um Zähne einer Großkatzenart, die jenseits des Gebirges der Heiligen auf Qriidia lebt – beziehungsweise lebte, denn sie ist so gut wie ausgestorben. Früher war es nur erlaubt, Original-Großkatzenzähne zu verwenden. Heute besteht ein Dorn der Gnade mit einer Wahrscheinlichkeit von siebzig Prozent aus einem nachempfundenen Synthetik-Material, nachdem die Priesterschaft entschied, dass die Euthanasie auch damit durchgeführt werden darf, ohne als Frevel angesehen zu werden.

      Es gibt ein einzigartiges, knackendes Geräusch, wenn der Tugendwächter den Dorn der Gnade durch den Brustkorb stößt. Ich hörte dieses Geräusch dutzendfach. Vielleicht noch öfter. Und manchmal wache ich auf, schrecke aus dem Schlaf hoch, spüre wie mir das Herz bis zum Hals schlägt und brauche einige Augenblicke, bis ich merke, dass es mein eigener Schnabel war, der auf meinen Brustkorb drückte – und nicht ein Gnadendorn in der Hand eines Tugendwächters.

      Einer der Tugendwächter kam auch an mein Lager.

      Er wollte mit mir beten.

      Ich sah den nur notdürftig gereinigten Gnadendorn an seiner Seite.

      „Willst du eine Belastung für die Gemeinschaft der Gläubigen sein oder deinem Herrn ein letztes Mal dienen, indem du ihm die Kraft deiner Seele gibst und ihn eingehst – auf das du Teil der göttlichen Ordnung wirst in Ewigkeit“, murmelte er.

      „Nicht den da!“ herrschte der Medo-Offizier den Tugendwächter auf eine Weise an, in der man mit Tugendwächtern normalerweise nicht umging, weil man dann früher oder später eine Denunziation fürchten musste. „Das ist der falsche, den kriegen wir wieder hin.“ Er streckte die Krallenhand aus und deutete auf das nächste Lager. „Den da meine ich.“

      12

      Ich fragte einen der Medo-Offiziere, wo ich sei und wie ich hier her käme.

      Es stellte sich heraus, dass ich mich auf dem Schlachtschiff HEIDENTÖTER befand. Ein Schlachtschiff in der qriidischen Flotte war und ist allerdings zu keiner Zeit mit den Ungetümen der irdische Flotte vergleichbar. Sie sind nicht einmal ein Drittel so groß, dafür aber wendiger. Schließlich konnten unsere Traser-Geschütze gut genug zielen, so dass wir den Feind nicht mit Salven aus Hunderten von Rohren eindecken mussten. Über die Kampfkraft sagt also die Größe nicht unbedingt etwas aus.

      „Dein Ortungsoffizier hat dich gerettet. Ihr habt es in ein Beiboot geschafft – zusammen mit ein paar anderen.“

      „Dann können wir ja von glücklicher Führung durch den Herrn sprechen“, sagte ich.

      „Du kannst davon sprechen. Deine Retter sind alle tot. Das Beiboot kollidierte mit Trümmerteilen. Ein Kühlgastank wurde beschädigt und deine Kameraden sind erstickt.“

      „Und warum ich nicht?“

      „Das Beiboot war stark überfüllt. Um Platz zu sparen hat man dich – einen bewusstlosen Verletzten – in einen der Raumanzüge gesteckt, die in dem Seitenschrank in den Standard-Shuttles unserer Flotte hängen. Die künstliche Schwerkraft wird abgeschaltet und man hat ein ideales Krankenlager.“

      Ich antwortete nur mit einem Schaben der Schnabelhälften gegeneinander.

      13

      Größere Blessuren trug ich letztlich nicht davon. Zumindest nichts, was meinen künftigen Dienst in der Flotte dauerhaft gefährdet oder ausgeschlossen hätte.

      Aber die Schlacht um New Hope ging ohne mich zu Ende.

      Die Strategie unserer Führung änderte sich daraufhin. Es gab Pläne, mit den anderen Feinden der Menschheit in Kontakt zu treten. Wie die Kundschafterschiffe des Imperiums herausgefunden hatten, herrschte seit langem ein Kleinkrieg zwischen den menschenähnlichen K'aradan und den sauroiden Fulirr. Beide Seiten versuchten, das Sternenreich der Menschheit, in diesen Konflikt hineinzuziehen. Immer wieder wurden Anstrengungen in dieser Hinsicht unternommen und der Tanjaj-Mar schien den greisen Aarriid zu der Erkenntnis gebracht zu haben, dass das Imperium daraus vielleicht Nutzen schlagen konnte. Unsere ersten Bemühungen, einen Brückenkopf am Rand des Menschen-Reichs zu errichten, schlugen leider fehl. Über die genaueren Umstände weiß ich nichts – aber letztlich war es das Fehlen eines Brückenkopfes, das bisher wohl dafür gesorgt hatte, dass wir militärisch unsere ehrgeizigen Ziele im Kampf mit der Menschheit nicht erreicht hatten.

      Als ich zurück in Qatlanor war, versuchte mein Onkel mich erneut dazu zu überreden, den Seraif beizutreten. Aber ich hatte zu viel Verwirrendes erlebt, um die Initiative zu ergreifen und mich zu bewerben.

      Davon abgesehen, hatte ich mich als schwach erlebt. Nicht als ein strahlender Kriegsheld, der die Schiffe der Glaubensfeinde im Alleingang besiegt, sondern als jemand, der mit knapper Not dem Tode entkommen war. Ich hätte es damals um keinen Preis zugeben wollen, aber ich war wohl doch tiefer verunsichert, als ich mir das selbst habe eingestehen wollen.

      Es mag den einen oder anderen Downloader schockieren, dass ich hier über manche Begleit-Aspekte des permanenten Krieges berichte, die ansonsten gerne im Verborgenen gehalten werden. Menschliche Frauen haben die Angewohnheit, den Betrachter über ihr tatsächliches Alter mit Hilfe von